Man muss schon sehr zenmäßig unterwegs sein, um allem immer etwas Positives abzugewinnen. Über abgebrochene Fingernägel konnte ich mich trotz bester Vorsätze eigentlich noch nie freuen und fand sie immer nur lästig und unschön. Bis zum Freitag. Da war ich bei einer meiner geschenkten Kosmektikbehandlungen – natürlich an einem der heißesten Tage des Jahres – und die Dame meines Vertrauens fragte mich verblüfft und entzückt, was denn mein Geheimnis sei, was ich anders als früher mache oder ob ich eine besondere Creme benutze in letzter Zeit. Nicht an solches Lob von dieser Seite gewohnt, bin ich nach kurzem Grübeln auf mein Geheimnis gestoßen: es sind meine nicht mehr vorhandenen Fingernägel. Entdecke ich eine unschöne Stelle, kann ich seit Wochen, gar Monaten nicht mehr dran rumkratzen oder drücken und schwupps erblüht meine Haut.
Oder man ärgert sich ganz granatenmäßig, dass ein geplantes Vorhaben, auf das man vorfreudig hingefiebert hatte, einfach nicht geklappt hat, das zweite Alternativprogramm sich als untauglich erwiesen hat und landet dann genau da, wo man hin gehört, zwei obergoldige Hunde und frisch gebackener warmer Blechkuchen inklusive. Das sollte dann einfach so sein. Genauso ein abgesagter Besuch und danach ist die Terrasse schön, weil man mit dem unverhofft freien Tag ja irgendwas anfangen musste. Oder man ärgert sich so über eine zerbrochene Tasse, dass der ganze Küchenschrank entrümpelt wird und endlich wieder viel Platz in der Küche ist.
Und was im Kleinen stimmt, stimmt durchaus auch bei größeren und ernsteren Dingen und so wurde vorletzte Woche aus einer ziemlichen Notsituation die Lösung eines lange, lange gehegten Problems und ich hatte Kontakt mit vielen Menschen aus alten Zeiten. Doch, da kann man dann schon gütig und erwartungsfroh auf einen abgebrochenen Fingernagel oder zerbrochenes Geschirr blicken.
Trotzdem weiß ich nicht, was ich dazu sagen soll. Ich habe viel zu viele abgebrochene und gesplittterte Fingernägel, als dass ich daraus irgendwelche Vorteile ziehen könnte. Meine Zehennägel sind meine Pracht, aber mit denen komm ich nicht ins Gesicht. Diese sind makellos, lackiert, einfach perfekt. Und ansonsten glaub ich derzeit nicht an irgendwelche Zufälle, Vorteile und sonstige Vergünstigungen. Im Gegenteil, aller Mist scheint sich auf meinem Konto zu sammeln. Also eigentlich ist das keine Antwort, die die sehr verehrte Bloggerin zufriedenstellen wird.
Egal, die Bloggerin schätzt Routine und Kontinuität und ein Beitrag ohne Prunkschaf ruft in der Gemeinschaft Misstrauen und Argwohn hervor. Mare, das ist bei Dir inzwischen auch so!!!!
Ja, das stimmt, in diese Kerbe muß ich auch hauen! Mare, mach das nicht zu oft mit mir, einfach Urlaub ohne Netz. Also wirklich! Ich in eine alte Frau.