Lauter neue Entdeckungen in 90 Minuten

Durch Zufall sind wir vor ein paar Tagen auf dem Weg zum Büro meines Mannes auf ein Restaurant gestoßen, das wirklich – selbst für Pariser Verhältnisse – ein wahnsinnig schönes und auffälliges Ambiente hat. Die Räumlichkeiten, die Einrichtung, einfach alles ist WOW. Und jeder, der weiß, wie lange ich hier schon schreibe und wie sehr ich an Essen interessiert bin, weiß auch, dass mir das Drumherum fast immer herzlich egal ist. Da wollte ich hin, zumal es nur hundert Meter von unserer Wohnung weg liegt. Wir sind also zu Mittag hingegangen und konnten im Laufe des Essens feststellen, dass es 1. offenbar reiner Zufall war, dass wir einen Platz bekommen haben, 2. offenbar ein „hot spot“ ist, was sich natürlich auch wieder geben kann, 3. offenbar nicht von den Costes-Brüdern betrieben wird, weil die Bedienungen oberhalb eines BMI von 17,5 liegen und flache Schuhe tragen und es 4. wirklich gute napoleonische Pizza gibt. Das ist wirklich eine schöne Überraschung. Mal sehen wie es abends ist.

Auf dem Weg zurück war ich in meiner neuen Lieblingskirche, die direkt hinter halb über den Platz liegt und eine breite Auswahl an Heiligen bietet. Jeder hat seine eigene Nische, seinen eigenen Kerzenaltar und vor allem – das finde ich grandios – seine eigenen Kerzen. Will heißen, das Plastikgehäuse um die Teelichter ist mit dem Heiligen bedruckt. Das alleine ist schon ehrfurchtgebietend, aber was wirklich anrührend ist, sind die vielen Menschen, die zu Mittag vor den Altären knien und beten. Maria hat natürlich den größten Zulauf, ich habe meine Kerzen vor den heiligen Josef gestellt, er trägt wie mein persönlicher Lieblingsheiliger in Rom, der heilige Antonius ein Baby auf dem Arm (und ich dachte ursprünglich auch, er sei es und dann kann man ja wohl schlecht seine personalisierte Kerze wieder auspusten und wegnehmen oder gar einem anderen Heiligen vor die Füßen stellen?!!). Die Kirche ist geheizt und gemütlich und offenbar zählt sie für viele Menschen zu einem Ritual, einer kleinen Auszeit.

Und dann habe ich noch Geschäfte aller Art entdeckt, allen voran einen süßen kleinen Supermarkt, in dem man – steht man ratlos vor einem Regal mit französischen Putzmitteln – tatsächlich gefragt wird, ob einem geholfen werden kann! Sowas gibt es doch gar nicht mehr! Habe selbstverständlich gleich eine WC-Ente gekauft, die habe ich am Hals erkannt und eine Scheuermilch, da macht man nie was falsch. Auf meinem Heimweg durfte ich dann feststellen, dass wir in einem Stoffmekka wohnen, was meine Not mit den Vorhängen nicht direkt mildert, denn der Druck steigt langsam ins Unermessliche. Zum Glück, war im einzigen Geschäft, das zu betreten ich mich getraut habe, ein eigenartiger Verkäufer, der mich behandelt hat, als hätte ich nach einer Schweinshaxn mit Knödel gefragt. Wie ich – mon dieu – auf die Idee käme, sie würden Vorhänge machen?? Stoffe ja, aber ansonsten bräuchte ich einen Tapissier und der könnte sich dann gerne an ihn wenden. Nun ja. Da war das Angebot im letzten Geschäft weitaus selbsterklärender: lauter ausgestopfte Tiere, angefangen vom Schneetiger bis zur Babyeule. Vermutlich musste man sich in diesem Geschäft schon öfter mit erklärten Gegnern dieses Metiers auseinander setzen, denn ein zweisprachiger Zettel im Fenster betont, dass alle Tiere aus Zoos stammten und eines natürlichen Todes gestorben sind. Im Zweifel wurden sie totgestreichelt. Wahrlich eine vielseitige Nachbarschaft!