Hilfen?

Gleich vorweg: Die Zeit, in der ich eine Haushaltshilfe hatte, war kurz und schlimm. Sie hieß Gabriella und war die Schwiegermutter unseres Portiere in Rom. Sie war damals vermutlich um die fünfzig und SEHR fit. Die Stunden, in denen sie zu uns kam, habe ich gefürchtet und in der Zeit, in der sie bei uns war, habe ich versucht, so unauffällig wie nur irgend möglich in meinem Büro zu sitzen. Sie hat Unmengen an salmiakhaltigem Reiniger für den Boden verwendet, die Wohnung hat so stark gerochen, dass ich noch stundenlang danach lüften musste. Über Minuten hinweg war immer wieder das ‚Pfffft pfffft‘ von einer Sprühflasche zu hören, denn das war sozusagen ihr Tätigkeitsnachweis.Hemdenbügeln wurde bei ihr zu einer Arbeit, die als neue Foltermethode in Guantanamo eingesetzt werden könnte, allerdings auch für mich. Brauche ich vier Minuten für ein Hemd, hat sie in der Stunde vier Hemden geschafft. Fenster sahen nach dem Putzen aus, als hätte man mit Butter drüber gewischt und sie war Meisterin im Drumherumputzen.

Kurzum, das Effektivste an ihr war ihre Schreckensherrschaft über mich. Im ersten und einzigen Jahr hat sie mich im August vor ein Ultimatum gestellt: entweder sie bekäme Urlaubsgeld oder sie käme nicht mehr. Mir wäre sehr recht gewesen, wenn sie das wahr gemacht hätte, aber da Claudio, der nichtsnutzige Vorgänger unseres Juwels Massimo, einen Schlüssel von uns hatte, war mir dabei nicht sehr wohl, denn immer wieder hat sie anklingen lassen, was für drahtige Kerle sie kenne. Kurzum, das Beste an Gabriella war, dass sie einen Teil unserer alten Möbel genommen hat als sie und ihre ganze Familie in ein besseres Leben gezogen sind und weil sie wohl auch den Eindruck hatte, uns einen Riesengefallen zu tun, hat sie sich auch gar nicht erst bedankt. Ich habe ihr keine Träne nachgeweint und bin seitdem vehementer Selbstputzer.

Zumal ich ruhigen Gewissens eh niemand Vernünftigen finden würde, denn wer steht auf Abruf bereit und kommt, wenn ich mal da bin? Also kann ich – wenn es ganz blöd läuft – in einer Woche drei Mal Betten beziehen. Aber das sind Kleinigkeiten, die ich gerne noch in Kauf nehme, denn egal, wo ich hinhöre, scheinbar überall führen Haushaltshilfen ein solches Terrorregime Sie waschen teure Kaschmirpullis zu klein, verfärben Wäsche, zerkratzen Edelstahlflächen und sehen hartnäckig Kalkflecken am Waschbecken nicht. Menschen, die eine Haushaltshilfe beschäftigen, geben soviel von ihren persönlichen Belangen und auch die Verantwortung für ihr Wohlbefinden ab, dass ich sie sehr bewundere für ihre große Toleranz diesbezüglich. Ich habe die noch nicht.

3 Gedanken zu „Hilfen?“

  1. Beim Thema Putzfrau kann ich vier Wochen lang schreiben und bin immer noch nicht fertig. Als junge Frau, also mit Mitte Vierzig hatte ich meine erste Putzfrau, da ich aus gesundheitlichen Gründen einfach verschiedene Dinge nicht mehr so ganz gut machen konnte. Meine erste Hilfe wollte mit aller Gewalt wenn sie da war, mit mir Brotzeit machen, d.h. ich kochte den Kaffee für sie und strich ihr Brote, musste mit ihr am Tisch sitzen und plaudern. In der Arbeitszeit natürlich. Sie hat auch sich immer Karten gelegt und hat als Abfallprodukt bei mir die unwahrscheinlichsten Dinge kommen sehen. Wahnsinn. Alle Damen kamen auf Empfehlung von Nachbarinnen oder guten Bekannten. Ob die alle immer das Beste für mich wollten stelle ich, bzw. stellte ich in Frage. Also ganz ehrlich, jetzt bin ich schon froh über meine Hilfe, aber noch froher bin ich, wenn die drei Stunden pro Woche rum sind. Früher bin ich zum Reiten gegangen oder der arme Hund mußte ewig Gassi gehen, ach es ist schon am besten wenn man ganz ohne Hilfe auskommen kann, aber im Alter, wer kann das dann immer.

    1. Alter und Krankheit und Vollzeit Büro und acht Kinder sind selbstverständlich ausgenommen, aber in meinem Bekanntenkreis gehört eine Haushaltshilfe – meiner Meinung nach meist grundlos – offenbar zum guten Ton.

  2. Auch ich hatte mal so jemanden für ein paar Wochen im Haus. Gut, ich gebe zu, meine Bäder sind seit dem nie mehr so blitzsauber gewesen. Sie kam immer Donnerstag Nachmittag, was blöd war, weil wir da auf jeden Fall alle zu Hause waren. Die Kinder und ich fühlten uns immer unwohl und waren froh, als sie wieder weg war. Na ja, man muss wohl in sowas heingeboren worden sein.

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