Im Untergrund

Heute Abend sind wir zum Essen verabredet. Schon seit Wochen. Zuerst war es Anfang Februar. Nein, zuerst haben wir uns mit Bekannten drüber unterhalten, dass sie in München bei einem Italiener waren und der sei so gut und sie würden gerne mal wissen, ob wir das auch so fänden. Wie nett. Wir haben also was ausgemacht. Und weil alles so voll mit Bällen war und mein Mann immer nur am Wochenende kann, ist die Wahl auf einen Sonntag gefallen. Nun ist Sonntag so eine Sache. Zumal wenn man am Montag sehr früh wieder für eine ganze Woche außer Haus rast und auch eine ganze Woche außer Haus isst.

Wir haben also diesen ersten Termin verschoben. Vor über einem Monat, Anfang Februar und der erste mögliche Abend war eben der heutige. Albern. Jetzt haben sich im Laufe der Planung weitere Menschen angeschlossen. Manche sind krank geworden, manche haben keine Lust, manche überlegen, was sie sagen könnten, um nicht zu kommen, wir wollten eigentlich in Paris sein, haben aber gesagt, das geht jetzt echt nicht, wir haben schon mal verschoben. Es laufen also hunderterlei Dinge im Hintergrund ab und alles ist wahnsinnig kompliziert. Die, die das organisieren, kriegen von alldem gar nichts mit und tappen vermutlich arglos und fröhlich in diesen Abend hinein, während unten drunter kleinere und größere Dramen ablaufen. Eine unrunde Geschichte, bei der ich froh bin, wenn sie rum ist, muss ich sagen.

Man kennt das von früher. Oftmals waren das dann die nettesten Abende, Parties, Einladungen. Vielleicht weil es doch gar nicht so schlimm war wie man es sich vorher vorgestellt hatte? Aber der Aufwand. Der Aufwand ist einfach zu groß, die Planung zu lange. Nach München fahren für ein Abendessen im Restaurant mit Menschen, die alle hier wohnen? Wäre man nur weltmännischer, wäre es total normal. Eine Bekannte von mir arbeitet in München und fährt jeden Tag hin, wenn sie frei hat, fährt sie zum Stadtbummel nach München, ihre Freunde besucht sie immer in München und zum Kaffee verabredet sie sich auch dort. Für sie ist das total gängig und normal und ich fürchte, ich bin einfach ein fauler Spießer, der seinen Sonntag Abend lieber mit Rosamunde Pilcher verbringen würde. Muss mal schauen, vielleicht läuft die in der Mediathek, könnte ich jetzt noch schaffen.

3 Gedanken zu „Im Untergrund“

  1. Ja das ist so eine Sache! Zuerst ist man Feuer und Flamme und je näher der Termin kommt, umso mehr verliert man die Lust, zumal man sich fragt wie in diesem Fall, warum am Abend noch so weit fahren. Ich kann das verstehen und kann der lieben Bloggerin versichern, mit zunehmendem Alter kommen diese Erwägungen immer öfter!

  2. Das sind glücklicherweise Probleme die ich nicht mehr kenne. Ach man macht sich ja in jungen Jahren über diese Termindinge keine Gedanken, aber in meinem Alter, da wird man vorsichtig, es könnte ja das Vergnügen – tagsüber natürlich, weil abends zu anstrengend – mit einem Arzttermin kollidieren. Oder so. Also prüft man, an welchem Tag der Woche, um wieviel Uhr wer kommt und warum schon wieder, vielleicht lässt man auch durchblicken, dass es einem derzeit garnicht so gut geht. Das alles, um dann im richtigen Moment eine gute Ausrede zu haben um den einzigen Termin im Monat abzusagen, weil es einem zuviel ist!
    Bin ich froh, der Markt hat sich doch ziemlich verlaufen und unsere gesellschaftlichen Verpflichtungen (welch ein Wort bei Rentnern!) halten sich in engen Kreisen. Eng wird es nur noch November – Dezember, da stehen 4-5 Pflichttermine an und für diese schonen wir uns, denn jeder von uns kennt die Ausreden und ist auch einmal Gastgeber bzw. Gast.
    Soeben habe ich Helgas Antwort gelesen. Genauso ist es! Drum meine liebe Helga, hänge ich immer gleich ein paar Nächte an eine harmlose Einladung vorn Dir!

    1. Ach, jetzt tut ihr alle so sorglos! Also wirklich. Ich hatte neulich Besuch in Rom, der meine Verlängerungssteckdose mit einem Glitzischwamm geputzt hat. Also echt! Da ist meine Fugenmanie ja harmlos! Wäre durchaus zum Ausleihen bereit. Alles verhandelbar. Man könnte auch den FG damit durch die Wohnung treiben.

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