Bei uns in Schwaben gibt es so ein Sprichwort: Was man kann, tut man, was man nicht kann, lehrt man. Heute, nach einem facettenreichen Tag, habe ich vorhin diese Herren beim Fußballspielen gesehen. Das wäre an sich nichts Besonderes, wenn nicht, ja wenn nicht zeitgleich das WM-Spiel Australien – Niederlande laufen würde. Meine Augen und mein Gehirn haben nicht sofort zusammen gearbeitet, das passiert leider übrigens häufiger, was ganz bestimmt eine Alterssache ist. Also jedenfalls hatte ich – wie meine soziologisch angehauchte Studienfreundin sagen würde – ein Störgefühl. Wieso spielen die jetzt Fußball? Sie interessieren sich doch offenbar für Fußball, sonst würden sie ja nicht spielen. Das ist ein interessanter Punkt, der sich prima an meine Beobachtungen letzte Woche in einem großen Möbelhaus deckt. Dort gibt es nämlich immer größere, immer „integriertere“ Sofalandschaften, die man praktisch gar nicht mehr verlassen muss, außer, um dem Pizzadienst die Tür zu öffnen, aber da findet sich sicher noch eine Lösung (vielleicht ein weiteres Kind?). Auf besagter Sofalandschaft thronend, die einem durch das Wort vorgaukelt, dass man sich eigentlich in gesunder Umgebung aufhält, kann den gesamten Tag und auch die Nacht scripted reality erlebt werden. Die Sendungen sind darauf angelegt, dass der Durchschnittszuschauer sich im Vergleich zu Marie-Jeanette und Guido-Kevin immer noch tippitoppi fühlen kann, denn soooo schlimm ist es bei einem selbst dann doch nicht. Das Leben kann gelebt werden lassen, kein Finger muss gekrümmt werden.
Mit dem Sport ist das ähnlich. All die sportbegeisterten Übergewichtigen, die Tag für Tag an der Strategie der Trainer, der Fitness der Spieler, der Sehfähigkeit des Schiedsrichters rummäkeln, denen sei gesagt: nehmt Euch ein Beispiel an diesen Jungs. Die tun, was ihr angeblich so toll findet, dass ihr eure Sofalandschaft die nächsten Wochen gar nicht mehr verlasst. Ich glaube, ich sortiere diesen Beitrag lieber mal unter „Pamphlet“ ein.