Ich bin ein Fütterer

Ich habe mal in einer Zeitung gelesen: I’m a typical feeder, ich bin ein typischer Fütterer. Eine bessere Beschreibung gibt es kaum für mich. Was nicht bei drei auf dem Baum ist, bekommt von mir Essen. Sehr archaisch, ich weiß. Anstatt netter Worte (die kann man auch haben, wenn man aufgegessen hat), gibt’s bei mir Pasta, Salat, Hühnchen, Fisch oder auch mal Katzenfutter. Es ist in mir drin und mir ist natürlich völlig klar, dass das in unserer Überflussgesellschaft – nun ja – überflüssig ist. Aber es ist doch einfach freundlich und fürsorglich, jemandem Essen anzubieten und ich persönlich bekomme wohlige Schauer, wenn jemand für mich kocht. Denn Kochen bedeutet auch ein Stück weit Liebe, für den anderen sorgen, sich sorgen, wollen, dass es  Anderen gut geht und vieles mehr. Klar, Liebe kann auch sein, mit jemandem vier Stunden nach einem Paar Schuhe durch die Stadt zu jagen oder mit ihm über den Golfplatz gehen, obwohl man schon beim zweiten Loch suizidgefährdet ist vor lauter Langeweile.

Kochen und Essen hingegen, wen kann das langweilen? In vielen Kulturen ist das Erste, was passiert, wenn man zu Leuten zu Besuch geht, dass man Kleinigkeiten angeboten bekommt. Mezze heißen sie, Knabbereien, Tappas, wie auch immer. Der Gast soll sich wohl fühlen und kann beweisen, dass er dem Gastgeber zutraut, ihn nicht sofort zu vergiften. Und schon ist eine schöne Basis für vieles Weitere da. Es kann sich eine Beziehung entwickeln. Geschäftsessen sind daher nicht nur die Möglichkeit, in Restaurants zu gehen, die man sich privat nie leisten könnte oder würde, Kellner zu schikanieren, die ansonsten einen selbst schikanieren würden oder Dinge zu essen, die man nicht mal aussprechen kann. Ein gemeinsam genossenes Essen verbindet.

Mein Kätzchen und mich verbindet das auch. Da uns das Tete-a-tete in der Garage nicht mehr vergönnt ist und ich sehr engmaschig überwacht werde, treffen wir uns jetzt eben im Garten, ich mit dem Napf und diversen Futterangeboten, sie mit ein paar Kollegen, die allerdings respektvoll warten, bis die Chefin aufgegessen hat. Immerhin hat sie mich aufgerissen und dafür gebührt ihr der Vortritt.

Den aufmerksamen Nachbarn, die immer so ordentlich alles aufwischen, habe ich übrigens eine Packung Nudeln und Dosentomaten in die Garage gestellt. Damit sie nicht immer dieses Katzenfutter essen müssen. Ich bin halt ein Fütterer.

 

 

 

Ein Gedanke zu „Ich bin ein Fütterer“

  1. Dummerweise bin ich ein Esser, ein undisziplinierter auch noch. Das heißt im Klartext ich esse was man mir hinstellt. Manchmal wage ich Widersprüche, das kommt nicht gut an. Meistens dann wenn ich schon 3x nachgefaßt habe und man mir vorhält, es schmecke wohl nicht, oder noch schlimmer ich hätte auf den Imbiss am Nachmittag verzichten sollen. In diesem Haushalt kann man nicht verzichten! So esse ich zum Frühstück gerne Frutti di Mare begleitet von einer drei Tage alten Süddeutschen damit ich eine gute Ausrede für meinen Verzicht auf Obstsalat habe. Dazu bevorzuge ich einen großen Becher wundervollen Nescafé’s und hoffe so wenigstens bis Mittag nicht zuzunehmen. Ahh.. La dolce Vita in Roma .

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