Moppelbarbie & Hitlerbär

Ich habe ein wenig in den Online-Medien gestöbert und einige Häppchen herausgepickt, die ich gerne „sharen“ möchten:
Es wird noch mehr Plastik verwendet. Und zwar für Puppen. Damit kein junkfoodsüchtiges, bewegungsvermeidendes, computerspielchattendes Kind mehr ein Unwohlsein oder den Hauch eines Zweifels am eigenen Lebensstil verspürt, wenn es denn mal analog spielt, gibt jetzt nämlich auch normale bis moppelige Barbies und damit alles mit rechten Dingen zugeht, in ganz vielen Farben mit ganz verschiedenen Haaren, auch in ganz verschiedenen Farben. Ich finde es wunderbar, denn Spielzeug soll Kinder in erster Linie wie schon Lord Fauntleroy weiß auf das große Spiel des Lebens vorbereiten und das ist nun mal vielfältig. Aber gerade diese Puppe ist eben von Haus aus ein dürres Ding. Dafür gibt es genügend andere Puppen. Die nicht so dürr sind. Oder gar einen riesigen Busen haben. Oder einen Freund.

Gibt es wirklich keine größeren Probleme? Karneval in Köln zum Beispiel? Erfundene Entführungen? Oder gar Teddybären mit Hitlerbärtchen? Ja, die gibt es wirklich. In Norwegen nehmen die Allergien bei Kindern so stark zu, dass die norwegische Herz- und Lungenvereinigung eine Kampagne gestartet hat, um mit eindeutig verkleideten Teddybären darauf hinzuweisen, dass nicht gewaschene Stofftiere genauso gefährlich sein können wie todbringende Despoten. Nun fragt man sich, warum die Bären so selten gewaschen werden? Wahrscheinlich haben die Eltern keine Zeit? Wie die Eltern, die ihre Kinder im Schlafanzug zur Schule bringen? Ich finde die Kampagne prima. Weil es das Hauptziel einer solchen, nämlich Aufmerksamkeit zu erzeugen, erfüllt. Andere hingegen finden, dass die bösen, garstigen Diktatoren eher das knuffige Image der Bären übergestülpt bekommen und man einer diese und ihre Taten dann gar nicht mehr so schlimm finden könnte. Oh mei, als ob das jemals passieren könnte in einer so bewussten Welt wie der unseren! Wo nicht mal ganz spezielle Puppen mehr ganz speziell sein dürfen. Denn mit Barbie haben immer schon spezielle Mädchen gespielt. Andere hatten Schlummerle, Bären (sic!) oder gar Meerschweinchen.

Der zeitgeistige Wunsch, dass alle Menschen alles haben, tragen und nutzen können sollen, treibt absurde Blüten. Flugzeugsitze müssen auf einen Meter fünfzig gebaut werden, damit ein sensibler 200 Kilo Mensch sich nicht benachteiligt fühlt, Packungsbeilagen für Reisewecker ins Kisuaheli übersetzt werden und wer heute noch zum lieben Gott betet und nicht zur lieben Göttin, gilt als hoffnungslos veraltet, schlimmer noch unsensibler Diskriminierer. Ich habe mal gelernt: was man kann, tut man, was man nicht kann, lehrt man. Übertragen glaube ich, dass es besser ist, mit einer Barbie zu spielen und jungen Menschen gesunde Ernährung beizubringen als ihnen vorzugaukeln, dass hirnloses Fressen schon ok ist und keine Folgen hat. Und dass man die Zeit, die man vor Computer hockt, auch mal dazu nutzen könnte, einen Teddybären zu waschen.

2 Gedanken zu „Moppelbarbie & Hitlerbär“

  1. Mal nebenbei, ich habe die falsche Brille auf, aber, da Gast hier im Haus, müsste ich jetzt aufstehen mit kalten Füßen zum Schrank eilen, lass ich lieber, mache kleine Verbauung auf Bauch und schon kann ich mit Lesebrille Text eingeben. Nach einem derart phantastischen Abendessen sollte kein Gast, und wenn es auch die Mutter ist, sich genötigt fühlen, auch noch einen Kommentar zu dreckigen Bären abzugeben. Als ich Kind war, wäre kein Mensch auf die aberwitzige Idee gekommen, einen Teddybären zu waschen. Warum auch? Es war halt ein Bär. Mein kleiner Bruder und ich hatten den ganzen Sommer durch irgendwie dreckige Hände. Sie wurden zwar gewaschen, aber dann nicht richtig gespült und getrocknet, es blieb immer Restseife und Feuchtigkeit auf dem Handrücken, das platzte dann auf und wurde von meiner Oma als „Grind“ bezeichnet. Dieser tat weh, war grau bis rot. Der müsse verschwinden bis die Eltern uns abholen, also Creme drauf. Aber Teddybären waschen, das gab es nicht. Heute versucht man die Kinder nicht mehr mit Dreck umzubringen (hat damals schon nicht funktioniert) sondern mit Reinheit, Seife genannt. Ich kann versichern, die Harten überleben dreckige Bärle und die Anderen….. Mei.

  2. Ja, nur die Harten kommen in …..jetzt mal ernst. Ich finde auch, dass heute alles perfekt, rein und immer kontrollierbar sein muss. Keiner macht mal was Verbotenes, Zündeln, wenn die Eltern nicht daheim sind, Schubladen durchsuchen, weil man neugierig ist oder mal die Hände nach dem Toilettengang nicht waschen. Ok, das sind jetzt nicht die besten Beispiele. Meine Tochter hat mich neulich gefragt, ob ich mal die Schule geschwänzt habe, ja da sitzt man erst mal da als verantwortungsvolles Vorbild und überlegt, was man sagen soll. Ja, klar habe ich die Schule geschwänzt, Unterschriften gefälscht, weil ich Angst vor dem Anschiss hatte wegen dem Fünfter in Englisch. Mei und heute: welches Kind wird denn bestraft oder muss für die Folgen seines Handelns den Kopf hinhalten? Sicherlich gibt es wichtige Dinge, die gerade auf dieser Welt passieren, aber man sollte darüber nicht vergessen, nicht immer vor allem Angst zu haben. Gehe jetzt und suche Bären, die ich waschen könnte 😉

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