Die eigene Stadt

Wer, wenn nicht ich, wüsste am besten, dass man das, was direkt vor einem ist, oft nicht sieht. Ich sehe generell nicht wirklich viel. Und bin ein Mensch mit sehr lieben Gewohnheiten und Routinen. Aber! Ich kann auch anders. So geschehen heute Nachmittag.  Das Wetter war traumhaft, ich hatte ein schrecklich schlechtes Gewissen, für den Wald war es schon zu spät, also einfach vor die Türe.

Keine zweihundert  Meter entfernt, den Berg hoch, steht eine Kirche, die mein Mann noch gar nie richtig gesehen hat. Eine wunderschöne, große und auch recht bekannte Kirche noch dazu. Die haben wir uns zuerst angesehen. Beim Weiterbummeln ist uns aufgefallen, dass während wir zuhause Aktenordner umsortieren oder Blogbeiträge schreiben, sehr viele Menschen unweit unserer Wohnung unterwegs sind und das Leben genießen. Sie bummeln, fotografieren, führen ihre Hunde, Kinder oder neuen Handtaschen aus. Weil wir kein konkretes Ziel hatten, sind wir völlig ziellos über unsere höchsteigene Prachtmeile gewandert. Der Foto, den wir um den Hals hatten, also ich zumindest, hat den ganzen Spaziergang zu einem touristischen Ausflug gemacht.

Langer Rede, kurzer Sinn oder wie meine Düsseldorfer Freundin zurecht immer so schön sagt, kurzer Rede langer Sinn: es lohnt sich wirklich, auch vermeintlich Bekanntes und ewig Vertrautes mal zu einer anderen Uhrzeit oder unter anderen Umständen kennenzulernen. Das sagt man ja über Partner und Beziehungen auch. Aber das würde jetzt zu weit führen.

2 thoughts on “Die eigene Stadt

  1. Also, ich dachte immer, nur mein Fußballgott zitiert falsch, aber wenn es sogar in Düsseldorf, wo die Elite lebt, Menschen gibt, die es sorum sagen, dann will ich es mal gut sein lassen. Also das mit der Kamera um den Hals, habe ich schon oft in unserer verschlafenen Kleinstadt gemacht weil sie dann irgendwie interessanter wird. Sie hat dann sowas Großstädtisches. Außerdem entdeckt man putzige Ecken und Winkel und man kann sich so richtig zum Deppen machen beim Fotografieren, weil, bei Touristen hat jeder ein Nachsehen. Sogar mein Fußballgott stellt sich dann gerne in Positur zum fotografieren.
    Das mit dem Partner aus einem anderen Winkel berachten, da muss ich vorsichtig sein, weil ich sonst drollig werde. Denn mein Fußballgott schaut alle anderen Menschen (natürlich sind Frauen gemeint) so an, als wäre er allein unterwegs. Ich bekomme dann Ausschlag und wenn das nicht meiner wäre, würde ich mich bedauern, so einen zu haben, der allen Weibern nachstarrt. So, das musste mal gesagt werden, denn das glaubt mir doch keiner, ich dachte immer ich bin seine einzige, wundervolle, einmalige, entzückende, schöne, bezaubernde Geliebte. Pustekuchen, so interessiert wie er rumschaut, bin ich nur ein Zufallstreffer. Hm, das zur Kamera auf der Brust und dem anderen Blickwinkel. Werde weiter nach Zirbelnüssen Ausschau halten!

  2. Das hört sich jetzt aber gar nicht routiniert und geradlinig an. Ich bin ja auch jemand geworden, der auf alle Regeln achtet, immer alles gleich haben will, weil einem das ja auch Sicherheit gibt. Aber dann entdeckt man plötzlich durch eine kleine Veränderung, dass das Leben einem doch Überraschungen bietet. Man muss es nur zulassen und seine Spießigkeit hinter sich lassen! Ob das die Schweizer auch können weiß ich nicht, aber mei so ein kleines Land da dreh ma uns einmal um und scho simma wieder in Bayern.

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