Putzen in Paris

Nun sind es schon drei Jahre, dass wir in unserer kleinen Wohnung hier in Paris leben. Wir haben eine zauberhafte, etwas verstrahlte Vermieterin, Fleur, Blume heißt sie. Normalerweise vermietet sie die Wohnung an Menschen, die hier Urlaub machen, eine Sprachschule besuchen oder von der Firma hierher geschickt werden und nicht immer im Hotel sein wollen. Wir sind – das kann man ruhig mal so sagen – ein echter Glücksgriff für sie. Lange da, dafür nicht oft da, pünktlich, leise und zuverlässig. Mehr geht fast nicht. Daher erfüllt sie uns, nach einer kleinen Bockerei bei der Eingangstüre, auch fast jeden Wunsch. Wir äußern aber eh fast keine, mein Mann schon gleich nicht, weil der hier nur durchfliegt, eher ich.

Im letzten Jahr allerdings hat mich der Blick die Wände hinauf immer mehr erbost. Paris ist eine Großstadt und wenn schon meine Haare schmutzig, im Sinne von schmutzig werden, ist das bei Wänden auch nicht viel anders. Und so waren oben herum durchaus mausgraue bis asphaltgraue Schatten zu sehen. Vor allem in der Küche und es hat begonnen, mich zu stören und das kennt bestimmt jede Frau (Männer können ja so Einiges wegatmen, weil sie zwischendurch von so wichtigen Dingen wie Weltretten, Rumjetten oder im Internet surfen abgelenkt sind), dass man irgendwann an nichts anderes mehr denken kann. Also habe ich sie angerufen, sie war entsetzt und hat versprochen, zu streichen. Wann? Ja, am besten über Weihnachten. Prima.

Heute sind wir zurück gekommen. Alles war gestrichen, alle Bilder standen auf dem Boden, das heiß geliebte siebenhundert Jahre alte Parkett, auf das wir immer, immer gut aufpassen sollen, war verstaubt und weißlich und gar alles war vertaubt. Und ich verschnupft. Nachdem wir lange nach Putzfrauen gesucht hatten (mir war ehrlich gesagt schon ganz schwummrig, weil eine Pariser Putzfrau, die nur französisch spricht, nur einmal kommt und das auch nicht gerne so ziemlich das Allerletzte ist, was ich brauchen kann), hat Fleur den Ernst der Lage erkannt und hat gesagt, sie ist in zwanzig Minuten da. War sie auch. Mit ihrem professionellen Handwerksköfferchen mithilfe dessen sie dann in einer Stunde alle Bilder aufgehängt hat und wir zusammen in weiteren zwei Stunden alles geputzt und auf Vordermann gebracht haben. Ich bin sehr entzückt und inzwischen davon überzeugt, dass Pariser nur in der Masse schwierig wirken. Einzeln sind sie arg praktisch und nett. Also Fleur zumindest.

2 thoughts on “Putzen in Paris

  1. Das klingt sehr gut. Bravo den Parisern. Hätte ich auch nicht erwartet, aber es ist sicher eine geheime Verbindung zwischen Euch beiden. Mme. Fleur kann dankbar für unsere sehr verehrte Bloggerin sein und ich kann nun entspannt schlafen.

  2. Was für ein Neujahrsempfang! Fleur was für ein Name. Die Tochter einer Freundin von mir heißt sogar Marie-Fleur also es geht noch besser. Gut, dass diese Fleur die Situation richtig erkannt hat und als Putzkolonne mit der lieben Bloggerin durch die Wohnung geschnobert ist. Ich sehe es förmlich vor mir!

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