Don’t complain, don’t explain

Das hab ich heute zum ersten Mal gehört und finde es großartig. So divenmäßig und autark. So werde ich das jetzt auch machen. Warum auch erklären, was man tut? Es hilft doch auch Kindern nicht immer weiter, wenn man ihnen mit zwei Jahren exakt darlegt, warum es jetzt keinen Kaugummi an der Kasse gibt oder man gefälligst stehenbleibt, wenn die Mama das sagt? Erklärungen sind leider oftmals Ausreden für etwas, das man nicht getan hat oder wenn man zu spät ist, habe ich festgestellt. Ich bewundere Menschen, die einfach zu spät kommen und dann da sind. Einfach so. Als wären alle anderen zu früh. Ich hingegen werde vollkommen panisch und wenn – ich kann die Male, bei denen ich zu spät war, an einer Hand abzählen – dann liegt es mir auch am Herzen, ein so abartiges Verhalten zu erklären.

Wie cool es ist, sich nicht zu erklären, habe ich auch heute erleben dürfen. Wir waren beim Mittagessen mit Freunden und Bekannten und einer reichte ein kleines Präsent an seinen Kumpel, ohne Anlass meines Wissens. Dabei hat er offenbar nicht bedacht, dass es sich um ein Geschenk zu seinem Geburtstag von anderen am Tisch gehandelt hat. Er ist einfach saucool darüber hinweg gesegelt und hat der Sache somit überhaupt keinen Raum, kein Fitzelchen Energie gelassen. Und so ist es auch nicht zu etwas Großen geworden. Angeblich soll man ja deshalb auch nicht mehr ‚Gesundheit‘ sagen, wenn jemand niest, um dieser ungewollten Lautäußerung keinen weiteren Raum einzuräumen.

Ähnliches gilt wohl auch für das Nicht-Beschweren. Eine Bekannte von mir beschwert sich seit Jahren immer über Dasselbe, ich habe bald den Eindruck, es ist Teil ihrer Konversation. Ich merke an mir selbst, dass ich es nicht mehr mit demselben Schwung höre wie noch vor Jahren und dass ich auch etwas abgestumpft bin, so dass sie die Dinge immer dramatischer schildert, was aber auch nicht wirklich hilft. Was bewirkt das in einem Menschen, wenn er derart mit Negativem zugeschüttet wird? In den wenigsten Fällen Anteilnahme, eher Rückzug. Natürlich gibt es Zeiten, da muss man sein Herz erleichtern und seine Gefühle teilen, aber immer? Und nie was ändern? Ich finde das schwierig, möchte es aber an dieser Stelle nicht weiter erklären…

3 Gedanken zu „Don’t complain, don’t explain“

  1. Ja, ich finde es auch sehr cool, nicht zu erklären, nur zu handeln. So wie der Ehemann einer Freundin vor dreißig Jahren, nach dem Urlaub mit Frau und Kind, stellt er den Koffer im Flur ab und sagt, so, das war’s, ich lasse mich scheiden und verschwindet. Er ward erst vor dem Richter wieder gesehen. Ich wünsche mir auch, so zu sein und nicht immer wie verrückt zu rudern und zu erklären. Werde ab sofort nur noch handeln. Mal sehen, was passiert. Irgendwann erfahren es die Blogleserinnen.

  2. Man sagt ja uns Frauen nach, alles erklären zu müssen und nicht einfach die Sache so im Raum stehen zu lassen. Leider erkläre ich auch zu viel, vor allem die Dinge bei denen ich unsicher bin, vielleicht will ich nur die Meinung des Gegenübers hören, um für mich eine Entscheidung treffen zu können. Auf jeden Fall sollten wir damit aufhören, wir sind emanzipierte, selbstständig denkende Frauen und brauchen unsere Entscheidungen, Verfehlungen (die gibt es ja kaum) zu erklären, weil dann alle denken, wir stehen nicht hinter dem, was wir sagen und tun. Das haben wir nicht nötig. Also meine Damen das üben wir jetzt diese Woche mal!

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