Mach Sorbet draus. So könnte das Motto der Amalfiküste lauten. 16 (sechzehn) Jahre habe ich – mehr oder weniger geduldig – gewartet, bis ich endlich hierher kommen konnte. Und es hat sich gelohnt. So eine wunderbar schöne Landschaft, so ein herrliches Essen, so schön einfach alles. Bin völlig überwältigt. Weil wir immer arge Gewohnheitstiere sind und am liebsten wohin gehen, wo wir wissen, was uns erwartet und auch wissen, dass wir den schönsten Tisch und den wärmsten Heizstrahler (sic!) bekommen, haben wir gestern Abend das Fundament für die nächsten Tage gelegt. Mit Erfolg.
Am Strand von Positano gibt es – wie überall im ganzen Ort – viele, viele Restaurants, da kann man nur nach dem Bauchgefühl gehen, was ja beim Essen nie schlecht ist und so haben wir das auch getan. Leider wussten wir noch nicht, dass all die Amerikaner, die hier als Touristen durch die Straßen mäandern nicht nur die Hygiene und außerordentlich perfekte Beschaffenheit der Nassräume geprägt haben, sondern auch die Portionsgröße und so musste ich gestern zum ersten Mal in meinem Leben schon beim Servieren kapitulieren und eigentlich weinen. Schon der Anblick war zu viel. Verschlägt einem der Anblick des Panoramas von unserem Hotel aus die Sprache, so verschlägt es sie einem genauso bei den Essensmengen. Mein Mann war so nett, mir seine winzige Spiegola zu überlassen und hat sich beherzt der Thematik angenommen. Warum so auf Heidi Klum eingedroschen wird mit der Förderung der Magersucht, erklärt sich hier nicht. Sehr viele dicke Menschen laufen hier rum. Sehr viele Amerikaner.
Heute Mittag also, nachdem wir mit dem Boot nach Amalfi gefahren sind, wollten wir kurz eine halbe Pizza essen und da habe ich im Wirt einen Bruder im Geiste erkannt: er kann es nicht ertragen, wenn seine Gäste nicht essen, er ihnen nichts Gutes bieten kann, es bereitet ihm Pein. Zwar hat er die Bestellung gleichmütig und verständnisvoll aufgenommen (eine Caprese und eine Pizza für zwei), jedoch war es dann stärker als er und er hat uns frische Babygarnelen, gamberi di nassa angeboten, solo una mezza porzione. Nachdem ich meinen Mann gegängelt hatte, nicht einzuknicken, egal, was man uns anbietet, musste ich dann eben annehmen, was zu einem gewissen Glaubwürdigkeitsverlust geführt hat. Der Kellner hat uns dann noch erklärt, warum diese speziellen Garnelen so gut sind: sie schwimmen in eine Falle mit Eingang, aber ohne Ausgang, dort drinnen können sie machen, was sie wollen, haben optimale Lebensbedingungen und können ganz stressfrei vor sich hinleben und mümmeln und tun, was Garnelen halt so tun. Und weil sie so ein paradiesisches Leben haben, schmecken sie auch so gut. Eigentlich genau wie in der Ehe. Kellner und Gatte haben lachen müssen. So schön hier.
Na das freut mich aber, wo doch die liebe Bloggerin so gar nicht verreisen wollte. Mein Mitleid angesichts der Schilderungen und Bilder hält sich durchaus in Grenzen. Tja so ist das man muss einfach erstmal rausgehen, um etwas zu erleben. Ja, ich weiß, sie erlebt schon genug, wird sie jetzt sagen, aber Reisen ist halt nicht nur unterwegs sein, sondern ein Land, einen Ort kennenlernen und wenn man den noch beeindruckend und schön findet, ja dann hat sich das Koffer packen doch auch mal gelohnt.
Meine liebe Mare, Du hast völlig Recht, unsere sehr verehrte Bloggerin ist offenbar mal wieder im Paradies angekommen. Ich muss sagen, bei uns war Pfingsten auch nicht schlecht, grau in grau, wenigstens da keine Überraschungen, heute endlich wieder etwas Regen, der Blick von meiner Terrasse war nur zu genießen wenn man warm angezogen war, er ist auch unverändert und treibt mich derzeit nicht wirklich zu Beifallsstürmen an. Man überlegt sich schon, was uns eigentlich hier hält und wie sich das wohl anfühlt, wenn es wärmer als 13 Grad ist. Ich kann mir beim besten Willen keine Hitzewelle vorstellen, dass man da leidet, ein Witz. Ich werde das ganze Jahr durch Kaschmirpullis und warme Hosen tragen müssen, Strümpfe entscheide ich nach Tagesform. So ein Mist hier!