Raumsonden und Anzüge – die müssen sitzen!

Wo doch immer alles überall gleich ist, sogar das Geld, freut es, wenn wenigstens Kleinigkeiten sich unterscheiden. Zum Beispiel die Mandarinen. Sie sehen in Italien einfach viel netter aus als in Deutschland. Sie wirken so frisch und gepflückt mit ihren Blättern und Stängeln dran. Nicht wie unsere in ein rotes Netz gepfercht und gestapelt. Auch sonst ist Manches anders. Die Situation von jungen Menschen zum Beispiel. Als wir heute einen Anzug gekauft haben, wurden wir von einem reizenden jungen Mann bedient. Wir sind natürlich ins Gespräch gekommen – ich glaube, weil er so dünn war? – und er meinte, das käme daher, dass er sieben Tage die Woche arbeitet.

Unter der Woche bei einer Raumfahrtgesellschaft und am Wochenende eben in der Stadt bei einem Herrenausstatter. Das erdet sicherlich ungemein, wenn man sich einerseits mit unfassbar idealistischen und wissenschaftlichen Themen befasst (denn ich glaube, es braucht eine Menge Idealismus, um dran zu glauben, dass die Schritte, die man heute plant und unternimmt, in zehn Jahren zur Landung eines staubsaugergroßen Dings auf einem smartgroßen anderen Ding führen könnten) und andererseits tagtäglich mit der Eitelkeit und eher oberflächlichen Sorgen von Menschen konfrontiert wird. Natürlich sind wir neben der wirtschaftlichen Lage Italiens, die es eben einem 28 – Jährigen mit abgeschlossenem Studium nicht erlauben, von seinem Beruf zu leben, geschweige denn gar auszuziehen, auch auf ‚das Hemd‘ zu sprechen gekommen.

Das Hemd von diesem armen Matt Taylor, einem Wissenschaftler der Philae-Mission, das unglücklicherweise voller praller Blondinen war, als er im Fernsehen die Landung live kommentiert hat. Wer seine Entschuldigung darauf gesehen hat, kann erahnen, wie unglücklich er war, diesen fantastischen Moment mit einer solchen Schusseligkeit versemmelt zu haben. Andererseits – und hier muss man einfach das Positive sehen – ganz viele Menschen, die vielleicht sonst nur schwerlich durch solche Themen angesprochen würden, wissen nun bedeutend mehr über die spektakuläre Landung der kleinen Raumsonde auf einem Kometen. Das ist doch auch toll. Und irgendwie sorgt auch der nette junge Mann aus dem Herrenausstatter dafür, dass bei Geschäftsabschlüssen, die über Jahre hinweg vorbereitet wurden, nicht in der letzten Sekunde noch was schief geht und einer sagt: Mann, der hätte doch echt mal einen Anzug anziehen können, der passt. Ist doch wirklich alles für was gut.

4 thoughts on “Raumsonden und Anzüge – die müssen sitzen!

  1. Bei diesem Unglückswurm kann ich nur sagen, blöd gelaufen. Das waren wieder diese Gendertussis, die es aber nicht bemerken, wenn ein Moderator ein Jahr lang den gleichen Anzug trägt.
    Naja, Männer und Geschmack, das ist halt was, das nicht unbedingt eine harmonische Beziehung eingeht. Woher kämen sonst die unmöglichen Shorts mit diesen schlimmen Hemden darüber, in grauenhaften Farben. Matt Taylor hat das Hemd doch nur angezogen, weil es sonst zu kalt gewesen wäre, oder weil man nicht halbnackt rumlaufen darf. Dieser arme Wurm weiß doch garnicht, dass es neben der Wissenschaft noch etwas anderes gibt, auf das man achten könnte, sollte, müsste.
    Ich sehe den, der das Hemd entworfen hat genau vor mich, wie er feixt und sagt: ich weiß genau wie der aussieht, der das Hemd kauft. Dieser „Designer“ ist ein boshafter Mensch, der sich freut wenn ein Kunde sein Produkt ernst nimmt und kauft.
    Eigentlich müsste der Kritiker des Hemdes sich fragen, was das soll, dass das Hemd jetzt ausverkauft ist! Bin überfordert.

    • Der nette Verkäufer hat mir gesagt, das sei eine Frau gewesen, die das entworfen hat und damit ist das die fieseste Rache an Männern, die man sich vorstellen kann. Gerade weil sie so unreflektiert in Hemden hüpfen und sich damit dann so einen Zorn zuziehen. Obwohl diese Neue Medien Menschen auf Twitter oder wie es alles heißt, ja nun auch wirklich an allem was Schlimmes, Diskriminierendes oder Aufregbares finden. Selbst der Social Network Name des gestrigen Tatorts hat zu seitenlangen Mitteilungen geführt. Das kommt dann bestimmt von den Menschen, die verlassen werden, weil sie nicht imt ihrem Partner sprechen….

  2. Ach, es würde mich nicht wundern wenn, heute und bis Weihnachten keiner mehr mit mir spräche. Bin durch und durch ungut bestrahlt, habe sozusagen das falsche Hemd an.

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