Schweinehälftenmogule und arme Schweine

Die brillante Wetterapp auf dem iPhone hat uns mal wieder zu einem unverhofft erlebnisreichen Tag verholfen. Wären wir – bei dem Wetter, das es dann auch tatsächlich hatte – einfach zum Skifahren gegangen, was hätten wir alles nicht erlebt. So haben wir uns beim morgendlichen Blick aus dem Fenster sehr bestätigt gesehen, dass es am dritten, gefährlichen Tag doch viel besser ist, zu pausieren, vor allem und wegen des bedeckten, wolkenverhangenen Himmels. Man möchte ja nicht kopflos etwas riskieren, aus dem Alter ist man heraus. Also haben wir rumgewurschtelt, Emails beantwortet und sind heiße Zitrone trinken gegangen in unserem Stamm-Café-Bar-Pizzeria-Restaunrat. Anschließend hatte ich einen Tisch reserviert in einer hiesigen Institution, berühmt vor allem wegen der musikalischen Wirtin.

Recht hungrig vom Nichtstun waren wir pünktlich oben und bereits voller Vorfreude auf feinste Tiroler Spezialitäten, die es dann auch gab. Und weil die Sonne mir penetrant in den Rücken geschienen hatte, haben wir beschlossen, den Espresso draußen zu trinken. Und wie wahnsinnig schlau diese Entscheidung war, sollte sich alsgleich herausstellen, sozusagen herauskristallisieren. Wir kamen in der Sonne neben Ablegern der fröhlichen Gesangsrunde aus dem Nebenraum zum Sitzen. Alles bäuchige, rotgesichtige und eher derbe Menschen, die einen wilden Mix aus schwäbisch, hessisch und noch irgendwas gesprochen haben. Keinem von ihnen hätte ich meinen Hund zum Halten gegeben. Aber sie sprachen über die internationalen Großereignisse als würden diese alle ohne sie nicht stattfinden, nebenbei wurden Spielpartner für Zweitligisten per Telefon organisiert und über all die Pokale, die man zu hause hat, gesprochen.

Das waren aber in der Summe – abgesehen von den augenschädlichen Pullovern (nein, das Wort passt nicht für das, was sie trugen) – noch sehr nette, sympathische Menschen. Dann kam ein wahnsinnig dickbäuchiger Mann mit pockennarbigem Gesicht und den typischen Kutscherstiefeln, die hier jeder Mann tragen muss (wir wissen jetzt auch wieso, weil sie nämlich sehr teuer sind). Er saß noch nicht ganz, als er bereits begann darüber zu schwadronieren, wer ihm wieviel Geld schulde und von wem er welche Garantien hätte und sich wünschte, er würde die Frist verstreichen lassen, damit er ihn an den Eiern hätte. Mir sind fast die Ohren abgefallen. Heute Abend dann nach einem kleinen Bummel sprach meinen Mann ein Flüchtling an, wo es denn bitte zur Polizei ginge. Ich war natürlich sofort alarmiert, denn erst kürzlich habe ich vom neuesten Trick gelesen, dass Menschen, die Auskunft geben, auf Knien und mit Handküssen bedankt würden und so lange die Hände abgebusselt bekommen, bis dann auch die Uhr weg ist. Aber ganz ehrlich: diese Gefahr wäre wohl eher mittags real gewesen.

4 thoughts on “Schweinehälftenmogule und arme Schweine

  1. Ich sehe diese Herren direkt vor mir und sehe ebenfalls diese zarten, halbverhungerten, edelst gekleideten, allzu jungen, weiblichen Geschöpfe, die dann des Abends anbetend an den Lippen und den Geldbeuteln dieser Eliteherren hängen. Wie schön ist es doch, das alles aus der Betrachterposition zu erleben und nicht in der Not sein zu müssen, sich wegen des warmen Abendessens mit diesen Herren einlassen zu müssen. Bin froh, dass meine sehr verehrte Bloggerin längst aus diesem Alter heraus ist, immer schon einen klaren Kopf hatte und nun mit scharfer Zunge hierüber berichten kann. Ach, in unserem römischen Feldlager ist rein garnichts los. Nur meine Freundin hat heute ein wirklich gutes Werk getan und ihren fast über zwei Jahrzehnte langen, treuen und viel geliebten, vierbeinigen Begleiter erlöst. Wir haben viel geweint deshalb, aber für alle Beteiligten war es eine längst überfällige gute Tat.

  2. So, ich schalte mich mal wieder ein! Manchmal braucht man länger, um eine Entscheidung zu treffen, ging mir mit meiner lieben Gianni auch so. Tut mir leid für die Freundin des verehrten Prunkschafs! Nun zur lieben Bloggerin: ich bin etwas überfordert und habe leider die Zusammenhänge, was das nun für Typen waren, nicht verstanden, bitte da dringend um Aufklärung! Die Pause am gefährlichen dritten Tag war sehr weise und vernünftig, mein Gott, was für ein Wetter. Ich kann von hier nicht viel berichten, außer dass es auch wahnsinnig schönes Winterwetter bei uns hat, es fehlt nur der Schnee!

  3. Ach Mare, da mußt Du Dir keinen Kopf machen wegen der „Herren“, das sind so die großen Abstauber, die ganz Wichtigen, die mit den goldenen Uhren und den großen Autos, die man blöderweise nicht auf den Tisch legen kann. Wir alle wollen sie nicht, und unsere Männer sind edelste Schmuckstücke, auf die wir sehr gut aufpassen müssen.

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