Manche Männer und Menschen

In einer fröhlichen Tischrunde fiel zu später Stunde einmal der denk- und zitierwürdige Satz: „Das gilt jetzt aber für alle Menschen, auch für Männer!“. Was haben wir gelacht und uns auf die Schenkel geklopft. Das ist so lange lustig, so lange man leben kann wie wir es zum Großteil tun. Vielen Frauen hingegen mögen Männer durchaus wie eine völlig fremde Spezies erscheinen. Eine, die aus Spaß oder Frust zuschlägt, ausbeutet, verhöhnt, missbraucht. Wie bei den meisten Paralleluniversen bekommen wir in unserem selbst gewählten Mikrokosmos aus Freunden, Traummännern und Familie nicht sehr viel davon mit. Oft blenden wir selbst beim Medienkonsum Nachrichten mit bestimmten Inhalten einfach aus. Aber manchmal dringen sie eben doch zu uns durch. Wie die Begnadigung von Madame Jacqueline Sauvage in Frankreich. Seit ihrem 19. Lebensjahr wurde sie demnach von ihrem Mann misshandelt bis sie ihn schließlich nach 47 Jahren Martyrium erschossen hat.

Diese Frau hatte Nachbarn, hatte Familie, arbeitete in einem Unternehmen. Bestimmt haben einige gewusst, dass ihr Mann nicht gerade zimperlich war. Oder noch perfider, er war es nur zu hause hinter verschlossenen Türen nicht und in der Öffentlichkeit ein Charmeur. Die Damen, die ihr beziehungsweise das Geld ihrer Zuhälter auf den Straßen Roms verdienen müssen, werden hingegen völlig sichtbar platziert. Sie werden präsentiert, wo sie gesehen und nachgefragt werden: in aller Öffentlichkeit an der Straße. Zum Beispiel gegenüber des Pinienhains in Ostia, den Familien am Wochenende zum Picknicken, Spielen und Erholen nutzen. Wenn der Papa dann gegessen hat, überquert er die Straße und holt sich sein Dessert. Da Kontrollen und Verbote naturgemäß nichts ausrichten konnten, wurde nun zu einfacheren Mitteln gegriffen. Die Stadt hat äußerst massive und imposante Holzbalken entlang der Straße angebracht, damit Autos nicht mehr halten können. Was nämlich bei einigen Männern offenbar noch ausgeprägter ist als der Trieb, ist die Faulheit und wer nicht einfach vorfahren kann, spielt halt eine Runde Pingpong mit dem Sohnemann. Oder geht auf einen Karnevalsumzug.

Die libanesische Journalistin Joumana Haddad hat als Erklärung, Antwort und Aufruf auf all diese Umstände völlig zu Recht einen Gastbeitrag in der Zeit veröffentlicht, in dem sie – hört, hört – Ursache und Mitverantwortung solcher Miseren auf die Frauen, respektive Mütter zurückführt. Sie hätten die Möglichkeit, Kinder zu besseren Männern zu erziehen, zu Männern, vor denen sich keiner fürchten muss, zu Männern, die eben auch Menschen und keine triebgesteuerten, verwöhnten Idioten sind.

2 Gedanken zu „Manche Männer und Menschen“

  1. In den vergangenen Jahren habe ich so manches Buch von türkischen Schriftstellern und auch kritische Berichte von türkischen Journalistinnen gelesen. Es ging meistens um das Leben in der Türkei bzw. in den muslimisch geprägten Ländern. Übereinstimmend wurde festgehalten, dass das Hauptproblem im Umgang mit den Frauen die Erziehung der beiden Geschlechter sei. Übrigens ähnlich wie in Fernost der Kult um die Söhne. In diesen Ländern fehlen bereits heute Millionen von heiratsfähigen Mädchen, da man diese Geschlecht nicht so gerne aufgezogen hat. Wir hier in unserem Paradies, sollten wirklich dankbar sein für die Freiheiten, die wir haben und bei der Erziehung unsere Kinder auf Ausgewogenheit achten.

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