Morgenstunden

Diese frühen Morgenstunden in Rom, wenn die Sonne ins Wohnzimmer gleitet und alles in ein warmes, leuchtendes Licht taucht, wenn man zwar müde ist, aber einfach wahnsinnig froh, hier zu sein, das ist das Schönste. Jedes Mal wieder gleichen diese Reisen mit dem Ankommen in einer eigenen, aber dennoch oft sehr entfernten Welt für mich einem Wunder. Ich bin dann so dankbar, dass alles noch so ist, wie es war, vielleicht bis auf ein Salbei, das das Zeitliche gesegnet hat und Massen von Unkraut, die sich in allen Töpfen ausgebreitet haben. Die Zeit scheint still gestanden zu haben, ein anderer Alltag ist derselbe geblieben.

Allerdings, ganz ohne Einschnitte ist so ein Wiedereintritt nie. Dieses Mal konnte ich bei der Heimkehr nach Rom feststellen, dass unser Baustellenprovisorium auf der Zufahrt, das nun seit soliden zehn Jahren besteht, in der Auflösung begriffen ist. Es wird gebaut. Die schwer einsturzgefährdete Mauer wurde nun tatsächlich abgerissen und wer weiß, was da noch an revolutionären Aktionen kommen mag. Sowieso hat heute Morgen die Sonne bereits um sechs Uhr ungewohnt hell durchs Fenster im Schlafzimmer geschienen. Irgendwie anders. Weil ich eh nicht mehr schlafen konnte, bin ich aufgestanden, hinaus gegangen und erstarrt. Haben die doch tatsächlich eine riesige Schirmpinie vor meinen Fenstern gefällt. Nun ist alles offen und weit und einsehbar. Gefällt mir gar nicht. Die anderen sind schrecklich zurückgeschnitten und dieses blöde Argument, sie fielen irgendwann aufs Haus, halte ich für eine Ausrede.

Immer muss was geändert werden. Also wirklich. Gerade, wo ich mich gefreut hatte, dass alles gleich bleibt, wird ein Baum gefällt und so widme ich diesen Beitrag meiner gefällten Schirmpinie! Mir und einer Million Zikaden wird sie sehr fehlen.

Ein Gedanke zu „Morgenstunden“

  1. Solche Änderungen finde ich auch nicht schön, dagegen die anderen, dass endlich diese Mauer und das unschöne Umfeld dazu gerichtet wird, freut mich sehr, vielleicht kann man ja mal ein paar Bilder von der Baustelle sehen?! Mit den Bäumen, so empfinde ich es, macht bald jeder was er will. Ich lasse auf meinem Dachgarten alles ins Uferlose schießen und bringe es nicht übers Herz, auch nur ein Zweiglein zu schneiden und die in Rom fällen einfach die schönsten, dicksten Bäume. Ich habe jedes Jahr Bilder von dieser Terrassenseite gemacht um zu sehen, wie diese wundervollen Pinien immer mehr Sicht auf den Petersdom freigeben. Das ist toll, wenn man das die letzten zehn Jahre vergleicht, jetzt ist halt Schluss mit Vergleichen, denn ich glaube nicht, dass die Römer für jeden gefällten Baum einen nachpflanzen. Ich lasse mich überraschen! Auf meiner Terrasse habe ich es ganz knapp wieder für mich und die Büsche entschieden, es wird nicht geschnitten. Da bin ich keinen noch so tollen Argumenten zugänglich.

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