Weiße Mäuse

Warum eigentlich gerade weiße Mäuse? Was ist schon so besonders an ihnen? Ich selbst habe nur mal eine einzige im Zoo gesehen, nicht mal im alkoholisierten Zustand sind sie mir untergekommen. Aber offenbar handelt es sich bei ihnen um ausgesprochen wehrhafte Tiere. Wird man – so unsere Tageszeitung – von einem Vergewaltiger bedroht, also nicht in der Art, wie man sich in Paris vor Betreten eines Geschäftes entblößen muss, sondern so richtig, dann wird vorgeschlagen, man solle kess ausrufen: „Ach, schau doch mal, da tanzen sie, die weißen Mäuse!“. Dieses regelunkonforme Verhalten soll den Vergewaltiger von seinem garstigen Planen und Tun abhalten und wieder auf den rechten Weg führen. Zumindest soll es dem Opfer Handlungs- oder Fluchtzeit geben. So weit, so gut.

Paradoxe Intervention, meine absolut liebste Wortkombination und Handlungsmaxime, hilft ja so manches Mal. Ist eine Verkäuferin so richtig biestig, kann sie nichts leichter aus der Fassung bringen wie unerschütterliche Freundlichkeit. Zieht einer an einem Ende, lässt man am besten los. Rempelt einer wüst, um als erster am Buffet zu sein, genügt oft schon ein freundliches „Bitte, nach Ihnen, Sie haben bestimmt viel mehr Hunger als ich!“. Die Menschen gehen ja meist mit einem fix und fertig geschriebenen Skript oder Drehbuch durchs Leben. Ich auch übrigens und so habe ich es laut meinem Mann zur absoluten Meisterschaft in der Disziplin „präventiver Vergeltungsschlag“ beim Flughafen – oder Hotelcheckin gebracht. Erinnert mich eine an eine Handarbeits- oder Deutsch/Mathelehrererin, hält mich rein gar nichts mehr. Wer mit mir in der Klasse gewesen wäre, wüsste, warum. Ich übertrage dann alle schlimmen Eigenschaften auf diese arme Person und fauche blindlings durch die Gegend.

Erschütternd für mich ist es dann, wenn mir ein freundliches, am Ende gar herzliches Lächeln erwidert wird. Dann bin ich völlig entmachtet und an sich recht zauberhaft. Aber ob das bei einem Vergewaltiger auch klappt? Begegnet man einem Bären, soll man sich ja, egal wie er aus dem Maul stinkt oder sich gebärdet (hihi), in jedem Fall ruhig halten, bloß nicht bewegen, weil das Dummerle dann denkt, man sei tot und dann mag er einen nicht mehr. So haben übrigens auch schon Geiseln überlebt. Um auf den Ernst der Sache zurückzukommen: ich glaube, weder die von Kölns Bürgermeisterin vorgeschlagene Armlänge Distanz noch die weißen Mäuse helfen, wenn einer Böses im Schilde führt, vor allem, weil er im Zweifel die Worte nicht mal versteht und vor lauter Alkohol schon selbst weiße Mäuse sieht. Und ob einem das dann auch alles einfällt ist fraglich.

3 Gedanken zu „Weiße Mäuse“

  1. Bereits heute konnte ich mit Vergnügen in der Zeitung des römischen Feldlagers die Bitte um Übersetzung ins Arabische lesen. Das ist völlig richtig, oder eventuell auf Englisch: Attention here are white mice coming! Oh my God.
    Na ja ein wenig erinnert mich das an die Aufschrift auf einer Verhaltensregel bei Brand. Da steht: bei Feuer bitte 112 rufen. Woraufhin eine betage Dame sagte: also in meiner Kinderzeit haben wir immer FEUER gerufen!
    In jedem Fall, ich werde mir diese Schlüsselsätze notieren und diesen Zettel notfalls dem Vergewaltiger in die Hand drücken und dann mit dem Rollator Fersengeld geben.
    Wenn das nicht so entsetzlich wäre, könnte man ja lachen, aber wenn man dann die Sturheit gemischt mit völliger Hilflosigkeit bei unserer Kanzlerin sieht, dann vergeht einem das Lachen.

  2. Also nun bin ich ja auch noch sehr nahe an dem Ort des Geschehens dran und ganz ehrlich, ich bin fassungslos. Ich habe schon zu Beginn dieses Flüchtlingsdramas zu einer Bekannten gesagt, dass ich davor am meisten Angst habe, dass diesen Männer Wurscht ist, was eine Frau sagt oder tut, für die zählen wir doch gar nicht als gleichberechtigt, sondern haben das zu tun, was sie für richtig halten. Dies wird ja nun auch von den Flüchtlingen selbst in Interviews erläutert die Frau hat in arabischen Ländern das zu tun, was Männer sagen! Nun treffen die hier auf selbsbestimmte, zum größten Teil emanzipierte Frauen und denken, wir werden ihnen auf dem Tablet serviert. Die haben keinen Respekt vor uns und wenn man das schon mit der Muttermilch injiziert bekommen hat, ja dann hilft die ganze Integration nichts! Ganz tief drinnen wird das Gefühl immer bleiben. Und jetzt zu dieser Oberbürgermeisterin: ja wo war denn ihre Armlänge, als sie mit dem Messer attackiert wurde? Eine Frechheit und ein Zeichen der Hilflosigkeit! Soll ich jetzt meiner Tochter sagen: Kind halte man schön eine Armlänge Abstand zu den bösen arabischen Männern? Also echt, ich könnt mich so aufregen.

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