Pariser Modewoche

Man möchte ja nicht jammern und es ist sicherlich auch wichtig und richtig, dass man sich immerzu über den aktuellen Stand der Mode informiert und ganz klar muss das in Paris statt finden. Aber das hat auch seine Schattenseiten, das kann ich Ihnen sagen. Dann nämlich, wenn man mal eben den Großeinkauf mit einem Ziehwagele erledigt und eh schon ein bisschen verschwitzt und verstruppelt daher kommt, weil sechs eineinhalb-Liter-Flaschen Wasser und eine nicht unerhebliche Menge an Obst, Gemüse, Milch, Weinflaschen und was man halt sonst so braucht, eben auch im Wagele schwer hinter sich her zu zerren sind. Dann noch schnell mit dem Metzger rumgetan, der nun nach fast zwei Jahren beginnt aufzutauen und auch versteht, wenn man was nicht Premier-arrondisement-mäßig ordert und dann steht man gefühlten hundert riesigen, dünnen, schönen und abwesend blickenden Gazellen oder staksigen Giraffen gegenüber.
Warum? Weil die gegenüber im Jardin des Tuileries ihr Zelt aufgebaut haben und halt auch mal raus wollen und was für die Mama zum Mitbringen shoppen wollen. Am besten noch in diesem unsäglich unverständlichen Conceptstore Colette, von dem ich bislang nur verstanden habe, dass es überall anders auf der Welt günstiger ist und dass man schon ein recht unsicherer Mensch sein muss, wenn man sich das dort ausgestellte Sammelsurium als Geschmack verkaufen lassen muss. Egal. Einkaufen wird so jedenfalls zu einer – Achtung neudeutsch – Challenge und ich werde mich ihr stellen.
Vorbei mit flachen Ballerinas und Hosen, hinein in wilde Sachen, am besten im Dunklen zusammengestellt, Haare nicht mehr gefönt, einfach hochgezwirbelt, wenn ich so überlege, ich war eigentlich top gestylt, kein Mensch wäre drauf gekommen, dass mein schwarz-weißer Ziehwagen kein Accessoire ist. Muss an meiner Attitüde arbeiten, das ist es.

One thought on “Pariser Modewoche

  1. Hier findet derzeit die etwas andere Modewoche statt. Die männlichen und weiblichen Models sind alle im fortgeschrittenen Alter. Wirklich figurbewusst sieht eigentlich niemand aus. Die Kleidung kann man im weitesten Sinne als zweckmäßig bis katastrophal bezeichnen. Grau, braun ehemals schwarz und zu nichts passend. Schuhe komischerweise in grellen, leuchtenden Farben und bis auf eine haben alle einen blauen Leinenbeutel mit Klinikaufschrift umhängen. Wahnsinn, aber die Herrschaften fühlen sich alle wohl. Und jetzt muss ich zur Raubtiergütterung! Sorry, sonst ist mein Platz an der Säule weg.

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