Hört auch sicher jemand zu?

Bevor ich mich in diesem leichten Blog zu immer stürmischer danach drängenden Karikaturisten und ihren Werken äußere, wende ich mich doch lieber dem nächsten Krisenherd zu: dem hemdsärmeligen und wunderbaren Papst. Da hat sich dieser Mensch, der eine Mutter hat und auch mal ein Bub war, doch tatsächlich erdreistet, seine womöglich erfahrungsbasierte Meinung zu dem ein oder anderen Thema in diesem Zusammenhang zu äu0ern. Und dieselben Mütter, sekundiert von ihren verängstigten und im schlechten Gewissen klein gehaltenen Ehemännern, die im Biomarkt skrupellos kassierende Geschlechtsgenossinnen niederbefzgern, weil es nicht schnell genug geht, empören sich – natürlich.

Nun ist es eine alte Weisheit, dass der getretene Hund jault und trifft wohl auch hier den Nagel auf den Kopf. Das richtige Empören ersetzt das Handeln. Und das scheint eine probate Lebensmaxime für solche Leute zu sein. Ich persönlich kenne die Vorstufe dazu aus dem Stall. Dort haben die pferdeliebenden Mädels lang und breit auf ihre Tiere in pädagogisch fragwürdigen Monologen eingewirkt, um dadurch vielleicht die Aufmerksamkeit des Reitlehrers oder des neuen Stallburschen zu wecken. Die Gegenüber der empörten Schmähreden haben angelegentlich weiter ihren Führstrick aufgenibbelt und gelangweilt mit dem Vorderhuf Muster auf den Steinboden gescharrt, aber dass sie aufhören, war auch nie Ziel der Aktion. Natürlich sind stumme oder intellektuell noch nicht gleichgestellte Wesen die beliebtesten Partner in derartigen Situationen. Auf Wiesen und ab und an in Wäldern – da aber seltener mangels Publikum – kennen Hundebesitzer die Damen, die immer wieder in schönster Modulation vor sich hinplappern und moralische Diskuse auf dem Vierbeiner abladen, warum er sich doch jetzt nicht im Schlamm wälzen soll oder den Hasen nicht jagen soll. Eine Erziehungsabsicht verfolgt dabei keine von ihnen, aber die Umwelt soll denken: meine Güte, diese Frau hat aber mal echt voll viel Ahnung von Erziehung.

Und dann kommt das Beste, das Kind. Dem man mit eineinhalb Jahren schon erklären kann, dass man Kerzen lieber nicht anzünden soll, weil sonst das ganze Haus abbrennt und dass dann Mama und Papa ganz dolle traurig wären und das würde Mia-Sofie doch hoffentlich nicht wollen. Oder dass die Schokolade an der Kasse von ganz, ganz garstigen Menschen in schlimmster Unterdrückung produziert wird und voll fies extra dort platziert wird und Lucca-Moritz doch hoffentlich schon viel schlauer sei und den grau-beigenn Bio-Riegel vorzöge. Hm. Keine von diesen hat den Mut, der Katalysator für die noch nicht zu verstehende Welt zu sein und einfach nein zu sagen. Zu einer solchen Vertrauensperson zu werden, dass ein Nein genügt, weil man weiß, die Mama meint es gut. Meint sie ja auch nicht. Rausreden will sie sich. Dafür, dass sie nichts tun will und wird, außer sich auf Kosten von Abhängigen zu profilieren. Huch!, da hätte ich aber mal gleich über die Karikaturen schreiben können.

Ein Gedanke zu „Hört auch sicher jemand zu?“

  1. Zu allererst möchte ich meiner Erleichterung darüber Ausdruck verleihen, dass die von der sehr verehrten Bloggerin veröffentlichten Karikaturen keinen Anlaß dazu geben, Probleme zu schaffen. Es ist halt doch ein weiter Weg von Bär und Schaf zu den wirklichen Menschen.
    Um nun auf den Blog einzugehen, muss ich ca. 30 Jahre zurück zu meiner Nachbarin gegenüber in der derzeitigen Fassnachtshochburg.

    Der Knabe wurde bereits im Alter von dreieinhalb mit in Wagneropern geschleppt und vorher bedauerlicherweise sehr lautstark in der zitierten Weise auf das Ereignis eingestimmt. So von wegen dazwischenrufen weil langweilig und so, das ginge absolut nicht! Dieses bedauernswerte Kind wurde logischerweise des einen und anderen Mal vorzeitig heimgebracht und weggelegt. In diesem Haus gab es auch die ersten fünfzehn Jahre keine nennenswerten Möbel, da dieses männliche Kind ohne Zwänge aufwachsen sollte. Dieses Engelchen hat dann zur Freude sämtlicher Nachbarn Schlagzeug gelernt. Dann mit Steinen nach unserem lammfrommen Hund geworfen und auch getroffen, was Igor mit einem herzhaften Biss bei der nächsten Gelegenheit quittiert hat.

    Dann hat der Junge, den Wagneropern längst entwöhnt, mit 16 begonnen in schwarzer Kleidung und mit Glatze durch unser ruhiges Wohngebiet zu stiefeln. Dann ging er zur Bundeswehr und das Ganze ging nun umgekehrt weiter. Und dann bin ich weggezogen! Beide Eltern waren gebildete, hochanständige Menschen, sie völlig lebensunfähig ohne Mann und mit Kindern völlig überfordert. Was soll man machen, man muss diese Kinder ertragen, und schlimm ist es, man mag sie nicht. Schuld sind die Eltern! Weil sie nicht wissen, wie man nein sagt!

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