Nie sollst Du mich befragen

Ich bin ein großer Freund des nichtausgesprochenen Konfliktes. Meiner Überzeugung nach wird alles nur noch schlimmer, wenn man, haben sich die Gemüter erst mal soweit beruhigt, den Stein des Anstoßes erneut ins Bewusstsein und ins Rollen bringt. So geschehen auch gestern im Lohengrin. Aber, und das gilt es zu bedenken, das Fragen und Wissen gehört zu den Motoren des Menschen. Ohne sie würden wir noch in Höhlen leben und das iphone wäre nicht erfunden worden. Ob das nun gut oder schlecht ist, bleibt dahin gestellt.

Überhaupt der Lohengrin: er ist wohl eine Alters- und Geschmackssfrage. Ich liebe es, wenn man mir Geschichten erzählt und Chöre liebe ich allemal und so war ich gestern im Paradies. Wenn einen fünfzig Menschen leidenschaftlich von der Bühne aus ansingen, dann muss sich – zumindest in der dritten Reihe – etwas von der Energie übertragen und so sind wir sehr beseelt nach einem herrlichen Tag mit diesem schönen Abschluss nach hause gegangen. Die Handlung hat gerade richtig zum Nachdenken angeregt und die Rollen waren so ausgefüllt, dass ich am liebsten auf die Bühne gehüpft wäre, um der garstigen Ortrud den Schnabel zuzuhalten. Böses Weib.

Weil das nicht ging, hab ich drüber nachgesonnen, wie überaus praktisch es sich fügt, dass ich gestern eine andere Leidenschaft wieder aufgenommen habe: die Enten- und Federvieh-Fotografie. Nicht, weil ich diese Tiere ganz besonders wundervoll finde, sondern weil es die einzigen Tiere sind, die in meiner unmittelbaren Umgebung rumlungern. Das übrigens im wahrsten Sinne des Wortes, sie werden so derart überfüttert, dass sie kaum mehr abheben können.  Auch an einem Stadtwaldsee muss man mit dem vorlieb nehmen, was sich einem bietet. Langes Fragen, warum nur Enten, würde auch hier vermutlich nicht weit führen.

One thought on “Nie sollst Du mich befragen

  1. Nur weil man Federvieh gerne fotografiert, muss man doch nicht wegen einem Schwan auch noch Lohengrin anschauen. Wenn’s denn mit Anschauen genug wäre, nein, Anhören und das sicher nicht zu knapp nehme ich an, ach Gott, meine mangelnde Bildung, die ernste Muse betreffend, ist doch beklagenswert. Um hier mitreden zu können, habe ich erst mal bei Wikipedia nachgelesen, wieso und weshalb das alles. Aber, mal im Ernst, auf einem Schwan zu reisen, finde ich völlig daneben. Es gab doch früher auch schon Pferde, Kutschen, Bullen, Esel etc. aber so unbequem auf einem Federvieh, ich weiß nicht. Schon deshalb würde ich mich opfern und diese Oper anschauen, um zu sehen, wie lustig der Herr (den Namen hab ich jetzt vergessen) auf dem Schwan aussieht. Natürlich hätte man, die Beförderungsbedingungen betreffend, nun einen Gesprächsbedarf, aber wer so abwegige Beförderungsmittel benutzt, ist sicher auch noch uneinsichtig. Wenn ich seine Geliebte geworden wäre (hat er überhaupt eine gewollt oder bekommen) dann wäre ich lieber vierspännig in einer lackschwarzen Kutsche gereist. Wenn überhaupt mit diesem Herren!

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