Muss alles, was geht, gemacht werden?

Es bleibt ja nicht aus. Kaum zurück im Alltag, überfallen einen die Meldungen aus der Welt. Zerstörte Kultur im Irak, Rangeleien bei VW und eine betagte Dame, die ihrer kleinen Tochter einen Wunsch erfüllt. Ist ja niedlich, könnte man denken. Da wünscht sich das einsame Mädchen mit zwölf Geschwistern ein anderes Geschwisterkind, damit es nicht alleine aufwachsen muss. Jetzt, wo die Mama in Rente geht. Das ist doch nur verständlich. Andere wünschen sich eine Schaukel im Garten und kriegen die doch schließlich auch. Oder einen Hund. Kriegen sie zum Glück nicht immer. Oder den Mond. Hm. Also dieses neunjährige Mädchen wollte jemand zum Spielen. Und damit man der Pädagogin nicht vorwerfen kann, eine schlechte Mutter zu sein, denn bereits bei der Geburt dieses neunjährigen Kindes gab es durchaus Stimmen, die sich in dieser Richtung erhoben hatten, kommt die produktive Mutter dem Wunsche nach.

So innig ist ihre Sehnsucht, ihr dreizehntes Kind glücklich zu sehen, dass sie jede Unbill dafür in  Kauf nimmt, sogar den Sprng in die Kriminalität. Englisch- und Russischlehrerin ist sie. Da bietet es sich an, die Sprache ein wenig aufzufrischen, denn allzu viel Praxis kann in der Lehrtätigkeit nicht aufgekommen sein, dreizehn Kinder, dreizehn Mal Mutterschutz, Erziehungszeit, etc. da bleibt wenig Zeit für Schulaufgaben und Lehrstoff. Also auf in die Ukraine und ran an die Reagenzgläser. Und wenn man schon mal da ist, die Reisekosten sind hoch, Grenzkostenrechnung und Deckungsbeitrag waren allzeit ein Thema was Kinderwagenauslastung oder Auftragen von Stramplern angeht, dann kann man auch das Maximum rausholen, bzw. reintun. Vierlinge. Hurra. Bis sie halbwegs zu Spielkameraden taugen für ein Mädchen, das bis dahin Teenager ist, wird noch viel Wasser die Spree runterlaufen. Aber egal. Es geht ja. Und wenn es geht, darf man es tun.

Liest man Solches, erfreut Anderes. In den USA hat die fortschreitende Technik zu einer App geführt, die freiwillige medizinische Helfer im Umkreis eines Notfalls alarmiert. Tritt der Notfall ein und wird der Notruf gesendet, erhalten freiwillig registrierte Helfer mit medizinischer Ausbildung eine Nachricht mit der Adresse des Unfallortes. Bis zum Eintreffen des Notarztes können sie so Erste Hilfe leisten. Wäre nicht schlecht, wenn es so ein System auch für absurde Lebenstraum- und Selbstverwirklichung gäbe. Oder in Berlin. Oder in der Ukraine.

One thought on “Muss alles, was geht, gemacht werden?

  1. Ganz ehrlich, als ich Kind war, ja, auch ich war mal klein, hätte ich viel dafür gegeben, keinen Bruder, dafür aber einen jungen Hund zu haben. Meine Mutter war erstaunlich stur, denn ich habe ihr als Kind mannigfache Möglichkeiten aufgezeigt, wie man meinen vier Jahre jüngeren Bruder loswerden könnte. Sie wollte nicht! Das war der Thronfolger, der Prinz und mir damit weit überlegen. Erst nach dem Tod meiner Mutter habe ich gelernt, meinen „kleinen“ Bruder mit menschlichen Augen zu sehen, und heute bin ich wirklich froh, ihn zu haben.
    Dass diese Frau Lehrerin ist, hätte man nicht dazu schreiben müssen. Ein Blick auf sie genügt. Fünf Männer, 13 Kinder, Lehrerin für Russisch und und Englisch? Ja bin jetzt ich blöde?! In einem anderen Leben habe ich in einer Gegend gelebt, in der mindestens 15 Lehrer in ihren Reihenhäusern angesiedelt waren. Es gab keinen, der nicht schwerste Probleme mit dem Rücken, der Psyche und was weiß ich noch alles hatte. In ihren badetuchgroßen Gärten haben sie aber Kamine gemauert, Brennholz gestapelt, Bäume und Büsche um- und ausgepflanzt. Nur wenn es darum ging, zur Schule zu gehen, waren sie zu schwach.
    Diese Frau ist eine Sozialschmarozerin in Potenz, denn vom Kindergeld und Beamtengehalt kann man schon ganz schön leben. Pfui!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert