ko oder ok

An Reisetagen wie morgen ist keineswegs sichergestellt, dass man die technischen Möglichkeiten hat, einen Blogbeitrag zu veröffentlichen, also lege ich mal vor. Grund dazu gibt es reichlich. Da der Schnee einem die Tagesplanung gründlich versemmelt hat, blieb nur der Rückzug vor den Fernseher. Angestachelt von den gestrigen Begeisterungsstürmen meines Mannes, die ich nur aus der Küche verfolgen konnte, war ich voller Vorfreude auf einen wunderbaren märchengeschwängerten Fernsehnachmittag. Und was kommt? Dieselbe Sendung wie offenbar jeden Samstag, in der sich Frauen (und heute etwas zwischen Mann und Frau) meist vergebens bemühen, ein Motto stilvoll kleidungstechnisch umzusetzen.

Was dabei heraus kommt, ist meist so, dass man sich das Radio als modernstes Medium zurück wünscht. Wie wunderbar ist es dann doch, wenn man beim müßigen Zappen danach auf einen Film aus den Sechziger Jahren stößt. Und welche Wonne ist es, gut gekleidete Männer in Anzügen ohne Beanies und tief sitzende Hosen zu sehen, Frauen in zusammen passenden Kleidern mit farbig passenden Pumps und Hüten. Sie sitzen bei Tisch und unterhalten sich, sind witzig, nicht rüpelig und gehen respektvoll miteinander um.

In dem Film geht es um einen wüsten Ehebruch, der allerdings durch das Wahren aller Höflichkeitsformen ad absurdum geführt wird und es wird viel Scrabble gespielt. Nachdem der Butler das Brett mit den Steinen beim Kaffee herunter gestoßen hat, sind nur zwei Steine übrig geblieben: o und k. Der smarte Millionärsliebhaber hat ‚ok‘ gelegt, weil er sein Verhältnis mit der Gattin optimistisch beurteilt, der äußerst coole adelige (und betrogene) Ehemann hat ‚ko‘ gelegt, weil er – zu recht – davon ausging, seine Ehe zu retten und das Verhältnis zu zerstören. Alles in allem muss man sagen, in diesem kurzen Film war mehr Stil und Esprit zu beobachten als in allen Filmen der letzten Tage. Hab ich’s doch gut getroffen. Und jetzt gehe ich wieder in die Küche.

Ein Gedanke zu „ko oder ok“

  1. Diese alten Spielfilme sind einfach wundervoll, da entspannend und nur schöne Menschen auftreten. So war es halt in den Sechziger Jahren und eine wenig noch in den beginnenden Siebzigern. Man war immer korrekt gekleidet, jeder wusste sich zu benehmen und bereits als junges Kind bekam ich eingebläut, mich von Denen fernzuhalten, die nicht über geschliffenes Benehmen verfügten. In den Augen meiner Mutter waren das die Gassenkinder. So war das. Der Krieg mit seinen Entbehrungen war noch nicht allzulange vorbei und man wollte nur Prunkvolles, Luxuriöses sehen. Auch wenn sich das damals nur eine miniminikleine Gruppe leisten konnte. Personal in den Villen starb bald aus, da nicht mehr zu bekommen, die Hetze nach Geld und Erfolg nahm immer schnellere und wildere Ausmaße an und in diesem Zusammenhang wurden die Sitten und Kleidungsfragen, sowie die Benimmregeln neu aufgestellt. Das Ergebnis haben wir heute, wenn wir den Fernseher einschalten und dort in den Sesseln junge und alte Menschen nachlässig gekleidet herumlümmeln und schnodderige Antworten geben und auch noch glauben, damit aktuell und zukunftweisend zu sein. Wie schön ist es dann plötzlich auf einer privaten Veranstaltung auf einen Menschen im Teenageralter zu stoßen, der sich einfach gut benimmt und trotzdem nicht verklemmt oder gar zu bedauern ist. Dann schaue ich immer nach den Eltern und gratulieren ihnen insgeheim zu diesem Kind, das das Ergebnis einer liebevollen guten Erziehung und eines guten Vorlebens seitens der Eltern ist.

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