Programmierte Emails mit Marzipanpralinen

Heute habe ich gelernt, dass man Emails auch für einen bestimmten Versandzeitpunkt programmieren kann. Also für mich wäre das gut, denn es kommt bei Kunden und Freunden (Familie kennt das) schon durchaus etwas zwanghaft an, wenn man ihnen morgens um halb fünf, fünf Emails schreibt. Aber ich bin da eben wach, kann ich gar nichts dafür und hätte es auch lieber anders. Allerdings ist dieses System wohl genau andersrum gedacht. Zum Beispiel schreibt man gemütlich gegen halb vier Uhr nachmittags eine Email mit mittlerer Dringlichkeit, kurz nach dem Kaffee und kurz vor dem Heimgehen und programmiert sie für morgens 7.15 Uhr zum Versand an den Chef. Oder dringende Unterlagen, die ein Kollege, den man nicht so mag, am Montag braucht: die programmiert man für Sonntag, 20.15 Uhr, wenn er Tatort schaut. Sehr gemein sowas.
Gibt ja viele blöde Fiesheiten, die einen aufs Leben betrachtet hin nicht wirklich voran bringen. Ähnlich wie das Duplo an der Kasse, das muss auch nicht sein und man muss dafür 15 Minuten laufen oder 40 Minuten Fensterputzen (wer hat bitteschön so viele Fenster??), um die Folgen zu beseitigen. Aber da ist eben doch ein Unterschied: das Duplo ist ein Impuls- ein Lustkauf, die geplant verschickte Email eine strategische Entscheidung. Und da kommt dann etwas Schlimmeres zum Einsatz: Vorsatz statt Gedankenlosigkeit.
Zwar ist es betrüblich, wenn man rein impulsgetrieben handelt und es kann arg schlimme Folgen haben, aber vorsätzlich garstig zu sein ist schlimmer, da sind wir uns wohl einig. Was ich eigentlich versuche ist, mir die aus Vorsatz für meine Mama gekauften Marzipan-Pralinen, die sie – vorsätzlich wie ich meine – nicht gegessen hat und von denen ich jetzt schon vier Stück impulsartig eingesaugt habe, schön zu reden. Klappt nicht so gut. Und das Wissen, dass wir jetzt schon wieder auf der Zielgeraden für die Plätzchen-, Glühwein- und Lebkuchenzeit sind, macht solche Impulshandlungen nicht eben besser. Ich könnte mir jetzt eine Email schreiben und so programmieren, dass sie morgen früh bei mir ankommt. Inhalt: Denk dran, Du musst heute mindestens eine Stunde tanzen, Bowling spielen oder Fensterputzen, um diese Marzipandinger, die Du ja unbedingt essen musstest wieder wegzukriegen! Sind noch vier da, ich hab die Email schon abgeschickt und es ist gar nicht mehr aktuell bis es morgen ankommt. Das ist der Nachteil an so geplantem Zeugs.

2 thoughts on “Programmierte Emails mit Marzipanpralinen

  1. Das hört sich ja alles ein wenig verkopft an. Ist schon sehr bedauerlich das wir uns keiner Lust mehr gedankenlos hingeben können ohne schlechtem Gewissen. Gehe jetzt eine Stunde in den Wald zum Nordic Walken, um die Flasche Prosecco, das Sück Kuchen, die Tagiatelle mit Steinpilzen, die Doraden gegrillt dazu Rosmarinkartoffel, a Viertele Wein und den Nachtisch, den ich allerdings von den anderen Tellern nur genascht habe, weil ich mich nicht mehr getraut habe, einen eigenen zu bestellen, abzulaufen. Leider wird diese Stunde nicht reichen, da kommen wir wieder auf das schlechte Gewissen zurück. Sch…..soll ich jetzt gar nicht gehen, nein ich zieh es durch, um das Gewissen wenigstens ein wenig zu beruhigen. Also liebe Bloggerin, rein mit den Pralinen genießen und dann einen Spaziergang vielleicht etwas strammer als sonst, zum Gemüsehändler und was Gesundes einkaufen. Bei mir gibt’s heute sicher Salat !

  2. Das mit den Pralinen hinterläßt einen völlig falschen und einseitigen Eindruck. Wer je bei der sehr verehrten Bloggerin gegessen hat, weiß worüber ich schreibe. Sobald die Einladung zum Essen ausgesprochen ist, sofort mit jeglicher Nahrungsaufnahme aufhören. Alles andere wäre Selbstmord! Echt. Ich bin ein altgedienter Profi. Am allerbesten ist die Küche, wenn keine Wünsche oder dumme, weil einfache Vorschläge gemacht werden. Jetzt stelle man sich vor, die eingeladene Person hat nicht Hunger wie ein Rudel Wölfe! Gekocht wurde nämlich für ein Rudel Löwen. Man ist dann echt gefordert und bedauert es abgrundtief, keinen zweiten Magen zur Verfügung zu haben. Es ist jedesmal so wundervoll und hervorragend gut und halt etwas arg viel, dass man als einziger Gast schon mal ins Grübeln kommt wegen der geringen Ladekapazität des Magens. Und am Schlimmsten ist dann, dass die Gastgeberin sich auch noch zurückhält, aus Angst, es könnte nicht reichen. Oh Gott, und dann auch noch Pralinen. So etwas esse ich nur, wenn ich nicht satt wurde oder das Essen….na ja war, aber das passiert hier ja nie. Drum gibt es bei uns selten Dessert. Jetzt könnte ich alle Pralinen essen, habe nämlich selbst gekocht.

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