Immer dieser Putzwahn!

Über Geschmack lässt sich trefflich oder gar nicht streiten und Kunst liegt im Auge des Betrachters. Wie wahr das ist, hat mal wieder eine Künstlerin erfahren müssen, deren Werk so individuell interpretierbar war, dass eine Reinigungskraft sie für Müll hielt und entsorgte. Ärgerlich. Da hat man nachts zwischen zwei und drei einen Geistesblitz und ruckzuck, mit wenig finanziellem Aufwand, eine Installation erstellt und dann sowas. Wer kommt schon drauf, dass zerknüllte Folien auf dem Boden Flüchtlinge symbolisieren und die damit verbundene Krise. Wenn ich mich überwinden könnte, den Artikel um die empörte Künstlerin erneut zu lesen, wüsste ich auch, ob Europaletten beteiligt waren oder nicht. Das würde natürlich alles ändern.

Solche Kunst – sicher irre ich, wenn ich mich erinnere, dass sie Konzeptkunst genannt wird – ist auf ihre Art ja ganz ungemein anmaßend, denn wieso sollten sich viele, viele Menschen verunsichert bemühen, ins wirre Innenleben eines Einzigen zu schauen und immer unsicher sein, es auch ja richtig zu deuten? Was spricht dafür? Haben wir denselben Ärger nicht schon mit all den Streetstyle-Bloggern, die meines Erachtens von findigen und äußerst selbstbewussten, schlecht gekleideten und frisierten Pariserinnen erfunden wurden? Es ist natürlich ganz herrlich und bereichernd, wenn etwas aus dem ewigen Gleichklang von schmalen Hosen, kurzen derben Stiefelchen und Daunenjacken mit Fellkapuzen herausragt, jedoch – wie man sieht – auch gefährlich.

Für so Vieles ist die Masse einfach noch nicht bereit. Tafeln mit Erklärungen könnten da helfen. Oder Warnschilder. Aber klar, Querdenker muss es geben, sonst bleiben wir stehen. Auch mein Yogalehrer murmelte heute in unsere Anfangsmeditation, dass wir nur wachsen, wenn wir über unsere Grenzen gehen und uns immer weiter entwickeln, Routinen durchbrechen und Neues wagen. Menschen, die ihre Routinen so schätzen wie ich, tun sich da schwer. Denn durch äußere Routinen wird auch Freiraum im Inneren gewonnen. Das darf auch nicht vergessen werden. Warum sonst sitzen manche Erleuchteten seit Jahren in kühlen einsamen Höhlen? Egal, alles Ansichtssache. Einzelmeinungen, die nicht immer kondensfähig sind. Wie beispielsweise auch der Vorschlag aus Hamburg, dass Arabisch und Deutsch gleichberechtigte Sprachen in Deutschland werden sollen.

2 Gedanken zu „Immer dieser Putzwahn!“

  1. Da ich ein aus der Zeit gefallenes altes Prunkschaf bin, kann ich nur noch staunend den Kopf schütteln und fassungslos dem zuschauen, was die Menschheit so treibt. Das mit der Kunst ist einfach nur frech. Und ich bin froh, dass eine normale Frau aus dem Volk hier für Ordnung gesorgt hat. Hätte auch mir passieren können. Ich habe in Berlin bei einer Ausstellungseröffnung im Hamburger Bahnhof auf dem Boden einen Blecheimer, daran gelehnt eine dachrinnenähnliche Rinne und daneben auf dem Boden einen Putzlappen gesehen. Bestürzt habe ich sofort, man will ja Teilnahme zeigen, einen Ordner daneben gefragt, ob es nachts wohl einen Wasserschaden gegeben habe. Der sah mich kopfschüttelnd an und meinte, das ist eine Installation. Das ist jetzt 25 Jahre her. Bis heute wundere ich mich über das, was der Künstler im Kopf hatte. Und die anderen Auswüchse will ich nicht mehr kommentieren, die sind nur völlig daneben, alles unter dem Motto, Auffallen um jeden Preis. Übrigens man kann es auch unter Fasching und Narretei abtun. Man befindet sich in der Endrunde. Helau und Alaaf und Lach‘ am Lech.

  2. Über die Installation „Karneval im Rheinland“ kann man sicherlich streiten. Angst macht einem, wenn der eigene Friseur an Weiberfasching als Pandabär verkleidet vor einem steht. Ist das Kunst? Ich weiß es nicht. Bei diesen extremen Künstlern stehe ich auch da und sage, ja toll, was will er mir damit sagen? Ich glaube, da fehlt mir komplett der Zugang, vielleicht liegt es an meiner Bildung, was ich sicher weiß ist, dass ich Karneval nicht mag, egal was die da installieren, ich mach nicht mit!

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