Flanellbettwäsche

Jetzt kennen wir uns schon so lange, nun kann ich auch ein Geheimnis aus dem Schlafzimmer verraten. Ich habe mich nämlich verliebt und zwar in meine neue Bettwäsche aus Flanell. Mit Sternen und so weich, dass ich ab 19 Uhr verschämt auf die Uhr schaue, ob es vielleicht schon Schlafenszeit sei. Um das Maß voll zu machen, habe ich noch ein superflauschiges Bettuch und einen ebensolchen Schlafanzug. Kann es Schöneres geben? Das hätte ich mir früher zwar nicht vorstellen können, aber ich fiebere meinem warmen weichen Bett ungefähr genauso entgegen wie früher einem Mädelsabend beim Italiener.

Es hat doch wirklich alles seine Zeit. Als wir jetzt beim Skifahren waren und das noch in einem Ort, in dem ich früher recht gerne und oft war und vor allem auch gerne und oft und lange ausgegangen bin, hat es mich natürlich an die altvertrauten Orte gezogen und immer wenn mein Mann gefragt hat, ob ich denn rein gehen möchte, hat mich das Grauen gepackt und ich wollte nicht rein gehen. Wozu? Was tun? Und so verändern sich die Freuden eben. In unserem Hotel waren junge Mädels, Studentinnen, die fröhlich juchzend der Nacht und Kälte getrotzt haben und wenn man sie am nächsten Morgen gefragt hat, wie’s war, haben sie mit den Schultern gezuckt und nicht recht gewusst, was sagen.

Das zumindest war bei uns anders: wir konnten meist nicht an einem Frühstückstisch sitzen, weil uns noch übel war und wenn ich schon so lange aufgeblieben bin, weil ich schon immer gerne früh ins Bett gegangen bin, dann hat es sich meist sehr wohl gelohnt. Witzige Abende haben sich meist ergeben und sind nicht in Hotelzimmern mit günstigem Wein aus dem Supermarkt vorbereitet worden und wenn das Geld aus war, ist man halt heim gegangen, so einfach war das. Außer man hatte gute Vorarbeit geleistet und wurde eingeladen. Hihi. Um wieviel unkomplizierter ist da mein flauschiger Flanellsternenhimmel!

2 thoughts on “Flanellbettwäsche

  1. Exakt die gleichen Gefühle habe ich auch für meine Flanellbettwäsche. Ich habe sie genau zum richtigen Zeitpunkt in die Hände meiner guten Frau M geschleust und ahle mich nun täglich mit wachsender Begeisterung darin. Ich, der es früher nicht kühl genug im Bett sein konnte, immer nur Leintücher und kühle Damastbezüge und offene Fenster, und jetzt, ich gehe um 19.00 ins Bett, meine Hinfälligkeit gebietet direkt das Bett aufzusuchen. Wenn der Fußballgott nicht da ist, kann es durchaus auch 18.15 sein und wenn ich ganz gut mit mir meine, nehme ich schon mal ein Glas Wein mit. Ach, ich, die ich Bett und Schlafzimmer und so, immer blöde fand, und vor allem die Leute, die so gerne und lange im Bett waren, das waren für mich schwache Exoten die keine Ahnung vom Leben haben. Jetzt gehöre ich dazu. In diesen Tagen habe ich nun nur ein Problem, der Fußballgott und ich fliegen nach Rom und nächtigen in einem sehr guten privat geführten Haus, hoffentlich sind ausreichend Flanellbezüge vorhanden. Phoa, ich kann doch nicht als Handgepäck meine mit Rosen bedruckten Bezüge auf den Rollator schnallen, wie sieht das denn aus. Ach im schlimmsten Fall muß ich auf neue modische Kleidung aus Rom verzichten und kaufe halt Bettwäsche.

  2. Ja so wird man alt! Ich dachte mir das, als ich bei dem uns allen bekanntenm Discounter Heizdecken im Angebot entdeckte! Heutzutage sagt man Wärmebett, damit es nicht altmodisch klingt.
    Ich bin also hin und – großer Ärger – es gab keine mehr. Habe es empört meinem Mann berichtet und jetzt hat er mir und meiner Tochter gestern eine mitgebracht. Das fand ich echt süß! Wir Mädels hüpfen nun fröhlich abends ins Bett und mir ist auch Wurscht, was im Fernsehen läuft, spätestens um 21 Uhr bin ich im Bett.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert