Alte Griechen, rotzige Eichhörnchen

So! Kennt jemand die Kitkat-Werbung mit den Pandabären? Die, bei der ein Fotograf einen ganzen Tag lang vor einem Pandagehege auf der Lauer liegt, um die blöden Bären zu filmen? Und als er sich dann einmal erschöpft umdreht, fahren sie hinter seinem Rücken auf Rollschuhen hin und her und machen Kunststücke. Und ganz genau so ist es mir heute gegangen. Nur mit einem oder zwei Eichhörnchen. Schon den ganzen Morgen, als mir der Sinn wahrlich noch nicht nach Akrobatik gestanden ist, haben ein oder zwei Eichkater die Bäume unsicher gemacht. Sind aufreizend langsam Äste auf- und abgewandert und haben lange und possierlich an gut einsehbaren Orten verweilt. Da ich den gesamten Winter mit dem Teleobjektiv neben mir am Schreibtisch verbracht hatte, nur um eine gute Serie zu machen, dachte ich, hat ja ja eh keinen Sinn, denn bis ich die Kamera schussbereit hab, sind die Biester längst wieder in ihren Astlöchern. Ich habe sozusagen völlig losgelassen und auch die kleinen Gedanken in meinem Hinterkopf verbannt, dass nun einer der letzten Tage sei, an denen solche Aufnahmen noch möglich sein dürften. Man kann den Blättern vor dem Balkon nämlich beim Wachsen zuschauen und damit sind dann auch die Eichhörnchen für eine lange Zeit wieder unsichtbar. Aber egal, ich war gelassen.

Beim Mittagessen – zum ersten Mal draußen übrigens – ist ein anderer (laut meinem Mann) Eichkater hin- und hergerast. Ich war immer noch ganz cool und habe ihm meine Überzeugung diesbezüglich erläutert. Dann hab ich mich an meine Lieblingsfilme auf ARTE erinnert, wo Naturforscher stundenlang ein Mauseloch bewachen und gleich darauf bekam ich wunderschöne Storchenaufnahmen von meiner Mutter geschickt. Also gut, also gut, hab ich mir gedacht, dann hol ich jetzt den Foto, schraub das Tele drauf und lege mich auf die Lauer. Und was soll ich sagen? Alle Eichhörnchen wie vom Erdboden verschluckt. In der Zwischenzeit hab ich in der Sonne gelegen, gelesen, ein Schläfchen gemacht, gebügelt, einen Film gesehen und was man halt an einem Sonntag so macht. Kein Eichhörnchen. Ich könnte schwören, dass wenn ich meine Ausrüstung rein bringe, die Eichhörnchen aufatmend all die Kunststücke turnen, die sie sich in den vergangenen Stunden in ihren doofen Höhlen ausgedacht haben. Wenigstens bleibt mir die Schadenfreude, dass es da drin recht warm und stickig gewesen sein muss.

Welche Wahnsinnsnaturgesetze sind es, die sowas geschehen lassen? Die Busse länger aufhalten, wenn man auf sie wartet? Die Ampeln, die immer rot sind, auf grüne Welle schalten, wenn man sich einmal den Lippenstift nachlegen möchte? Die Kassenschlangen, die kürzer sind als alle anderen, mit dem einzigen Kunden versehen, der zuerst bar zahlen möchte, dann das Geld nicht hat, dann mit EC-Karte und dann seine Geheimzahl nicht kennt? Oder mit einem, der eine Flüssigzitrone ohne Etikett nimmt? Liegt das wirklich an der eigenen Wahrnehmung? Oder doch an den bösartigen Eichhörnchen? Es geschieht ja recht häufig, dass verschiedene Menschen dieselbe Situation völlig unterschiedlich erleben und dieses Phänomen hat schon der griechische Philosoph Epiktet benannt: Es sind nicht die Dinge an sich, die uns beunruhigen, sondern unsere Sicht der Dinge, bzw. wie wir sie bewerten. In dieser ganz speziellen Situation fällt es mir sehr schwer, das Verhalten der Eichhörnchen anders zu betrachten als als das, was es letztlich ist: eine bodenlose Frechheit!

NACHTRAG: Das war der 600. Beitrag!!!