Natürlich ist Muttertag nicht der optimale Tag, um über Gaunereien zu schreiben. Wenn man aber eine ausgewachsene Schreibblockade hat, dann ist es eben notwendig. Und irgendwann hätte es ja sowieso sein müssen.
Letzte Woche bin ich mit dem Zug nach Florenz gefahren. Überhaupt die Züge in Italien! Ein Traum! Schnell, sauber, schön, blitzend. So ganz anders als unsere schmuddeligen ICEs oder gar ICs. Farblich gestaffelt nach Frecciabianca, Frecciaargento und Frecciarossa rasen sie pfeilschnell durch Italien und verbinden Großstädte, Städte und Städtchen. Korrekterweise muss gesagt werden, dass bei all dieser komfortablen Schnelligkeit leider der Regionalverkehr auf der Strecke bleibt. Das darf uns hier nicht kümmern. Schließlich warten auch diese Raser-Züge mit Gefahren der ganz anderen Art auf. Beliebt wie sie aufgrund ihrer Vorteile bei Europa-in-zwei-Wochen-Touristen aus Übersee sind, ziehen sie unerwünschte Dienstleistungen gerade zu magisch an. So wurde ich bei meiner Reise, die in Rom am Bahnhof ihren Anfang nahm, Zeuge, wie eine junge Frau einen mittelalten, sportlichen Amerikaner in den Wagon und auf seinen Platz begleitet hat. Hierfür verlangte sie 20,- von ihm und von seinem Freund. Er zögerte, muckte auf und wandte ein, das sei aber schon viel. Sie blieb cool und beharrlich. 20,- pro Paar. Das sei der normale Preis. Er zahlte seine 20,-, teilte seinem Freund mit, dass auch er diesen Betrag schulde und auch der hat gezahlt.
Was erstaunt mehr an der Geschichte? Dass jemand, der lesen kann, für zehn Meter Begleitung so viel bezahlt? Oder der Mut der jungen Frau, das durchzuziehen? Der einzig mögliche Trost: das erbeutete Geld war für ein Muttertagsgeschenk gedacht
Gerne bezahle ich das, wenn es dann auch funktioniert!! Ich reserviere für meine seltenen Zugfahrten immer Plätze, weil ich zu alt bin lange irgendwo rumzustehen. Noch nie!!! wirklich nie habe ich meinen Patz in irgendeinm Zug gefunden. Entweder sind die Reservierungsschilder zu klein oder der Zug wackelt so, weil er schon fährt. Außerdem habe ich Hemmungen, mich so nah über die Leute zu beugen um durch die Lesewerte Nummern zu entziffern. Also sitze ich immer falsch und werde dann vertrieben. Nur einmal hatte ich Glück, da kam eine junge Frau hat mich richtig zusammengestaucht, ob ich wohl nicht lesen könne und mich beherzt gefühlte 10 Waggon weiter tatsächlich auf meinen Platz gesetzt. Und das im Ausland in ein TGV! Und dieser Engel war meine Tochter und der Service war umsonst!