Condominiopolizei (Teil 1?)

Eigentlich wollte ich ja weitermachen mit der Vorstellung meiner zauberhaften Wegbegleiter im Trullo. Aus aktuellstem Anlass muss ich umdisponieren und von meinen erstaunlich missgünstigen Nachbarn schreiben.

Trotz all des prachtvollen Essens, des herrlichen Klimas und dem Glück, in Rom leben zu dürfen, schlägt bei ihnen das Else-Kling-Gen durch. Sie sind böse. Dazu muss ich jetzt ein wenig ausholen. Als wir vor fünfzehn Jahren hierher gezogen sind, waren wir junge, arglose Mieter dieser Wohnung. Ich hatte meinem frisch angetrauten Mann eine Steilvorlage bezüglich Ausstattungsmerkmalen der Wohnung gegeben und mich in blindem Vertrauen auf das Ergebnis gefreut. Und sollte nicht enttäuscht werden. Alles hab ich bekommen. Vor allem die Küche mit Terrassentür. Dass die Terrasse um die ganze Wohnung herum geht, ist natürlich noch viel wunderbarer. Wie wunderbar haben wir heute beim vierstündigen Kärchern der Terracotta-Fliesen wieder einmal erfahren. Aber das ist ein anderes Kapitel.

Schnell stellte sich heraus, dass nicht alles ganz hasenrein war mit der Vermietung. Langer Rede, kurzer Sinn: unter wahrlich dramatischen Umständen, nach zahllosen Verhandlungen, Versteigerungen, Anwaltsbesuchen, listigen Tricksereien und nahezu unmenschlicher Geduld von Seiten meines Mannes haben wir die Wohnung zwei Jahre später gekauft. Ich muss nicht extra erwähnen, dass ich mich in dieser Zeit mehrfach unter einer Tiberbrücke schlafen sah…bin eben kein Italiener.

Es gab aber jemanden, der das gar nicht gut fand: unsere Nachbarn auf der vierten Etage. Die Amirellis. Die wollten die Wohnung nämlich für ihren Sohn, den Stefano. Dieser patentierte Mammone sollte bei seiner Mutter bleiben, damit die Familie sich auch wirklich früh, mittags und abends versichern kann, alles, aber auch wirklich alles im Leben richtig gemacht zu haben. Und dann kommen wir. Hinzu kommt, dass der Bruder der Frau Amirelli, eben jener Pilot ist, der immer mal wieder Wasserschäden in seiner Wohnung hat, die er auf uns schiebt. Wir haben deswegen Teile der Terrasse bereits vier Mal aufreißen lassen. 2009 erfolgte dann eine weitere Totalrenovierung. Auch dies durchaus ein eigenes Kapitel.

Kurz und gut, das Tuch gutnachbarlicher Beziehungen war zerschnitten. Sie grüßten uns nicht mehr. Wir dafür schon. Und jetzt, nachdem sie das Condominio auf Schadensersatz wegen psychischem Leid verklagt haben (versucht haben, es zu verklagen, denn das ist lächerlich, wir leben hier schon seit zehn Jahren mit scheußlichen orange verhängten Stützstreben auf der Zufahrt, da beschwer ich mich auch nicht, obwohl mir der Anblick Schauder über den Rücken jagt), suchen sie sich andere Dinge, über die sie sich aufregen können.

Heute Mittag war es Dora, meine kleine graue Katze. Hier in der Anlage gibt es einige Katzen. Wie überall in Rom. Und wie überall in Rom gibt es Frauen, die sich um sie kümmern. Leider sind zwei der Hauptkümmerinnen weggezogen. Sie wurden immer angefeindet, weil sie die Futterbehälter nicht entsorgt haben. Also habe ich der ausgesetzten Dora immer in einem Napf hinter meinem Auto Futter gegeben und den Napf dann ausgewaschen. Heute Mittag war er weg. Ich weiß nicht, was für ein garstiger Mensch man sein muss, um einer kleinen Katze das Futter zu missgönnen. Den ganzen Dreck in der Anlage sehen sie nicht, seit einer Woche liegt eine Zigarettenschachtel vor der Türe, das stört keinen, aber eine kleine Katze. Die Schachtel hab ich weg genommen. Die Katze bekommt ihr Futter jetzt vom sauber gewischten Boden unter dem Napf.

Fortsetzung folgt bestimmt. Leider.

Ein Gedanke zu „Condominiopolizei (Teil 1?)“

  1. Das ist halt so, es geht uns allen viel zu gut. Wenn ich bedenke worüber ich schon alles geklagt habe! Und jetzt bin ich froh wenn ich aufstehen kann. Und jetzt weiß ich auch daß man die eigene Gesundheit nicht hoch genug schätzen kann. Eigentlich sollte jeder nur seine Probleme ordentlich lösen, versuchen, seine Mitmenschen nicht zu stören, und nicht rechts und links schauen, denn da könnte schon was sein, das uns, warum auch immer, nicht gefällt. Bei mir kann jetzt jeder machen was er will, ich hab’s aufgegeben die Welt zu beeinflussen. Und wenn man genau hinschaut, an allem was uns widerfährt, gut oder schlecht, sind wir selbst schuld..

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert