Tücken der Technik

Manchmal könnte man den Eindruck bekommen, Hoteldesigner seien alle Sadisten, die dem Gast mal so richtig zeigen wollen, dass er daheim ein schäbiges kleines Leben mit primitiven Geräten führt. Bis wir gestern verstanden haben, wie die Lichtschalter im Hotel in Istanbul funktionieren, war es fast schon wieder Tag. Und als ich heute Morgen ein bisschen Musik hören wollte, habe ich irgendwann aufgegeben und einfach angefangen, Bayern 3 im Webradio zu hören. Versteht man ja auch viel besser. Leider sind solche Pleiten kein Einzelfall.

Wie oft war ich schon gezwungen, mit seifigen Händen ins Restaurant zu huschen, meinem Mann immer lautere Zeichen zu machen, auf dass er kommt und dem blöden Wasserhahn Wasser entlockt. Drehen, Schieben, Drunter-rum-wedeln, Hochziehen – was soll das? Warum muss man sich da so verkünsteln? Soll doch nur Wasser raus kommen, sonst gar nichts. Inzwischen teste ich erst und nehme dann Seife. Und Hotelduschen sind sowieso die Geisel der Reisenden. Heute Morgen sind aus Versehen gleich alle verschiedenen Rüssel losgegangen und wer nicht jeden Tag lange Haare waschen möchte, sollte sie besser von außen ausprobieren (allerdings schon ausgezogen, weil durchaus von oben oder seitlich Wasser kommen kann.)

Es muss nicht immer so laufen. Ich habe auch durchaus schon Achtungserfolge zu verzeichnen: Als ich mir mit der George Clooney Maschine Kaffee machen wollte, ging nichts. Als ich mir dann Tee mit dem simplen Wasserkocher machen wollte, ging die Wasserflasche nicht auf. Eingeschüchtert wie ich doch inzwischen war, ich bin es nicht gewohnt, noch vor dem Frühstück, ja gar dem Duschen solche Rückschläge hinnehmen zu müssen, hab ich alles – bis auf das Duschen – nach einigen Versuchen eingestellt. Nach dem Frühstück und der Zufuhrt einiger Kohlenhydrate sind jedoch auch meine Lebensgeister wieder erwacht und gerade angesichts der gestrigen Reiseerlebnisse habe ich beschlossen, den Kampf unverdrossen aufzunehmen. Habe den Butler (hier nennt man den Roomservice so) gerufen und ihm die Wasserflasche zum Öffnen hingehalten. Hat er nicht geschafft. Neue bekommen. Dann hab ich ihm die Kaffeemaschine gezeigt, die er wunderfitzig angeschaltet hat und meinte, after 20 seconds press button and then coffee comes out. Von wegen. Hab ihn genötigt, dazubleiben und die 20 seconds mit mir zu warten. Wir haben kurz über seine Italienerfahrungen geplaudert, weil er meinte, ich sei Französin wegen meines Akzents (mon dieu!!!) und dann hat die Kaffeemaschine Folgendes getan: Exakt gar nichts. Bekomme neue. Werde jetzt alle technischen Geräte texten, liegt nämlich vermutlich gar nicht am Gast.

Ein Gedanke zu „Tücken der Technik“

  1. Köstlich und so wahr. Ohne Brille steige ich in keine Hoteldusche mehr. Ausserdem habe ich immer mein Duschhäubchen auf, aus Sicherheitsgründen. Dann versuche ich gütig oder je nach dem wie ich geschlafen habe, zornbebend der Raffinesse der Duscharmatur auf die Schliche zu kommen. Kaffeemaschinen etc. lasse ich längst links liegen, denn bei mir sind diese Dinger noch nie gegangen. Wir hatten ein Hotel in Hongkong mit Fernbedienung für TV, Radio, Licht, Vorhänge auf und zu. Eigentlich nett. Aber vor zwanzig Jahren! für Mitteleuropäer fast eine technische Revolution. Bis wir die brüllende Musik gegen geschlossene Vorhänge tauschen konnten, kam dann der Roomservice und hat das für uns erledigt. Nur wir haben uns das nicht gemerkt, um zu vermeiden daß am nächsten Morgen wieder der Radio mit chinesischer Musik loslegt, haben wir uns bei künstlichem Licht fertiggemacht und diese Sache dem Zimmermädchen überlassen. Geschlafen haben wir mit offenen Vorhängen, ich glaub so im zwanzigsten Stock, da schaut nur noch von gegenüber jemand rein. Für diese technischen Wunderdinge bin ich mittlerweile zu alt und freue mich wahnsinnig über einen Wasserhahn den man so ganz einfach aufdrehen muß! Sowas gibt es noch!

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