Bebi auf der rechten Spur

Manche Entwicklungen vollziehen sich schleichend und sozusagen auf der rechten Spur. So auch die Küchentalente von unserem Spatzi, dem Bebi eben. In den ersten Wochen, in denen wir ihn als zunächst etwas mysteriösen Lebensgefährten meiner Mama kennen lernen durften, hat er die engere und dann auch weitere Familie mit Neuerungen wie Obstsalat und kleinen Bananen aufgeschreckt. Meine Familie war bis dahin keine obstessende. Wir hatten immer viel zu viel Respekt vor den Leidenschaften unserer Pferde für Äpfel, als dass wir sie selbst gegessen hätten. Ich kann mich erinnern – und daran sieht man, wie oft ich als Jugendliche und auch danach Obst gegessen habe – dass ich meine Mutter scheu gefragt habe, ob ich einen Apfel aus der Schale essen könnte, oder ob die für die Pferde seien. Karotten gab es bei uns im Zentnersack. Aber eben auch nicht für uns. So weit, so gut.

Bebi stürmte also heran mit vielen furchteinflößenden Ideen. Jede Woche kam eine neue hinzu. Immer treu und auf Gesetzesniveau weitergegeben von meiner Mutter. Kein Wunder, er kommt viel herum, ist kontaktfreudig und neugierig und daher erzählen ihm auch viele Menschen, was sie gerade für eine Kur machen, was ihnen bei Rheuma hilft oder wie sie vierzig Kilo in zwei Tagen abgenommen haben. Das alles prasselte nun auf uns Weintrinker, Fleischesser und Pastaverschlinger ein und wir fühlten uns zunehmend unbehaglich. Dass er immer mal wieder den Namen vom „Alfred“, der in seinem Restaurant gegessen hat, eingeworfen hat, verlieh seinen Worten natürlich noch mehr Gewicht. Und als sich durch regelmäßigen morgendlichen Obstsalat meine Arthroseschmerzen eingestellt haben, war auch ich ein Bebi-Huldiger.

Blöd nur, dass dieser inzwischen mit allen möglichen Ausflüchten reagiert, möchte man ihn an den Früchten seiner Ernährungslehre teilhaben lassen. Er mag keinen Obstsalat mehr und weist man ihn darauf hin, dass es doch ursprünglich sein Impuls war, beginnt er sich unbehaglich zu winden und sagt, ich weiß, ich weiß, aber muss man denn immer alles so exzessiv machen? Hier prallen zwei Welten aufeinander: meine träge, aber recht konsequente Familie und der freudig-offene Bebi, der an allem Neuen Spaß hat, zumindest daran, darüber zu sprechen.

Offenbar hat er sich aber genauso viel von uns abgeschaut, wie wir von ihm: inzwischen ist der Bebi, der immerhin einen zweitägigen Gastronomiekurs vorweisen kann (mehr als einer von uns), still und heimlich in die Gourmetecke vorgedrungen. Kein Wochenendtag vergeht, an dem ich nicht mit entzückten Schilderungen der kulinarischen Erzeugnisse aus seiner Hand versorgt werde. Bebi hat sich zum Geheimtipp für Salate, Risottos und Pasta entwickelt und gilt als „man with a mission“ in Küche und Haushalt. Im Moment steht er ganz auf Gemüse. Hoffentlich mag er es auch noch, wenn wir uns dran gewöhnt haben!

Ein Gedanke zu „Bebi auf der rechten Spur“

  1. Traumatisiert durch die Jahre als junge Erwachsene – zu allen Familienfeiern mit Essen gab es anschließend Obstsalat! Ich hasse Obstsalat, jeder wußte es, keiner hat je versucht, mir einen unterzujubeln. Dann kam mein Baby! Von wegen, kein Obst, kein Gemüse, nur Steak und Rauchen. Er sagte nur Sodom und Gomorra! Zuerst habe ich das Rauchen aufgehört. Dann konnte ich dieses geliebte Wesen dazu überreden, wenigstens die Obststückchen nicht ganz so kein zu schneiden. Dann begann ich, Huhn zu essen, seit Neuestem suche ich nur noch nach Rezepten mit hohem Gemüseanteil. Zugegeben, meine Arthrose ist freundlicher im Umgang mit mir. Das Schlimme ist aber, ich bin süchtig nach Obstsalat, meinem, grobe Stücke, Orange, Kiwi und Banane und Joghurt ohne Geschmack darüber! Gemüse wird noch dauern, aber inzwischen ist es so, wenn ich den Spatzi frage ob er Obstsalat möchte sagt er mittlerweile eiskalt nein, später, komischer Magen, er habe vielleicht zu viel geraucht!!!!! Lauter fadenscheinige Ausreden. Ich kriege ihn schon noch meinen Augenstern von Koch!

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