Der Rutschmarder und die Balkontauben

Heute Morgen hat mich eine Freundin angerufen. Und wenn ich bisher ab und an mit dem Gedankten geliebäugelt habe, dass Karl und Gertrud Problemtiere seien, dann bin ich jetzt eines Besseren belehrt. Meine Freundin hat nämlich einen Problemmarder. Genauer gesagt einen Rutschmarder. Was man sich darunter vorstellen darf? Nun, ganz einfach. Einen Marder, der völlig vernarrt in ihren Audi ist und allnächtlich unermüdlich hochkrabbelt und unter großem Gejuchze die steile Windschutzscheibe herunter rutscht. Nachdem die Tiefgarage nicht mit Teppich ausgelegt ist und auch sein tägliches Marderleben ein aktives ist, das oftmals im Schmutz der Stadt und Grünanlagen stattfindet, hinterlässt er dabei unschöne Rutschspuren. Außerdem unterstellt sie ihm, dass er sich mit seinem leicht speckigen Bäuchlein (nein, Bauch, keine Verniedlichungen an dieser Stelle) auf ihrem Dach wargelt. Der Drecksack.

Nun muss man sagen, meine Freundin ist sehr ordentlich, liebt die Sauberkeit und ein wohlduftendes Umfeld, was ihr durch ihre Arbeit mit Kindern eh schon nicht immer leicht gemacht wird. Diese nächtlichen Attacken des Rutschmarders setzen dem Ganzen jedoch die Krone auf. Zumal sie den Unhold schon beim beherzten Enthüpfen durch das Rollgitter gesehen hat und  schwören könnte, dass er ihr mit seinen glänzenden Augen triumphierend oder verschwörerisch zugeblitzt hat. Was sie jetzt schlimmer finden soll, Triumph oder Verschwörung, dadrüber ist sie noch nicht ganz sicher. Meine gut gemeinten Ratschläge, Pfeffer aufs Dach zu streuen, die übrigens auch bei den römischen Katzen nicht sehr weit geholfen haben, haben auch hier versagt. Und so habe ich heute dazu geraten, keinen Pfeffer mehr zu nehmen, weil das Autodach angesichts der Rutschpartien dadurch auch noch verkratzt werden könnte. Wir gehen jetzt zu schärferen Mitteln. Cayennepfeffer. Mal sehen. Bringt auch ein anderes Farbspiel in die glänzende Schwärze. Obwohl, schwarz ist er ja nur noch an wenigen Stellen, weil der Marder unermüdlich nächtelang auf dem Auto rumrutscht.

Theoretisch wären wir nun eine prima Ergänzung: Ihr Rutchmarder könnte meine Tauben jagen und idealerweise aufessen. Allen wäre gedient. Erweist er sich als gelehrig, wäre ich durchaus bereit, über eine Adoption nachzudenken. Auf dem Balkon kann er ja nicht viel Schaden anrichten. Andererseits, wenn ich es recht bedenke, sind Marderhinterlassenschaften wesentlich übler weil größer als die von Karl und Gertrud. Ach, vielleicht sind sie ja doch ganz ok, die lieben Vögelchen. Ich muss mich einfach öfter in der Welt umhören. Am Wochenende habe ich – als ich das Thema ganz kurz in großer fröhlicher Runde eingeworfen hatte – ein großes Echo damit erzielt. Es stellte sich heraus, dass von acht Frauen am Tisch sechs unter Vogelbelästigungen zu leiden haben. Ganze Terrassen und Penthausdächer liegen verwaist mit bleichen Bewohnern im Inneren brach. Nichts hilft. Wenn das mit dem Rutschmarder eine Lösung ist, werde ich ihm ein weiches hübsches Halsbändchen kaufen und mit ihm losziehen. Karl und  Gertrud können mir ja den Weg zeigen.

P.S. Das auf dem Foto ist kein Marder, aber nach meinen nächtlichen Recherchen auf meinem eigenen Parkdeck finde ich, dass durchaus eine gewisse Ähnlichkeit besteht.

4 Gedanken zu „Der Rutschmarder und die Balkontauben“

  1. Auch wenn das kein Marder ist, das kleine Tierle sieht sehr traurig aus. Wir hier mit unserem „Hinterhof“ Parking haben auch derartige Probleme. Die Marder lieben aber glücklicherweise nur Audi! keine BMW und Koreaner. Also auf deutsch, mein Fußballgott und ich hatten noch nie Schäden, der Audi von meinem Lieblingsfeind ist immer unten drin angeknabbert. Blöde. Der putzige kleine Marder, so ein süßes Froschile! Wesentlich schlimmer führen sich aber alle zwei! Wochen die Ratten vom benachbarten Stadtgraben auf! Dann nämlich sind die Mülltonnen mit dem Plastikmüll so voll, dass sie beim besten Willen nicht mehr zugedrückt werden können. Aus sicherer Quelle weiß ich nun, dass morgens um fünf Uhr die Ratten kommen, nicht zu zweit oder dritt, nein schon ein Menge und dann auf die Tonnen hochkrabbeln und in die nicht geschlossene Tonne reinkrabbeln und alles rausreißen und in den Hof werfen. Ich dachte ja immer – hier möchte ich mich nun entschuldigen -, dass das nicht so ordnungsliebende Spießer wie ich sind! Also bin ich froh, dass ich um diese Tageszeit noch schlafe! Allein der Gedanke, aber gegen das Treffen mit einem putzigen Marderchen hätte ich jetzt nicht wirklich was, Ratten, nein danke!!

    1. Das habe ich auch schon vorgeschlagen, aber noch ist es nicht so weit. Die Sorge ist, dass er sich darunter wurschtelt und noch mehr Unheil anrichtet.

  2. Ich beherberge seit vielen Jahren eine Marderfamilir über der Garage. Wir haben uns arrangiert, die kleinen braunen Putzelchen lassen mein Auto in Ruhe und wir die Familie. Wenn wir doch manchmal etwas Fleisch übrig haben – welches für die kleinen Schnaeutzchen meiner Lieblinge (Hunde) zu ordinär ist – legen wir es den Mardern auf das Garagendach und es ist immer verschwunden. Ich empfehle, den Rutschmarder mit Hundehaaren zu konfrontieren, diese sind ihm unangenehm und er sucht sich ein anderes Fahrzeug. Übrigens habe ich schon einen Teil von hundelosen Bekannten mit den ausgekämmten Haaren meiner Hunde versorgt und zwar mit Erfolg.

    Vielleicht hat auch die Freundin der lieben Bloggerin damit Erfolg und der in sie verliebte Marder sucht sich ein anderes Auto – eine weitere Möglichkeit wäre, die Automarke zu wechseln!

  3. Wie wäre es den mit einer Autogarage? Also so eine aus Stoff, die man über das Auto ziehen kann. Vielleicht gefällt ihm die Garage nicht und lässt komplett vom Auto ab. Oder er hinterlässt zumindest keine Spuren mehr.
    Immer vorrausgesetzt er frisst den Überzug nicht 🙂

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