Heute sind wir beide zusammen so früh aufgewacht, dass wir wild entschlossen, unsere letzte und einzig komplette Ferienwoche ernsthaft anzugehen und ausgiebig zu genießen, auch gleich um neun Uhr zum Strand aufgebrochen sind. Um halb zehn haben wir einen frisch gebügelten Pasquale angetroffen und kamen in den Genuss, direkt vom Chef einen Caffè gebrüht zu bekommen, also mein Mann, ich hatte schon zwei zu Hause. Kann ja keiner ahnen, welche Vergünstigungen warten, wenn man antizyklisch aufschlägt. Gemütlich an einem runden Tischchen nahe der Bar haben wir unsere Hörnchen zerrupft und unsere Getränke geschlürft. Kellner, fast unkenntlich ohne ihre Arbeitskleidung, trudelten fröhlich und mit noch matt-wachen Augen ein und wurden wie Kinder am Frühstückstisch begrüßt.
Und als dann ein schwer arbeitender Maler (weiße Flecken am Ellenbogen) seinen Birnensaft serviert bekommen hatte, hat Pasquale uns die Freude gemacht und uns von seinem reichen Leben erzählt. Dass er Dinner en blanc entlang der Promenade abgehalten hat, die Hochzeit seiner Tochter vier Monate Vorbereitung und er als Spezialist für ‚Crudi‘, rohe Meerestiere, mal ein Streitgespräch im Fernsehen hatte und daraufhin die Telefone bei ihm nicht mehr still standen. Wir haben uns Dinge erzählt, die man eben nur in der unschuldigen Atmosphäre des Morgens so rausrutschen lässt. Dazu gehörte auch sein Geständnis, dass er trotz allen Geschimpfes über die korrupte Ostienser Stadtpolitik doch sehr zufrieden mit seinem Leben und seiner Cappannina ist und dass das Einzige, was er im Leben anders machen würde, tatsächlich das Tanzen lernen ist. Denn gerade um Ferragosto herum ist es ihm unangenehm aufgefallen, dass alle fröhlich rumhopsen, gar am Strand schlafen, nur er eben nicht.
Solcherart integriert haben wir dem wartenden Emilio unsere Bons gegeben, den marrokanischen Handtuchverkäufer mit dem ‚Bauernmadl-T-shirt‘ Guten Morgen gewünscht und sind zum Strand geeilt. Urlaub birgt schließlich auch gewisse Verpflichtungen und die müssen ernst genommen werden. Als wir uns gerade gemütlich in die Morgensonne gewellert hatten, kam Pasquale mit einer braunen Papiertüte zu uns. Roberto, der fabelhafte, einzigartige Pizzaiolo konnte nicht umhin, uns eine hauchdünne focaccia mit Mortadella zuzubereiten. Kann ein Strand- und Ferientag besser beginnen?
Meine liebe Mare, allmaehlich habe ich den Eindruck, dass dieser Blog nur noch geschrieben wird, um uns unser klaegliches Dasein zu zeigen. Das Beste ist, ich gehe gleich garnicht drauf ein. Das ist alles so aus der Luft gegriffen, also ich weiß ja auch nicht, welcher Teufel da unsere sehr verehrte Bloggerin reitet. Also wirklich, belegtes Bot an den Strand schleppen und lauter so Zeug, wer will denn sowas? Entweder ist es in Rom viel heißer als es den dortigen Bewohnern bewusst ist und sie träumen bereits in anderen Sphären oder sie fiebern, ein wenig erinnert mich das Ganze an das Bielefeldsyndrom. Ich hab mir jetzt zum Trost gegen alle Vorbehalte Gummibärle und nicht zu knapp ins Bett geholt und werde zum nächsten Artikel uebergehen