Feedback-Woche

Warum ist man eigentlich so scheu mit Feedback? Mit dem Äußern seiner Meinung? Wenn ich wo gerne und regelmäßig hingehe, fände ich es ärgerlich, dies nicht mehr tun zu können, nur weil ein Aspekt der Leistung mir nicht gefällt oder mich gar verärgert. Ich bin äußerst freigiebig mit Lob, bei Kritik dafür eher scheu. Mein Mann sagt nie was, geht dann einfach nicht mehr hin, was ich in Timbuktu praktikabel finde, in einer mittelgroßen Stadt mit kleinem Tagesradius hingegen ausgesprochen hinderlich. Und so beginne ich gerade, mir anzugewöhnen, bei Dingen, die mich wirklich stören, etwas zu sagen. Und – oh Wunder – es klappt einwandfrei.

Im Gegenteil, die Beziehung wird besser, weil der Andere merkt, dass man Vertrauen hat, weiß, dass es normalerweise besser geht und vorhat, wiederzukommen. Ich habe das nun bei meiner Autowerkstatt, einer Tankstelle und meiner Maniküre in Augsburg (in Paris ist das echt tippitoppi) probiert und alle drei waren froh, haben sich bedankt und gemeint, sie hätten schon gewusst, dass da was nicht ganz rund liefe, aber wussten nicht genau, was und wo. Und so habe ich jetzt bei JET einer künftigen Tankstellenbetreiberin zu einem riesigen Lob und vielleicht sogar einem Karriereschub verholfen, dafür gesorgt, dass der Kosmetiksalon meines Vertrauens eine ordentliche Lackpräsentationsfläche bekommt und bekomme – ebenfalls lackorientiert – meine Türe nochmal poliert. In Rom zum Beispiel wird man kaum ernst genommen, wenn man das erste Angebot einfach so nimmt. Oder gar den ersten Tisch. Da muss man sogar manchmal erst beinahe streiten und sich dann versöhnen und ist dann Freund fürs Leben, weil man gemeinsam einen großen Missverständnisstein weggerollt hat. Das finde ich allerdings anstrebend.

Die Grenze zur Mäkeligkeit ist ziemlich schmal und ich habe in meinem ersten Job gelernt, dass man immer nur den Ball, nie den Spieler treten soll. Wenn so eine Bemerkung nicht gut aufgefasst wird, ist das auch gut, dann weiß man, dass das nicht das Umfeld ist, in dem man weiter kaufen oder sich bedienen lassen muss und da wir zum Glück nicht im Sozialismus leben, gibt es ja auch immer Alternativen, die besser passen. Ich für meinen Teil habe jetzt jedenfalls meine Feedback-Woche abgeschlossen und sogar einen neuen Schuster gefunden, ab jetzt kann ich mich auf den Geburtstagsausflug mit Mare und co freuen!

4 Gedanken zu „Feedback-Woche“

  1. Ich finde das ja toll, dass die Bloggerin ihr Feedback so freizügig verteilt. Oft habe ich ihr schon gesagt, was für tolle Talente sie hat und ich glaube, da ist jetzt noch eins dazu gekommen. Einfach ist das ja nicht, aber wie ich selber schon erfahren habe, wenn man sich dann mal traut, geht es ganz gut. Bis jetzt habe ich es allerdings nur geschafft, Krawall zu machen, konstruktiv war das glaube ich nicht. Witzig ist, dass es auch in der Werkstatt war! Ich freue mich auch auf den Ausflug, mal schauen, was da an Feedback kommt!

  2. Grundsätzlich gebe ich Euch recht. In der Ausführung scheitere ich dann doch häufig an der mäßigen Intelligenz der Leute, über die ich stolpere. Sicher, auch ich suche dann einen Abteilungsleiter, Geschäftsführer, immer übergeordnete Personen um klarzumachen, dass es Verbesserungen geben könnte, müsste, sollte. Wenn man aber so wie ich bereits an der Inhaberin mit einer berechtigten Klage scheitert, wie gehts dann weiter? Auch die Drohung, das einzige Fachgeschäft im römischen Feldlager zukünftig zu meiden und in den Nachbarort auszuweichen, vergebens, ich werde da, trotz dieser Lappalie, sehr zornig. Wahrscheinlich ist einfach nicht mehr hingehen das Beste. Und wenn mir jetzt noch jemand verrät, an wen man sich erfolgreich und ohne Warteschleife wegen dieser verd…. Telekom wenden kann, küsse ich ihm den Boden vor den Füßen.

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