Traurige Wahrheit

Schon unsere Großmütter wussten, dass Männer schlecht behandelt werden wollen. Ich finde das manchmal schwierig und nur mühsam zu bewerkstelligen und bin meist freundlich. Was ich allerdings heute bei meinem Stamm-Uralt-Italiener erleben durfte, schlägt dem Fass den Boden aus. An sich wollten eine Freundin und ich für unser spontanes Mittagessen auf unsere andere italienische Alternative ausweichen, weil dieser auch die bessere Minestrone, nicht aber die besseren Nudeln macht. Nachdem wir aber einen Parkplatz davor gefunden hatten, war – Montag – geschlossen. Wir wollten das tun, weil wir uns völlig zu Recht beim letzten Besuch des Stammitalieners ziemlich aufregen mussten und uns danach war, ihm zumindest innerlich eine Lektion zu erteilen.

Nachdem die Alternative eben geschlossen war, sind wir mit dem festen Vorsatz zurückgekehrt (uns fiel spontan keine taugliche Alternative ein), ihn dafür aber zu ignorieren und keineswegs für dumme Sprüche oder Unterhaltungen jeglicher Art herzuhalten. Was wir gelernt haben, war erschütternd. In all den Jahren war unser Wirt noch nicht so oft an unserem Tisch wie heute, hat uns mit Komplimenten überschüttet, Lieder vor unserem Tisch gesungen, unsere Meinung eingeholt und je einsilbiger wir waren, desto mehr lag ihm an unserer Zustimmung. Wir waren beinahe verzweifelt und wurden noch schroffer und das hat einen derartigen Wirbel an Freundlichkeit und Entgegenkommen ausgelöst, dass es uns beinahe unangenehm war. Sind nur Italiener so? Sind sie das von ihren Frauen gewöhnt?

Ich werde in den nächsten Wochen in jedem Fall mal testen, ob dieses Konzept übertragbar ist und da ich in Rom sein werde, bieten sich die grässlichen römischen Verkäuferinnen prima an. Vermutlich werden sie mir die Tüten nach Hause tragen. Fraglich ist nur, wie lange ich das durchhalte. Außerdem reise ich mit Mutter und Lebensgefährten und da möchte man ja auch nicht als Rüpel dastehen. Hier in Augsburg jedoch zieh ich das noch eine Weile durch, das ist sicher.

2 Gedanken zu „Traurige Wahrheit“

  1. Soweit ich mich erinnere, haben wir eigentlich jedes Thema bereits besprochen. Auch das Thema „Unfreundlichkeit“. In diesem speziellen Fall „Sicherheitskontrolle am Airport“. Ich habe mir nach einer wundervollen Nacht – nicht, was ihr denkt – ich war alleine und habe erstmals seit mindestens 12 Monaten bis 7.30 durchgeschlafen, vorgenommen, am Flughafen pure Liebenswürdigkeit auszustrahlen. Wir haben uns zum Einchecken ordentlich in die Schlange eingereiht, plötzlich von hinten die Ansage, wir möchten uns doch mit meiner Behinderung bitte an den Schalter hinter der weißen Wand begeben. Haben wir gemacht, wir haben fast geweint, weil die so lieb waren, ich wollte keinen Rollstuhlservice, wir bekamen das Gepäck alle Drei als Priority und sind losmarschiert, beim Sicherheitscheck, der pure Wahnsinn, man hat sich um uns bemüht! Wir, die wir Holzklasse fliegen. Bei mir pfeift es ja an fast allen Körperstellen, kein Problem, Scherze folgen durch die Luft, von Anspannung nichts zu spüren, es war wundervoll. Wir waren zwar fast nackt, ich habe den Fußballgott angefleht seine Hose festzuhalten, es war göttlich. Wir sind los gewandert und wurden von hinten gestoppt, Rollstuhlservice, ob ich wollte oder nicht, ich musste aufsitzen. Der Fußballgott fuhr den Rollator, am Gate spezielle Abfertigung mit eigenem Lift, Bus als Erste, Wahnsinn, dann in Rom Rollstuhl an der Flugzeugtüre bis zum Gepäck und dann kam das Taxi, das meine über alles geliebte, perfekt organisierte Bloggerin von Deutschland aus geordert hatte und jetzt, jetzt liege ich mit 3! Glas Wein intus im Bett und bin glücklich. Ah, Bolo gab es auch noch!

  2. Großer Neid schleicht sich hier ein ! Nein, nein nicht wegen dem Rollstuhlservice, nein natürlich wegen der Bolo und auch den 3 Gläsern Wein in Rom. Geht’s noch schöner! Kompliment an die beiden Damen, dass sie sich am Flughafen nicht haben reizen lassen, vielleicht strahlt ja der Fußballgott Ruhe aus.

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