Das Kleine im Großen, das Große im Kleinen

Wenn man an einem sonnigen Sommerabend durch Paris bummelt, wird einem bewusst, dass doch letztlich die meisten Menschen das Kleine im Großen suchen und wenn sie sich dann im Kleinen wohlfühlen, beginnen, das Große im Kleinen zu suchen. Die Rue St. Honoré ist sicherlich keine Straße, die für ihre gemütliche Wärme und Heimeligkeit bekannt ist und dennoch, lebt man bei ihr und mit ihr, mit ihrem Rhythmus und ihren Zeiten, so gibt es doch schon fast dorfähnliche Rituale. Menschen winken einander aus Geschäften oder von Motorrollern zu oder halten ein kleines Schwätzchen mit ihren Hunden auf dem Marché St. Honoré, der Metzger nickt mit seinem riesigen Beil in der Hand durch die Fensterscheibe, eigentlich ist alles noch viel kleiner als in einer Kleinstadt.

New York soll deshalb so beliebt sein, weil es trotz der immensen Größe eine sehr intakte und mehr als kleinstädtische Stadtteilkultur hat. Von Berlin brauchen wir gar nicht reden, oder gar von Hamburg, da ordnen sich Menschen ausschließlich Stadtteilen zu, nicht der Stadt. Und trotz oder wegen all der kleinstädtischen Sicherheit, können die Einwohner dieser Großstädte ebenjenes Angebot genießen, das echte Kleinstädte eben nicht bieten. Die Arbeitsplätze, das kulturelle Angebot, die Parks, die sie nicht bräuchten, wenn sie auf dem Land lebten, das Verkehrssystem, das sie ebenfalls nicht bräuchten, wenn sie auf dem Land lebten, etc.

Ich finde, hier zeigt sich wieder einmal, dass man ab einem gewissen Zeitpunkt stolz darauf ist, selbst geschaffene Probleme gelöst zu haben. Denn letztlich könnte man all die vielgepriesenen Vorteile einer Großstadt auch in einer Kleinstadt haben, weil sie da normal wären und nicht als Luxus oder Mega-Errungenschaft, gar Service durchgingen. Sich in Paris darüber zu freuen, weil man einen Platz in der Sonne ergattert hat, ist an sich ebenso lächerlich, wie einen Sonnenstuhl im Park zu genießen. An jedem anderen, kleineren Ort könnte man sich auf den Dorfplatz setzen und genau die gleiche Sonne genießen. Nein, da bin ich heute etwas krawallig, wenn es um die wahnsinnig tolle Großstadt Paris oder New York oder Berlin oder was auch immer geht. Ich muss heute zum Flughafen und hier schlagen sich die Taxifahrer, da kann einem schon mal die Hutschnur platzen.

Ein Gedanke zu „Das Kleine im Großen, das Große im Kleinen“

  1. Das ist völlig richtig und ich glaube, der Zusammenhalt indiesem kleinen Kosmos ist deshalb so gut, weil man sonst verzweifeln würde in dieser Steinwüste. Das ist Paris nun mal. Es war schon zu meiner Zeit so, denn auch ich hatte mein kleines Café in meiner Straße wo ich nach dem Büro einen Kaffe getrunken habe und einen Camenbert dazu gegessen habe. Keine Ahnng, welcher Teufel mich da geritten hat. Auf jeden Fall kam ich an Weihnachten etwas aufgedunsen in unser römisches Feldlager zurück. Hier im römischen Feldlager kennt mich keiner, es gibt aber auch keinen Grund zusammenzurücken, dazu ist hier alles zu klein.

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