Karl und Gertrud starten ins Frühjahr

Am Montag liegt die gesamte Woche noch rätselhaft oder verheißungsvoll oder auch drohend vor einem. Was kommt, was bleibt? Was passiert? Eines ist sicher: Karl und Gertrud zählen zu den Konstanten in meinem Leben. Sie sind nun, nach Monaten der Schwierigkeiten, in denen sie mit Stacheln auf der Brüstung, Netzen über dem Balkon oder einer dauerhaft herausgefahrenen Markise zu kämpfen hatten, wieder dazu übergegangen, direkt auf dem Balkon, gerne auch auf meinem Liegestuhl anzulanden. Karl fliegt kühn vor, läuft auf und ab und testet das Terrain. Dann beginnt er zu gurren und lockt Gertrud an. Die landet auf der Brüstung, pickt angelegentlich an meinem Besen herum, um sich ein Bild von den Baumärkten in Fußnähe zu machen und hüpft dann neckisch runter.

Dabei landet sie zunächst auf meinem Liegestuhl, vermutlich weil sie ein Mädchen ist und schaut von da zum gurrenden Karl hinunter. Der läuft, sich seiner Wichtigkeit bewusst, mit geschwollener Brust auf uns ab und ruft sie zu sich. Endlich hüpft sie zu ihm und sie laufen, Flügel in Flügel auf und ab. Ob ich weich werde? Keine Ahnung. Aber was soll ich denn noch tun? Ich werde wohl lernen müssen, mit ihnen zu leben. Zwar springe ich immer wieder auf und schlage morgens gegen die Markise, auf der sie sich saugemütlich hingesetzt haben, aber inzwischen muss ich direkt unter ihnen treffen, sonst könnte es ihnen nicht wurschter sein. Sie haben sich jedenfalls schneller an mich gewöhnt, als ich mich an sie.

Vielleicht weil das Wetter so schön ist, vielleicht weil ich älter werde, ich habe beschlossen, sie mit freundlicher Gelassenheit hinzunehmen. Wer weiß, was die Woche noch bringt, vielleicht kann man für das Ein oder Andere ja auch mal Haustauben brauchen.

 

2 Gedanken zu „Karl und Gertrud starten ins Frühjahr“

  1. Du hast ja so recht. Das Leben ist zu kurz, um sich jeden Tag über diese Viecher aufzuregen. Habe neulich allerdings eine Sendung gesehen, da haben die Tauben lecker zubereitet und angeblich sei das Fleisch sehr gut. Nachdem wir ja wissen, dass die liebe Bloggerin eine fantastische Köchin ist, wäre das doch eine Herausforderung. Man könnte sie auch mit nach Paris nehmen, die Franzosen essen doch auch alles! Ich freu mich über die Altersweisheit und vielleicht hilft ja die Gelassenheit! Über meine Probleme mit dem Gockel in der Nachbarschaft muss ich dann auch noch mal nachdenken, bevor ich ihm in der Mainacht den Kragen umdrehe.

  2. Voller Bestürzung muß ich feststellen, dass der Ton draußen in der freien Wildbahn doch recht rüde, um nicht zu sagen: gnadenlos, geworden ist! Es gab mal Zeiten, da liefen im sogenannten Kinderzimmer Raupen mit dem Namen Sofia auf liebevoll gepflückten Blättern auf und ab und wenn ich mich voll Grauen (Grausen) gewunden habe und auf Abschaffung gedrängt habe, dann wurde mir Lieb- und Herzlosigkeit unterstellt. Auch ich hielt zusammen mit meinem kleinen Bruder im Frühling Maikäfer in Schuhkartons voller Kastanienblätter. Meine Mutter fand das ähnlich drollig wie ich fünfundzwanzig Jahre später. Und, ich erwähnte es bereits in einem anderen Beitrag, als bei mir auf dem Dachgarten die ersten Tauben gelandet sind, hieß das immer, ohhhhhh wie goldig!!!!!!!!! Oma und Opa sind da, Mama du weißt doch, dass sie in Vögeln, speziell Tauben wiederkehren. Ha, nix weiß ich, das ist jetzt alles Makulatur, oder wie? Also, das Thema Tauben muss ein Ende haben.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert