Vom Hamster(n)

Irgendwie muss es doch in der Natur liegen, obwohl es natürlich gänzlich gegen die allseligmachende Maxime des ‚im Hier und Jetzt Lebens‘ geht: Das Einmachen, das Konservieren. Also in meiner Natur liegt es sicherlich. Ich hätte – wenn es aus platzmäßig ginge und ich wüsste, dass es auch irgendwann mal gegessen wird – eine Speisekammer so groß wie ein Ballsaal. Im Gegenteil, ich würde vermutlich im Ballsaal Schinkenhälften aufhängen und eingemachte Pfirsiche verstauen. Oder getrocknete Pilze. So beschränke ich mich darauf, Marmelade zu kochen oder Kompott. Kaum dass etwas im Angebot ist oder mich anlacht, kaufe ich es und überlege meist erst zuhause, was ich damit anfangen könnte.

So auch vorgestern bei einer großen Kiste mit Feigen, die es bei der Metro gab. Nicht dass ich, die ich die Woche über meistens alleine bin, eine ganze Kiste bräuchte, aber sie sahen herrlich aus und waren da. Und dann waren sie auch schon in meinem Einkaufswagen und zuhause. Ähnlich ging es mir mal in Rom mit einem besonders listigen Marktverkäufer, der mir, als ich nur noch ein bisschen Obst zum Frühstück für den nächsten Tag (an dem wir nach Augsburg zurück geflogen sind) kaufen wollte, fünf Kilo Kirschtomaten zu einem ‚prezzo speciale e unico‘ aufgedrängt hat. Wer hätte da nein sagen können? Bei dem Preis? Also bitte! Ich jedenfalls nicht.

Und so musste ich mir zuhause nicht nur das Hirn zermartern, was ich mit soviel leicht verderblicher Ware anfangen könnte (an nur einem Tag) und mich auch noch vor meinem Mann rechtfertigen, ob ich vielleicht was mit dem Tomatenverkäufer hätte, denn anders sei das ja wohl kaum zu erklären. Außer bei Schwimmbrillen hat er das Hamstergen eben nicht sehr ausgeprägt. Ist vielleicht eher weiblich. Auch bei Schuhen passiert das ab und an. Ich leider schon. Und in der Tat kommen einem ja dann auch großartige Ideen und auf einmal sind alle drumherum so froh, einen solch kreativen Hamster in der Familie zu haben. Würde ich jetzt nicht grade auf den besten Zwetschgendatschi der Welt warten, könnte ich zum Beispiel eine Feigencrostata machen. Ja, könnte ich. Mit meinen tollen Vorräten.

3 Gedanken zu „Vom Hamster(n)“

  1. Das erinnert mich sehr an meine ganz frühe Jugend. Diese habe ich jeden Sommer in Regensburg zusammen mit meinem kleinen Bruder bei unseren Großeltern verbracht. Die Oma hatte in der damaligen Zeit, also noch während des Krieges und dann nach Kriegsende und weiter, einen ca. 800 qm großen Gemüsegarten. Es gab keinen Rasen, Blumen nur aus Versehen, alles, was wuchs, konnte man essen. Ganz viele Bäume mit allem Obst und Sträucher mit allen Beeren. Und die Oma hat den ganzen Sommer durch geerntet und eingekocht. Für uns Kinder war das das Paradis pur. Tagsüber ernten und am nächsten Tag dann einkochen oder den Dampfentsafter arbeiten lassen. Es war viel Arbeit und anstrengend und meine Oma hat immer sehr viel gearbeitet, aber wir Stadtkinder waren sehr froh darüber, so feine Sachen zu bekommen. Denn das Obst gab es halt nur in der Jahreszeit, wo es normalerweise wächst und reif wird. Auch Eier wurden eingelegt, denn im Winter legen die Hühner so gut wie nicht. Das wissen wir alles heue nicht mehr.
    Die Oma hat auch täglich Gemüse gekocht und ihre Kräuter alle selbst gehabt. Fleisch nur an besonderen Feiertagen. Oder wenn unsere Eltern kamen, uns abzuholen, dann wurde eines der eigenen Hühner geschlachtet. Ich habe schon mal drüber berichtet und möchte nicht langweilen. Aber der Nachbar, der Schlund (er hieß so und war Gastwirt) musste das Huhn töten und Oma hat es dann gerupft. Bilder, die ich noch vor Augen habe.
    Bei unseren kleinen Wohnungen ist es besser, dass wir nicht alles selbst anbauen und verarbeiten müssen, aber ich glaube, wir alle würden es sehr schnell wieder lernen, wenn es erforderlich werden würde.

  2. Natürlich bin ich beeindruckt von dieser tollwütigen Vorgehensweise, um seine Vorräte aufzufüllen. Ich bin leider nicht so, also diese Gene wurden irgendwie bei mir nicht angelegt. Ich koche gerne, kaufe frisch, lasse mir jeden Tag einfallen, was ich koche oder backe und freu mich, dass ich in dieser Vielfältigkeit einkaufen kann. Aber einmachen tu ich gar nichts. Ich habe mal viel Erdbeermarmelade gekocht, weil in meiner Familie fast ausschließlich diese gegessen wird. Nun, ich hab sie auch selber gepflückt, sonst lohnt es sich ja nicht, da wäre ja nichts gespart. Nun ja, ich habe dann immer wieder hören müssen, dass meine Marmelade immer etwas grau wäre und die von der Oma immer so schön rot sodass ich diese befragt habe, warum denn das so sei und was sie anders macht. Der Tip war ein paar Spritzer Zitronensaft hinzu zu geben. Ich, frohen Mutes dies getan und trotzdem war meine Marmelade immer irgendwann grau. Ich habe dann nach einem gemütlichen Sonntagsfrühstück und Mäkeleien über besagte Marmelade alles Vorräte in die Mülltonne geschmissen, meine Einmachgläser habe ich an Bekannte verschenkt und seitdem nie wieder Marmelade eingekocht!

    1. Also ich muss schon sagen: das sind Härtebedingungen und wenn sie schmeckt, soll sie von der undankbaren Bande gefälligst gegessen werden. Da wäre ich auch drakonisch.

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