Die Rüpel übernehmen das Kommando

Egal, wo man auf der Welt hinschaut, überall scheint das gleiche Prinzip vorzuherrschen: das mit der Höflichkeit als Zier, ohne die man aber weiter kommt. Daher sind ehemalige Drückerkolonnenchefs heute fast schon in der Politik und verkaufen sich als Wohltäter und kleinwüchsige komplexbeladene Diktatoren halten ihre Untertanen in Angst und Schrecken. Einfach scheußlich. Aber – und das vergisst man bei aller Zivilisation: so ist die Natur. Und wer das negiert, wird halt immer ein Honigsammler bleiben. Die meisten deutschen Großunternehmen haben mindestens einmal in ihrer Geschichte ausgesprochen unsaubere, will heißen unmoralische Geschäfte gemacht. Sei es Waffenhandel, Zwangsarbeit oder Bestechungen im großen Format.
Gelernt haben sie das wohl aus der Natur, bzw. sie sind der Natur sehr nahe, was im Umkehrschluss heißt, wenig zivilisiert und ‚verbildet‘. Das holen sie dann mit Streifzügen auf der Rue Saint Honoré nach, wo sie nach dem Motto ‚viel hilft viel‘ die glitzernden Geschäfte leer kaufen. Auf der Flucht vor diesen Massen war ich heute in der Mittagspause und Mittagssonne im Jardin des Tuileries und habe eine ruhige halbe Stunde in einem der pistazienfarbenen Eisenstühle verbracht. Gemütlich die Füße auf den Brunnenrand gestützt, den Kindle in der Hand, lässt man automatisch immer wieder den Blick schweifen. Möwen und Enten nutzen die Tatsache, dass die Fontänen noch aus sind und watscheln gemütlich auf dem wasserspeihenden Ring knapp unter der Wasseroberfläche umher.
Auf einmal lautes Geflatter, empörtes Schnattern, gellende Schreie. Drei Möwen machen Jagd auf eine Entenfrau, die ein großes Stück Baguette ergattert hatte. Sie treiben sie scheußlich in die Enge und stürzen sich so lange auf sie, bis sie es fallen lässt. Und auch dann bedrohen sie sie weiter, damit sie es sich ja nicht zurück holt. Frau Ente war empört, aber machtlos. Ihr Mann hat aus der Entfernung zugeschaut, Weichei. Erbost wie ich war, habe ich in die Hände geklatscht, aber das hätte den Möwen natürlich nicht wurschter sein können. Auf dem Markusplatz in Venedig hatten wir im Januar auch schon bemerkt, dass es kaum mehr Tauben gibt, die Möwen übernehmen allerorts die Führung. Hab ich schon mal drüber geschrieben. Ist aber ein Zeichen der Zeit. Auch in der Gesellschaft kann man sie niemals lange zurückdrängen. Diese ungehobelten Rüpel.

2 Gedanken zu „Die Rüpel übernehmen das Kommando“

  1. Zu diesem Thema mag ich so garnicht meine Meinung äußern. Auf der einen Seite bin ich durch die jahrhundertelange Domestizierung natürlich ein angepasstes Weichei, aber manchmal kommen da schon auch meine Urinstinkte durch und ich könnte zur rasenden, fuchsteufelswilden Möwe werden. Dann plötzlich fällt mir meine gute Erziehung wieder ein und ich benehme mich. Es macht ja auch mit über 70 keinen Spaß mehr, sich ständig entschuldigen zu müssen.

    Grundsätzlich bin ich der Meinung, ach was soll das, das geht niemanden etwas an. Ich habe hierzu keine Meinung und die habe ich hiermit kundgetan. Prunkschafe leben in splendid isolation und sind nur vornehm und zupfen zierlich an Grashalmen. Bis irgendsoein hergelaufener ….. fast hätte ich mich jetzt doch festnageln lassen.

    Einen wunderschönen Weiberfasnachtsabend wünsche ich den Damen!

    1. Oh???!!!
      Möchte Kommentar bitte privatim hören oder lesen. Bin ja auch so ein Rammel, der nicht immer gerne zivilisiert ist, aber es doch meist versucht.

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