Mani pulite

Natürlich ist eine wilde Gegend auch mit Schmutz verbunden. Nicht nur auf den Straßen, auch auf Autos. Und hier gleichen die lässigen Italiener auf erstaunliche Weisen den gründlichen Deutschen. Sie mögen saubere Autos. Egal, wie zerbeult oder zerkratzt manche sind, an allen Straßen gibt es Schilder mit „Lavaggio a mano“, Handwäsche und dem Versprechen, allen Schmutz aus dem Auto zu saugen und zu wischen. Bei uns im Trullo ist dafür in erster Linie Michele zuständig. Er vollbringt seine Kunst zusammen mit einigen Kollegen an einer der günstigsten Tankstellen in Rom. Lange Schlangen vor den unfassbar komplizierten Self-Service-Zapfsäulen legen ein beredtes Zeugnis seiner Qualität und von der Preispolitik der Tankstelle ab.  Michele arbeitet eigentlich immer. Freundlich, höflich und kultiviert wie er ist, könnte man ihn sich auch als Arzt oder Anwalt vorstellen, aber – so der Eindruck – was er tut, macht ihm Spaß. Und er hat genug zu tun. Immer länger sind die Schlangen. Der Wunsch nach Sauberkeit im direkten Umfeld scheint zu wachsen.

Denn gerade in letzter Zeit fällt auf, dass alles in unserer eh schon schmutzigen Gegend noch ein wenig schmutziger geworden ist. Mehr Müll liegt rum, Sofas und andere ausgeweidete Möbelstücke lagern zwischen den Tonnen und die Müllsammler haben Hochsaison beim Durchwühlen der Container. Der regenreiche Winter hat die Straßen durchlöchert und weil immer nur zu den Wahlen billiger Asphalt dünn auf die Straßen geschmiert wird, tun sich nun an manchen Stellen richtiggehende Kluften auf. Alles in allem eine Situation, die auf beklemmende Weise die Situation in Italien widerspiegelt. Umso erfreulicher ist es, dass ich einen Teil zur Sauberkeit beitragen kann. Erst letzte Woche habe ich Michele Mikrofaserhandschuhe von der Augsburger Dult mitgebracht, weil sie in Italien schwer bis gar nicht zu kriegen sind. Er ist darüber entzückt und bewirbt sie an seiner gründlichen Waschanlage. Das löst zwar nicht alle Probleme, aber – der Vergleich bietet sich an – Rom ist auch nicht an einem Tag erbaut worden.

One thought on “Mani pulite

  1. Wenn es in Deutschland einen derartigen Service gäbe, würde ich ihn nutzen. Gibt es nicht, wir haben statt dessen viel Regen. Auf der einen Seite erleichtert dieser das Leben, denn man hat nicht immer das Gefühl, man müsste endlich die Schlieren vom Auto waschen lassen. Bei uns lohnt sich das Trocknen des Autos so gut wie nie. Ich bin schon froh, wenn es so lange trocken ist, bis das Auto auf dem Staubsaugerplatz steht. Dann kommt deutsche Gründlichkeit und Sparsamkeit zum Tragen. Ich habe meinen eigenen Mikrofaserlappen und trockne was die Oberarme hergeben. Da wünsche ich dann, in Italien zu sein, elegant auf den Staubsauger gestützt, einem jungen Gott beim Trockenledern meines Auos zuzuschauen. Man kann nicht alles haben. Bei uns ist dafür Alles schön grün!

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