Auswahlkriterien

Wir sind in Venedig. Und wie zu erwarten, war unser Zimmer ausgesprochen günstig fotografiert. Das Hotel liegt genial zentral und so liegen auch wird, wenn wir in unserem Bett liegen. Sehr zentral. Um uns herum hat nicht viel Platz und so spare ich mir auch das Auspacken. Das alles tritt völlig in den Hintergrund, wenn man in einer Minute auf dem Markusplatz ist und dort einen wunderbaren Prosecco trinkt. In Venedig war es schließlich, wo ich das erste Mal Prosecco aus einem Wasserbecher serviert bekommen habe. Großartige Idee, die zeigt, wie absolut normal das Getränk hier ist. Und der Prosecco schmeckt auch irgendwie anders.
Nach den ersten Freudentaumeln waren wir hungrig und auf der Suche nach einer Nudel oder ein paar Sardinen. Im Vorbeigehen habe ich aus den Augenwinkeln lauter geringelte Pullis in einem Restaurant gesehen und meinem Mann gesagt: da essen ganz viele Gondolieri, da müssen wir auch rein. Nicht weil wir Gondolieri sind, sondern weil ich mir denke, dass Gondolieri zwar den ganzen Tag singend Touristen neppen, aber dafür beim Essen umso vorsichtiger darauf bedacht sind, ihr hart verdientes Geld nicht zum Fenster hinaus zu werfen. Zudem brauchen sie Kraft zum Amerikaner rumfahren und so sind wir also rein. Es war keinesfalls eine Enttäuschung und wir sind hochzufrieden zurück in unsere Kemenate gewankt.
Nun ist es schon dunkel und wir grübeln über der Abendplanung. Das heißt, ich grüble, mein Mann verfolgt die Rugby-Geschehnisse auf der Welt. Beim Grübeln bin ich auf ein Restaurant gestoßen, das ich unbedingt besuchen muss. Nicht wegen des Essens, sondern wegen des Betreibers / Besitzers. Er antwortet auf jede Bewertung kleiner / gleich drei von fünf Punkten mit einem wahren Feuerwerk an Mimosenhaftigkeit und philosophischen Beleidigungen. Ich schließe daraus, dass er seiner Arbeit mit Herzblut nachgeht, Kritik überhaupt nicht vertragen kann und das Essen wahrhaft gut sein muss. Zur Sicherheit werden wir nicht reservieren, weil hier die größten Gefahren lauern, wie wir nun wissen. Ob dieses Auswahlkriterium genauso valide ist wie das mit den Gondolieri kann ich natürlich erst morgen sagen. Jetzt habe ich eh noch keinen Hunger und kann alles recht sportlich betrachten. Und im Notfall bleibt uns immer noch die alte Reiterregel (wobei jede respektable Sportart sie für sich beansprucht): Das bisschen, was ich esse, kann ich auch trinken. Und dann bliebe uns immer noch der Prosecco.

Ein Gedanke zu „Auswahlkriterien“

  1. Beim Betrachten der Hotelbilder im Internet machte sich bei mir leiser Neid bemerkbar, denn unsere letzten Zimmer in Venedig vor zwei Jahren waren wirklich überschaubar! Man will ja nicht klagen, erstaunlich, dass in so einem kleinen Zimmer immer noch ein Bett Platz hat. Aber dass die sehr verehrte Bloggerin sich derart durch ein Weitwinkelobjektiv hat reinlagen lassen, hallo!
    Aber ich kann mitreden. Lange her, Anfahrt mit LKW! wegen der beiden Pferde. Mit dabei zwei Fahrräder, zwei Hunde, viele Sättel, jede Menge Reitstiefel, Reitmäntel, Hundefutter, für die ersten Tage auch noch heimischen Hafer und Heu, Koffer für die Herrschaft mit Kleidung für Regen, Sonne, Abend, Reiten, Bücher, Medizin, falls den beiden Pferden was fehlt.
    Die Pferde hatten wahrhaft luxuriöse Boxen. Dann haben wir unsere Zimmer aufgesucht. Fast hätten wir sie nicht gefunden, so klein waren die. Sie waren im Erdgeschoß. Das war nicht schlecht in diesem Fall. Die Hunde hatten keinen Platz in diesem Zimmer und mussten im LKW schlafen. Die Koffer konnten nur teilweise geleert werden, weil ich nicht wusste wohin mit dem Inhalt. Ein Koffer wurde vor das Fenster gestellt, so dass ich nicht immer blaue Flecken bekam beim Slalom durch das Zimmer, wenn ich selbiges verlassen wollte. So konnte ich mit Hilfe der Koffertreppe bequem aus dem Fenster steigen. Ich habe noch überlegt, eine weitere Box sozusagen als Kleiderbox anzumieten, was sicher sehr praktisch gewesen wäre. Ich habe ja meistens am liebsten in der Nähe meiner Pferde gelebt. Und das noch nebenbei, das Hotel war sehr hochpreisig in der Lüneburger Heider, nicht zentral wie in Venedig sonder Alleinlage, fernab aller menschlichen Ansiedlungen. Es ist also egal, wie man es macht, kann nur schiefgegehen!

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