Je suis Charlie. Ich muss zugeben, ich fühle mich nicht so sehr wie Charlie, eher fühle ich mit dem Jungbauern Forstmaier, der von seiner Mutter vom Hof geklagt wurde und seine 150 Milchkühe unversorgt zurück lassen musste. Das ist mir näher, das verstehe ich eher. Die Tragödien sind natürlich in der Ausprägung nicht vergleichbar, die Wurzeln jedoch ähneln sich. Es geht um die komplette Unfähigkeit Zuzuhören, die Unbereitschaft, einander zu verstehen, miteinander zu sprechen und zu erkennen, was dem Anderen wirklich etwas bedeutet. Der Fall Forstmaier in Bayern – ich muss es gestehen – beschäftigt mich inzwischen wie ein Krimi und ich frage mich: wie kann eine Mutter so etwas tun? Wie kann es soweit kommen? Wie kann es ein Sohn soweit kommen lassen? Ich möchte wissen, was da passiert ist.
Geht es wirklich um die kleinen Wünsche der Mutter, die bei der Planung des Austragshäusels nicht berücksichtigt wurden, wie zum Beispiel einen nicht zurück geschnittenen Baum oder die Ausstattung der Küche? Das kann doch nicht sein. Eine Frau hat ein Kind groß gezogen, das offenbar auch über Familiensinn, Empathie und Fleiß verfügt. Was ist da passiert? Warum um Himmels Willen kommt man aus einer solchen Spirale nicht mehr heraus? Zwischen Mutter und Sohn? Und da sind auch Schwestern da. Haben die versucht, zu vermitteln? Dass Menschen sich trennen, ja, ok, aber dass eine Mutter ihren Sohn, ihre Enkelkinder vom Hof klagt, erscheint mir so unvorstellbar wie die Anschläge in Paris.
Man kann so Vieles auf der Welt nicht verstehen, sich nur wundern, warum man sich in der kurzen Zeit, die man auf diesem Planeten hat, das antut. Einander aus dem Weg zu gehen ist doch auch eine Lösung, muss denn immer dieser Bekehrungs- und Rechthaberwillen siegen? Man könnte doch einfach – so wie ich bei fast allem im Moment – sozusagen mentale Gummihandschuhe anziehen und weder seinen Nägeln noch dem Anderen zu nahe kommen. Auf diese Art kommt man prima durch den Tag und das, was einem gut tut, kann man ja auch anfassen (Käsebrote zum Beispiel). Wenn das nicht geht, muss man es deshalb doch noch lange nicht zerstören. Also wirklich.
Zu dieser Geschichte kann man sich eigentlich nicht äußern, ohne Partei zu ergreifen. Gestern nun habe ich die Aussagen der Mutter gelesen und ich muss feststellen, dass es wie immer und überall ist: beide haben Schuld. Dazu kommen sicher viele Vorfälle aus der Vergangenheit, außerdem muß nicht jede Mutter damit rechnen dürfen, dass alle ihre Kinder sie uneingeschränkt lieben. Und auch Mütter haben Vorlieben und Vorutrteile und mögen leider nicht alle ihre Kinder gleich. Sie wären Wundertiere, wenn das möglich wäe. Ich habe in meinem Bekanntenkreis mindestens vier Mütter bz. Töchter, die seit Jahrten keinen Kontakt zueinander pflegen. Für Außenstehende sind die Anlässe, die zur Entfremdung geführt haben zumeist unbegreiflich, da man meinen möchte, dass erwachsene Personen in der Lage sein müssten, miteinander zu sprechen.
Ich habe ganz andere Sorgen, wenn ich an die sehr verehrte Bloggerin denke. Hält der Nagellack noch das, was er versprochen hat? Oder haben sich die Hände völlig von der groben Arbeit verabschiedet und wühlen nur noch in Seide und Kaschmir? Ich finde, das sind auch Sorgen einer Mutter. So, ich kümmere mich jetzt um meine Falten, da mein sonst so charmanter Kardiologe feststellte, sie haben ja weitere fünf Kilo abgenommen, aber lassen Sie mich mal genau schauen und viele neue Falten bekommen. Ja, was hätte ich tun sollen, ihm eine reinhauen oder wie. Ich bin kein Hoferbe, folglich gehe ich wieder hin als hätte ich keine Falten!