Nach zwei wunderbar kühlen, verregneten Tagen, für deren ausführlichere Beschreibung ich mir sicherlich Prunkschafens Zorn zuziehen würde, ist heute die Sonne zurück gekehrt, allerdings mit genügend Wind, um endlich ein seit letztem Sommer gehegtes und bewahrtes langärmeliges, griechisch anmutendes Toga-Gewand anzuziehen. Ich bin ja normalerweise der Typ des Gleichanziehens, zum Entsetzen meiner Mutter auch Gleich-im-Laden-Anlassens, denn wozu was kaufen, was man nicht gleich seiner Bestimmung zuführen kann? Deshalb finde ich es auch ausgesprochen kontraproduktiv, jetzt schon keine Saldiware mehr im Angebot zu haben, sondern schon Kaschmir und Pelz? Wer will das bei 38 Grad? Wer will es probieren? Anziehen? Wer kann sich vorstellen, dass es jemals wieder kalt wird? Eben.
Dieses Kleid konnte heute also endlich an den Strand und zu unserem großen Glück gab es auch die Aussicht auf genau einen Rombo, den wir sogleich, sozusagen am Parkplatz geordert hatten, denn da war noch nicht sicher, ob es ihn geben wird, aber für den Fall der Fälle, haben wir gesagt, sei er uns und nur uns vorbehalten, außer es handle sich um die Mutter, nein die Großmutter aller Rombi, die hätten wir dann ja mit anderen Gästen teilen können. Vorzugsweise natürlich mit unseren lieben Stamm-Mitessern im hinteren rechten Eck. Von diesen Beiden habe ich schon letztes Jahr geschrieben, ich glaube unter dem Stichwort ‚Treue‘. Heute haben sie uns fröhlich hinter der Kuchentheke und der neuen Pflanze, die im Zuge der Modernisierungen, zusätzlich zu einer Chill-Lounge und zu unserem Entsetzen einer Disco ab 17.00 Uhr angebracht wurde, zugewinkt. Sie sitzen nämlich immer dort, wo mein italienischer Gatte auch am liebsten sitzen würde: drinnen.
Ich aber, als Deutsche, sitze sehr gerne draußen, mir macht windiges Essen nichts aus und nichts Schöneres kann es geben, als bei moderaten Temperaturen von wehenden weißen Tischdecken umgeben zu sein. Nach dem Essen sind wir also reimgeeilt, um Hallo zu sagen und uns diskret zu erkundigen, was sie gegessen haben, denn sie sind uns diesbezüglich einfach um dreißig oder vierzig Jahre voraus und solche Erfahrungsvorsprünge dürfen nicht brach liegen. Dabei sind wir ins Plaudern gekommen und ich habe sie einfach so mal gefragt, ob sie nicht auch bald Goldende Hochzeit hätten und sie haben gesagt ja. Weiteres Nachfragen hat ergeben, dass es am 25. August soweit sein wird. Sie wollen das aber gar nicht groß feiern, sondern einfach zusammen, wie die letzten Jahre auch, anstoßen und sich freuen, dass sie sich so gerne haben. Das scheint mir ein wahnsinnig gutes Rezept für langes Glück zu sein. Das wahnsinnig gute Rezept für unseren Rombo alla sicialiana hat Pasquale. Auch ein großes Glück.
Alleine die Andeutung, in Rom würde es regnen, machte mich schon traurig. Ich habe durch Nachdenken, das ist bei der Hitze das Einzige, was ich tun kann, ohne zu schwitzen, festgestellt, dass nach meiner Meinung die Selbstmordrate bei solchem Wetter höher sein muss, als wenn man einige Monate ohne Sonne bei Eiseskälte am Polarkreis lebt. Wenn ich mir vorstelle, wie kuschelig es ist, wenn ich nach einem kalten Spaziergang nach Hause kommen, ach…. Aber jetzt bei diesem Wetter kann man ja nur Freude haben, wenn man es bis dahin schafft, wenn man in einem der großen Kaufhäuser einkaufen geht. Dort arbeiten die Klimaanlagen auf Hochtouren.
Aber selbst dahin komme ich nicht mehr, bin ein Gefangener des Wetters. Sitze ans Haus gefesselt, trotz Rollator, weil es mir einfach zu heiß ist, rauszugehen. Essen macht doch bei der Hitze auch keinen Spaß, mir ja leider sowieso nicht, aber jetzt, jetzt mag ich gar nichts mehr. Nur trinken, aber Wasser? Schmeckt auch fade, Alkohol ist verboten, Fanta ist süß und macht mir Juckreiz, wie die Gummibärle. Ach vielleicht tröste ich mich heute Abend mal mit einer Hand voll. Weiß schon gar nicht mehr, wann ich die Letzten gegessen habe.
Was ist Rambo oder wie das heißt? Ja, ich könnte es googeln, will ich aber nicht. Armes Prunkschaf, die Hitze ist wirklich sehr anstrengend. Obwohl es bei uns gerade geht. Trau mich gar nicht sagen, sitze vor offener Terrassentür und ein kühles Lüftchen weht herein. Dieses Pärchen find ich ja trotz der Entfernung sehr süß, weil die liebe Bloggerin das so schön beschreibt, man meint man sitzt daneben und hört der Plauderei zu. Ja die Goldene Hochzeit müssen wir jungen Bieberle erst schaffen. Manchmal zweifelt man ja schon!
Ein Rombo ist ein Steinbutt, ich kenn die Viecher ja immer nur in Landessprache, weil es keine bayerischen Fluss- und Seefische sind. Könnte niemals sagen, was ein Saibling auf italienisch heißt. Das mit der goldenen Hochzeit wird bei uns immer wahrscheinlicher, weil wir so spät geheiratet haben, dass wir einen großen Teil der Ehe nicht mehr so gut hören werden. Also mal rein statistisch. Ich höre ja jetzt schon nicht mehr gut.