Arbeiten, arbeiten, arbeiten

Arbeiten gehört zum Leben. Zumindest zu den meisten Leben. Vielen fiele es schwer, ohne Arbeit zu leben. Sie hätten kein Dach über dem Kopf und auch nichts zu essen. Von Grundbedürfnissen wie Handtaschen und Schuhen mal ganz zu schweigen. Arbeiten kann auch Spaß machen, Geld verdienen noch viel mehr. Man kann zur Arbeit machen, was man eh schon gut kann, man kann aus seiner Berufung einen Beruf machen, man kann mit seiner Arbeit die Welt verbessern, retten tun sie unsere Männer ja eh schon täglich. Arbeit gibt den Tagen Struktur und vielen Menschen Sinn. Arbeit ist wichtig.

Aber Arbeit als Statussymbol? Das scheint mir doch ein arges Mittelklasseproblem zu sein. Immer damit protzen, dass man arbeiten, arbeiten, arbeiten muss und wieviel man arbeitet und dass man lange und viel arbeitet und dass man immer nur arbeitet. Also ich weiß nicht. Hat man da nicht was falsch verstanden im Leben? Die Sache mit der Arbeit vielleicht gar? Wenn jemand immer nur anklagend berichtet, dass er ‚wieder 14 Stunden durchgearbeitet‘ hat, am Wochenende kaum zum Schnaufen kommt vor lauter Conference Calls und beinahe schon aggressiv von seinem Arbeitspensum berichtet, komme ich ins Grübeln, was da nicht stimmt. Meine kluge Studienfreundin sagte dann immer: ‚Du, da hab ich ein Störgefühl.‘

Also das hab ich auch. Ich unterhalte mich gerne mit Menschen über das, was sie tun, ich erzähle gerne, was ich tue, aber ich erzähle dann, WAS ich tue und nicht dass ich ARBEITE. Interessiert das Andere, wenn einer immer nur arbeitet? Es kommt mir ein bisschen vor, als würde mir jemand andauernd von seiner Verdauung berichten. Das interessiert auch nur mäßig und ich finde nicht, dass es ein Gesellschafts- oder Tischthema ist. Vielleicht steckt auch was Anderes dahinter. Laboro ergo sum? Ich arbeite also bin ich? Nochmal, ich bin keineswegs gegen das Arbeiten und finde es herrlich, Zufriedenheit und Anerkennung – auch monetär – in dieser zu finden. Was mich beginnt zu nerven, sind Menschen, die damit protzen, dass sie immerzu arbeiten. Meiner Meinung nach sind sie dann entweder schlecht organisiert oder haben schlichtweg keine Alternative.

2 thoughts on “Arbeiten, arbeiten, arbeiten

  1. Die Menschen, die es so breit treten, dass sie arbeiten, sind meist dieselben, die die selbstverständlichsten Dinge im Leben erwähnen und darüber lamentieren. Z.B. Besuche beim Arzt für Kontrolluntersuchungen. Da wird stundenlang darüber gesprochen, welche Ängste man hat vor irgendwelchen noch längst nicht festgestellten Ergebnissen und wie man dann im Falle X dieser Sache begegnen könnte. Sie lassen sich für Krankheiten bedauern, die sie garnicht haben und vielleicht auch nie bekommen. In meinem Bekanntenkreis befinden sich einige dieser Kandidaten.
    Ich glaube, die Leute haben sonst nichts, womit sie sie sich definieren können, wobei ich das immer noch besser finde, als wenn die armen Kinder herhalten müssen, mit denen dann rumgeprotzt wird, nur weil sie geradeaus laufen können. Oder gar die endlosen lauten Diskussionen darüber, ob und warum man mit dem großen der kleinen Wagen irgendwohin fährt. Aber jetzt mal ganz ehrlich, ich muss jetzt aufhören, denn auf mich wartet jeden Menge Arbeit, und wenn ich sie nicht mache, wer macht es denn dann!?

  2. Es ist erstaunlich, wie die liebe Bloggerin immer den Nagel auf den Kopf trifft. Auch Prunkschaf bringt die Sache auf den Punkt. Es ist anstrengend nach einer Dreiviertel Stunde Telefon nichts gesagt zu haben und sich nur die Selbstdiagnosen mit massiven Todesaussichten von relativ gesunden „Lieben“ anzuhören und dann noch die herausragende Intelligenz von Enkeln beschrieben zu bekommen, welche sich in dreißig Jahren die Nobelpreise teilen oder einjährige Saeuglinge, welche bei Berührung der Tasten eines Klaviers die „klingling“ -Töne als Beweis für einen kommenden Lang-Lang betrachten. Erstaunlicherweise protzen Leute welche wirklich viel arbeiten, damit überhaupt nicht damit herum!

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