Essen

Ich hatte einmal einen wunderbaren Hund. Als sie zu uns kam, war sie ein kleines Dingelchen mit dem Kampfgewicht eines Hamsters, wie eine Freundin behauptete. Und vom allerersten Tag an hat sie erkannt, wie man mich domestiziert. Ganz einfach durch Nahrungsverweigerung. Lola ging an ihren Napf (nur Trockenfutter war die Empfehlung, aber die musste ich bereits nach einem Tag kippen, weil ich das Elend nicht sehen konnte), schnupperte und ging. Ich war verzweifelt und bei 500 Gramm auch nicht sicher, ob man das lange durchstehen kann. ‚Ein Hund verhungert nicht‘ war der recht hartherzige und wenig einfühlsame Kommentar aus meinem Umfeld. Augsburger Dickschädel eben. Ich war mir da nicht so sicher und habe den schlimmsten Fehler gemacht: darauf achten.

Ich habe also Nassfutter gekauft. Wahnsinnig gesundes, unfassbar teures, nur von allerglücklichsten Biotieren und was weiß ich nicht alles. Hund ist freudig zum Napf, hat geschnuppert und ist gegangen. Ich habe das Nassfutter in die Hand genommen und aus der Hand gefüttert, Hund nahm mit spitzen Milchzähnchen zwei Mäulchen voll und das war’s. Meine Mutter war in der Stunde meiner Not auf Hawai und konnte nicht gefragt werden, aber das sollte sie teuer zu stehen kommen. Es gab noch keine Emails oder Handys, also habe ich seitenlange Faxe geschrieben, die wohl vom Hotel teuer verrechnet wurden, dabei hab ich sie doch geschrieben, aber bitte. Es ging wochenlang so. Ich habe Hühnchen mit Reis gekocht, Möhren reingeschnitten wegen der Vitamine, ach, ich weiß nicht, was ich alles probiert habe. Dann habe ich festgestellt, dass Lola am liebsten gefressen hat, wenn der Entsafter lief, also habe ich beim Fressen den Entsafter angemacht. Waren wir im Urlaub, habe ich eigentlich immer nur wissen wollen, ob der zuhause verbliebene Hund auch wirklich frisst. Man muss erwähnen, dass wenn Lola gefressen hat, das Mengen waren, die eines Schäferhundes würdig gewesen wären. Allerdings nur solange, bis ich das präferierte Futter palettenweise bestellt hatte.

Zum Ende ihrer Jahre kristallisierte sich eine interessante Eigenart bei Lola heraus und zwar ist sie jedesmal, wenn meine Mama zu mir kam, entzückt zu ihrem Napf gesaust und hat ihn in Windeseile leer gefressen. Meine Mutter musste damit leben lernen, dass sie von unserem Hund als natürlicher Fressfeind betrachtet wurde. Ich habe sie dafür umso lieber gemocht. Letztendlich ist die Nahrungsaufnahme ein sehr wirkungsvolles Steuerungselement, mit dem man Menschen, die einen lieben, beherrschen kann. Bewusst oder unbewusst. Damit sollte man sehr achtsam umgehen.

4 Gedanken zu „Essen“

  1. Oh ja, das waren harte Jahre. Ich hatte immer Hunde, die am Liebsten den Napf mitgefressen hätten. diese dankbaren Tiere haben einfach alles zu sich genommen, Qualität war egal, die Hauptsache viel. Das konnten auch Buchrücken von ca. 60 Jahre alten Lederbüchern sein (Knochenmehl verklebt!) oder aus Versehen für den Hund erreichbare 1 kg Tüten mit Semmelbröseln (erreichbar nur durch oftmaliges Hupfen in der Küche um an diese Tüte zu kommen). Und in einen solchen Haushalt kommt dieses zugegeben entzückende Geschöpf im sehr zarten Alter und versucht dann doch einen Happen ihres Futter zu erwischen, denn mein
    8-jähriger Jack Russel kannte keine Gnade, wenn es um Fressen geht. Sie hat auch eine ca.45 kg schwere Hündin weggebissen, die an sich nie kleinlich war. Da stand dann Lola auf ihren kleinen Beinchen und hat gefressen. Und unter uns, alles musste die sehr verehrte Bloggerin auch nicht wissen. Das ist wohl verwahrt in einem gütigen Mutterherzen. Immerhin ist der Hund nicht verhungert und hat im Gegenteil mich mit der Futterknappheit in Verbindung gebracht! Ist doch auch was. Oder?

    Und nun noch was ganz anderes, Peter, ich habe erfahren dass Du mitliest! Das ist toll, dann könntest Du doch auch mal was kommentieren, wir haben doch viele gemeinsame Jahre zusammen verbracht. Also ich würde mich freuen, Du, und wenn ich das schaffe mir einen Nickname zuzulegen, dann kannst Du das auch.
    Mare, wie geht es Deinem Hund?!

  2. Liebes Prunkschaf, dem Hund (Lenny) geht es sehr gut, womit ich doch gleich auch zum Thema Fressen und Abhängigkeit komme. Mein entzückender Pudel ist ja auch nicht der große Fresser, natürlich bekommt er morgens Nassfutter, gleiche Firma wie die Bloggerin verwendet hat, da diese mich darauf aufmerksam gemacht hat. Ein Hund sollte nicht schlechter essen als seine Herren sagte sie in einem Ton, der keine Gegenwehr zuließ. Nun ja, ich bin eigentlich ein sehr konsequenter Mensch und gab ihm bis vor kurzem noch nachmittags eine Portion Trockenfutter, weil halt alle sagen es sei gesünder. Jetzt war der arme Kerl krank und was soll ich sagen, ich bin so froh, dass es ihm wieder gut geht, habe ihm Hühnchen gekocht und Reis, die Karotten schaffte er dann doch, raus zu popeln unglaublich. Jetzt bekommt er nur Nassfutter. Habe noch das Lieblingsmenü bestellt, weil er halt auch so abgenommen hat. Ich glaub, er wird nie wieder dieses Trockenfutter fressen. Sei’s drum. Dann könnte ich auch versuchen, aus meinem Mann einen Veganer zu machen, manche Dinge sind einfach sinnlos!

  3. Daß Lenny ab sofort vernünftiges Futter bekommt, finde ich ganz gut. Das hat er sich mühevoll erarbeitet. Meistens will so ein stures Fraule bloß nicht erkennen, dass man das Trockenfutter als Wächter der Familie nicht fressen kann. Man braucht was Gscheits zwischen den Zähnen, um seiner Aufgabe gerecht zu werden. Bussi auf den schlauen Lenny!

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