Pfingstochsen mit Gold im Mund

Seit nunmehr sechzehn Jahren führe ich einen Kampf gegen den Schmutz auf meiner Terrasse. Und gegen Wasser, das hinunter zu den Nachbarn läuft. Wir hatten schon Streit, Baustellen, Wasserstopper, leider niemals eine Dachrinne. Ich hätte sie bei der letzten Großrenovierung der Terrasse sogar selbst bezahlt, aber das wollte die Hausgemeinschaft nicht, das hätte die Fassade verschandelt. Bei den anderen Häusern im Condominio war das offenbar nicht so schlimm, die haben eine, meine Nachbarn ziehen das Wehklagen vor. Und so muss ich immer wieder zu Listen greifen. Wie zum Beispiel heute Morgen.

Leider ist das Wetter in Rom im Mai auch nicht mehr das, was man von ihm erwarten darf und so hat es, kurz nachdem ich meinen Inspektionsgang gegen sechs Uhr über die Terrasse gestartet hatte – die Pflanzen müssen sich wieder dran gewöhnen, dass der Schlendrian vorbei ist und jetzt wieder Ordnung und Blühen und Duften, möglichst unkrautfrei erwartet wird – begonnen zu regnen. Erst leicht, dann immer stärker. Wunderbar. Nach den Umräumarbeiten gestern Früh war alles noch mehr verschmutzt als sonst und die Schleifspuren der Töpfe haben erdige Schlieren hinterlassen, die mich bis in meine Träume verfolgt haben. Aber wenn es eh schon regnet, kann sich keiner, auch wenn er drunter wohnt und missgünstig ist, über Wasser auf Terrasse und Rasen aufregen.

Endlich mal ohne schlechtes Gewissen schrubben und abseiern, herrlich. Und so ein guter Frühsport. Gut für die Haut, gut für die Haare eher nicht, weil sie Locken kriegen, andererseits ist der Easy-Haarlook, der aussieht, als hätten Haare noch nie Fön oder Bürste gesehen ja ganz groß im Kommen, gut für den Appetit am Morgen, nicht dass ich mich da beschweren müsste und gut vor allem für die Terrasse und meine leicht zwanghafte Sorge, dass sie wirklich niemals sauber ist. Wenn dann noch der eigene Mann, dessen allergrößte Freude im Leben das Ausschlafen ist, weil er unter der Woche dauernd um fünf Uhr morgens in Taxen und Flugzeuge hetzen muss, auf einmal hinter einem steht und mitwischelt, dann ist das vor allem gut fürs Herz.

Ein Gedanke zu „Pfingstochsen mit Gold im Mund“

  1. Es ist auch in diesem Fall so wie immer, das was man hat will man besser, schöner praktischer aber nicht so, wie es ist. Die sehr verehrte Bloggerin weiß ja gar nicht, wie pflegeleicht ihre Terrasse ist, im Gegensatz zu meiner. Bei mir kann kein einziges Blatt illegal die Terrasse verlassen, es sei denn ein Tornado nimmt den ganzen Blumentopf mit, alles, aber wirklich alles, muss zusammengekehrt werden. Die Ritzen bei der sehr verehrten Bloggerin sind alle verfugt, bei mir nicht. Aus allen gefühlten hunderttausend Ritzen wächst munter das Unkraut in unvorstellbarer Geschwindigkeit. Das Wasser läuft selbstverständlich in die dafür vorgesehen Gullys ab und wenn die voll Laub sind, dann läuft es mir in den Wohnraum hinein. Wenn es stark regnet. Also, nicht undankbar sein, froh, dass alles so ist wie es ist. Und die Nachbarn……

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