Karl und Gertrud – die Helden des Tages

Heute Morgen war es soweit: Ich bin eingeknickt. Das heißt, ich habe mich für meine Freiheit und vermutlich damit auch für Karl und Gertrud entschlossen, denn ähnlich wie bei gewieftem Terrorismus hat das bloße Wissen um ihre Existenz mein Leben nachhaltig beeinflusst. Ich konnte auf dem Balkon, den ich zwar prinzipiell wieder betreten kann, weil ich bereits letztes Jahr die Balkonverschleierung aufgehoben hatte, die Füße nicht mehr gemütlich auf die Reling legen. Immer ging es darum, meine Füße mit oder ohne Schuhe zwischen oder auf die Tauben-Abwehr-Stacheln zu legen. Heute war es genug.

Das Abmontieren der Stacheln ging ratzfatz und auch das Absplittern der Farbe vom Geländer. Welche Weiterungen das nach sich zieht, ist für arglose Zeitgenossen schwer ermesslich. Um es schonungslos zu sagen: die Weiterungen sind immens. Und das alles nur wegen dieser Tauben. Die sich übrigens schon länger nicht mehr haben blicken lassen. Jedenfalls war in zehn Minuten alles erledigt, in einer weiteren Stunde der anfängliche Rest und zügig wird es weitergehen.

Dass zwei so kleine Flattertiere solche Auswirkungen auf so große Menschen haben können, mag man an sich kaum glauben, anderseits: man denke an den Ulmer Spatz, die Gänse vom Kapitol in Rom oder den Schwan von Lohengrin. Und bei mir sind es halt Tauben. Ich werde weiter berichten. Bin Karl und Gertrud momentan kein bisschen gram.

3 Gedanken zu „Karl und Gertrud – die Helden des Tages“

  1. Zum Thema Tauben kann ich nicht viel sagen, bei mir fallen je nach dem wahre Heerscharen von Tauben auf dem Dachgarten ein. Seit ich aber meine geliebten kleinen Piepslein nicht mehr füttere, hat es nicht aufgehört, ist aber besser geworden. Ich glaube, Karl und Gertrud sind entweder weitergezogen oder verblichen und das ist gut so! Irgendwann muss mal Ruhe einkehren. Vor lauter Freude über die Absenz der Tauben hab ich jetzt völlig abwesend zehn Gummibärle in mich reingestopft, wo ich doch schon drei Wochen weg bin davon, diese blöden Tauben aber auch.

  2. Das freut mich zu hören. Nachdem ich mir erst neulich fast meinen neuen schönen grauen Pulli an diesen Stacheln ruiniert habe. Jetzt sieht es bestimmt wieder gemütlicher aus. Hatte ja etwas von einen Raketenabwehrlager. Also ich glaube, die beiden sind resigniert in der Süden gezogen und leben glücklich in einem Taubenressort.

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