Taxifahren

Heute an unserem letztem Tag in dieser wundertraumhaft schönen Stadt wollten wir einen letzten Spritz bei strahlender Sonne vor dem Pantheon nehmen. Damit wir nicht muffelig oder erschöpft ankommen, haben wir uns ein Taxi in die Stadt gegönnt, weil man ja leider nicht mehr ins Zentrum fahren darf, was mich viele, viele Jahre gar nicht gestört hat, bis die römische Stadtverwaltung in die Krise kam und begann, Strafzettel an deutsche Touristen nachzuschicken. Der Text eines solchen Strafmandats ist derart gestaltet, dass ich nächtelang Angstschweiß hatte und mir zur Sicherheit.einen Anwalt genommen habe. Warum ich es trotzdem noch gemacht habe, möchten Sie wissen? Weil die Strafzettel bis zu 24 Monate lang nachgeschickt werden können und in der Zeit meint man ja nicht, dass man was Schlimmes tut.

Da es mit dem Taxirufen in Rom so eine Sache ist und ich eh Ausschlag bekomme, wenn ein Wagen mit 6,70 bei mir ankommt, sind wir mit dem Auto zum nahegelegenen Stand gefahren und haben eines gekapert. Der Fahrer war beglückt von uns Touristenfrauen. So beglückt, dass er erst mal vergessen hat, das Taxameter anzuschalten. Ich unterstelle jetzt einfach, er hat es vergessen. Auf dem 13,40-Weg in die Stadt habe ich ALLES über die Ursache der italienischen Krise erfahren, weiß, warum wir Deutsche als Einserschüler die Führung übernehmen sollten und warum Frankreich eigentlich noch viel schlechter da steht, sich aber hinter Italien versteckt. Dieser Mann sollte in die Politik, zumindest aber nach Davos, in einem Taxi ist er vergeudet.

Ich hatte schon mal erwähnt, dass italienische Männer mich ganz bezaubernd finden, weil ich ihnen meist beipflichte und da habe ich ein durchaus breites und sehr emphatisches Spektrum, angefangen vom zustimmendem Brummen über gedankenvolles sisi, bis hin zu energischem ma veramente! kann ich alles bieten, was ein Mann sich nur wünschen kann. Irgendwann war jedoch auch ich verzweifelt. Meine Mutter saß albern kichernd neben mir und murmelte fragend, ob sie mich anrufen soll? Jaaaaaa!!!! Gut, gesagt, getan. Ich habe also ein Phantomgespräch geführt, der Taxifahrer hat höflich geschwiegen und in der Sekunde, als ich ‚aufgelegt‘ hatte, den Faden exakt dort wieder aufgenommen, wo er ihn gelassen hatte. Gut. Dann halt.

Irgendwann waren wir da. Er hatte sich inzwischen über ganz arg viel an der italienischen Politik ausgelassen, ich hab mir überlegt, dass das ja doch meist Italiener sind, die die Politik machen und deshalb hab ich mich auch überhaupt nicht gewundert, als wir auf dem letzten Stück zur Piazza di Spagna fröhlich gegen die Einbahnstraße geschossen sind. Wir haben das natürlich korrigiert. Der Fehler war nicht unserer. Das hat irgendso ein Politiker, ich glaube, der schwachköpfige Bürgermeister in den letzten Jahren mal geändert. Also echt.

Ein Gedanke zu „Taxifahren“

  1. Ein Taxi zu nehmen war wirklich eine gute Entscheidung, denn durch die wunderbaren Italienischkenntnisse meiner sehr verehrten Bloggerin versteht auch jeder, wirklich jeder Taxifahrer sofort, dass es mit uns sinnlos ist, eine Rundfahrt durch die sicher ganz netten Vororte zu machen. Er kriegt so konkrete Anweisungen, wie und wo er zu fahren hat und siehe da, die Buben spuren, denn sie fühlen auch hier die strenge Hand der Mama, sprich der Donna della casa. Schon aus diesem Grund verwickeln sie unsere Bloggerin in politische Gespräche, sie betrachten unsere Bloggerin als ebenbürtigen Partner. Obwohl ich sagen muss, dieser Fahrer hatte sicher daheim nichts zu sagen, oder Sprechkörnchen bekommen oder er hatte ein ähnliches Sternzeichen wie uns nahestehende Männer. Der wollte ja garnicht mehr aufhören. Also wirklich und rückwärts gefahren ist er nur, weil zu Anfang der Einbahnstraße zwei sehr bewaffnete Polizisten standen!
    Auf jeden Fall, der Spritz war gut, ich habe mindestens seit drei Jahren keinen mehr getrunken und hätte mich daran gewöhnen können, im warmen Sonnenschein am Pantheon beseelt ein Glas zu trinken. Es war einfach schön!

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