Heute war ich in einer neuen Waschanlage, weil ich mich inzwischen auch über die von Prunkschaf mehrfach monierte Tankstelle mit angeschlossener Waschanlage ärgere. Praktischerweise ist mein Ärger erst dann hochgeköchelt, als ich meine Gratiswäsche nach fünf Wäschen eingelöst hatte.Nun ist das Wetter hier seit Tagen berauschend schön, ich bin wieder gesund, habe alles erledigt, was zu erledigen war und habe mir eine neue Waschanlage gesucht. Natürlich bin ich fündig geworden.
Als ich in diesen hochmodernen Waschtempel hineingefahren bin, haben mich wieder einmal mehr dieselben Phantasien heimgesucht wie auch in anderen Waschanlagen, nur dass ich die ja bereits gut kannte und sie mir vertraut waren. Ich weiß nicht, ob ich mit solchen Vorstellungen alleine bin, aber egal wie oft ich in einer solchen Durchfahrwäsche sitze, immer denke ich, was passiert wohl, wenn alles jetzt blockiert? Wenn die Pusteschiene jetzt eben grade NICHT hoch geht (‚Bitte nicht bremsen, Düse geht automatisch hoch!‘) oder ein Mörder zusteigt. Ich male mir genau aus, dass ich mich flach in den Fußraum kugele und zuhöre, wie sich das Blech über mir zusammenschiebt. Bei dem Mörder bin ich noch nicht sehr weit mit meinen Lösungsmöglichkeiten. Das lass ich mal auf mich zukommen. Daran denke ich auch gar nicht sooooo oft.
Jedenfalls bin ich jedes Mal mehrfach froh und erleichtert, wenn ich wieder draußen bin. Erstens weil mein Auto dann natürlich strahlend schön und blinkend ist und zweitens, weil ich eben wieder draußen bin. Ach, ich glaube, das geht Vielen so, die trauen es sich nur nicht zuzugeben. Da ich allerdings hier in diesem Blog sogar schon ein mögliches Verbrechen angedeutet habe (an Karl oder Gertrud), macht so eine kleine Marotte den Kohl wirklich nicht mehr fett.
Das ist ja echt Wahnsinn, ich war letzte Woche auch in der Waschanlage, auch eine neue, das war allerdings Zufall und ich stehe davor, habe bezahlt und sehe dass man sitzen bleiben muss. Ich voll panisch bekomme Bauchschmerzen und Herzrasen, an Mörder und Verbrecher habe ich noch nie gedacht – bis heute, danke dafür. Also ich bevorzuge die Waschanlagen, wo man draußen bleibt und zuschaut, wie das Auto sauber wird und nur Angst hat, dass ein Spiegel oder Scheibenwischer abgerissen wird. Ich bin einmal in einer stecken geblieben und dachte, es liegt daran und ich bin die Einzige, die Angst hat. Da sieht man mal wieder, über was man alles sprechen muss, um sich nicht alleine als Hasenfuß zu fühlen.
An den Tag kann ich mich erinnern, als wäre es gestern gewesen. Der Tag, an dem ich mit meinen beiden laut kichernden Nichten im Auto vor gut dreißig Jahren durch eine Waschanlage gezogen wurde. In einem Vorort des römischen Feldlagers. Es war grauenhaft. Noch nie vorher habe ich das gewagt und diese beiden tapferen Mädels fanden es wäre höchste Zeit, es endlich zu tun. Selbst heute noch bin ich nicht wirklich begeistert, aber ich mache es! Bis dahin fand ich es besser davor zu stehen und zu warten bis das Auto evtl. zerquetscht wieder ausgespuckt wird.
Dieses Jahr in Rom hatte ich das Vergnügen, eigentlich unerlaubt sitzenbleiben zu dürfen, in einer Waschanlage, die auch irgendwie drollig war. Auto waschen ist immer irgendwie toll, selbst wenn es anfängt zu regnen wenn ich gerade mit dem frisch getrockneten Auto wieder ins Freie fahre. Meine Hauptangst ist immer, dass der hinter mir mich zusammenfährt, oder gar überholt, frei nach dem Spruch, erfolgreich ist der, der hinter Dir in eine Drehtüre geht und vor Dir rauskommt. Da habe ich noch mehr Angst als in der Waschanlage! Da stemme ich lieber tonnenschwere Türen auf, bevor ich durch eine Drehtüre gehe.