Jetzt ist die Modewoche vorbei und es laufen nur noch ein paar Versprengte etwas melancholisch durch die Stadt. Gestern gab es nochmal ein Riesenaufgebot und auch ich habe mich in einen schwarzen, modisch glockigen Rock gehüllt (allerdings bin ich bei den Schuhen weich geworden, weil ich einen längeren Marsch geplant hatte) und habe doch wieder zu Ballerinas gegriffen, bin ja auch nicht in der Branche tätig, also bitte! und bin die Rue Saint Honoré hinaufgeeilt. Denn das Eilen ist das A und O, will man nicht in denn Rinnstein geschubst werden von einer wichtigen Pariserin. Es braucht – wir sprachen schon darüber – durchaus ein gesundes, in Marmor gemeißeltes Selbstbewusstsein, um auf den schmalen Trottoirs zu bestehen. Und das meine ich wörtlich. Sie sind zwar klein und schmächtig diese Franzosen und auch schneidend höflich, aber Platz machen sie nur dem, der es ernst meint. Am besten ist es, an etwas anderes zu denken oder in sein Handy zu schauen und wie ein Panzer loszuwalzen. Wird es eng, sagt man knapp „Pardon Madame“ oder eben Monsieur (wobei man das bei der aktuellen Modesituation manchmal auf die Schnelle kaum unterscheiden kann, vorgestern hatten Bauarbeiter aus Versehen einem Mann in einem kurzen Faltenröckchen nachgepfiffen, gut er hatte spektakuläre Beine, aber es war ihnen dann doch sehr peinlich) und rast scheinbar ausstellend, aber eben doch nicht, weiter.
Nachdem ich den ganzen Tag wie eine Wilde Emails geschrieben, Telefonate geführt, Tabellen kontrolliert, etc. habe, dachte ich mir, andere gehen auch essen, tust Du das auch. Während des Treibenlassens bin ich an der Madeleine vor einem Café im strahlenden Sonnenschein gelandet und wollte mich setzen. Ich fand nicht, dass ich so übel aussah, dass man mich in den Innenraum verstecken hätte müssen, aber genau das wollten sie. Weil ich als Einzelne nutzloserweise einen Zweiertisch, der sogar unter Umständen zu einem Vierertisch erweitert werden hätte können, blockiert habe. Aber ich hatte meine Lektion – auch von meinem kleinen zauberhaften Hund – gelernt. Ich bin einfach stehen geblieben. Und schwupps ging alles. Essen war der Mühe nicht wert, aber schön war es doch und parbleu, man kann doch in Sachen Mode gar nicht aufgeschlossen genug sein. Bei mir ging es noch leidlich, aber es hätte noch tausendmal besser sein können, wenn ich a. meine Haare länger nicht waschen würde, b. sie niemals föhnen würde und c. wie schon erwähnt alle Glühbirnen rausdrehen und mich dann erst anziehen würde.
Weiter also. Zu den Kaffeepads, denn die Tabellen kontrollieren sich nicht von selbst. Bin also in das riesige Warenhaus, hab mich noch über die geänderten Öffnungszeiten gefreut, dann über den Geruch gewundert, aber gedacht, dass all die Essensstände sicher ein Tribut an die armen verhungerten Models und ihr Gefolge sind (was natürlich dumm von mir war), dann ins Untergeschoss gefahren und unbeirrt durch einen tropischen Wald an Obst und exotischem Wasweißich gegangen und schließlich vor einem Sortiment verschiedner Reissorten gelandet. Keine Kaffepads weit und breit. Fragen hat nichts geholfen. Kaffee gäbe es dort und aus. Eine Dame hat sich erbarmt und mich in den ersten Stock geschickt und dann auf dem Rückweg ist es mir aufgefallen, dass aus der guten Haushaltswarenabteilung ein Gourmethimmel geworden ist. Offenbar haben nicht nur Männer einen Tunnelblick. Im ersten Stock hab ich mir schwören lassen, dass das die letzte Veränderung in diesem Geschäft sein wird und ab jetzt alles so bleibt wie jetzt. Gut. Kann ja nicht jedes Mal einen halben Tag mit dem Beschaffen von Kaffee verbringen. Aufgrund einer Aneinanderreihung von Fragen meinerseits, ob man Fotos machen dürfte und der Tatsache, dass das nur im 6. Stock des Haupthauses beantwortet werden könnte, bin ich dann noch auf dem Dachgarten der Galerie Lafayette gelandet, was als Abschluss der scheinbaren Bummelei doch wirklich wunderbar war. Und das war’s eigentlich schon für heute. Ein reiner Erlebnisbericht, keine Gedanken, nur Pariser Gebummel.
Mit dem von der sehr verehrten Bloggerin in Aussicht gestellten Outfit hätte die dann supermodisch auftretende Bloggerin, ohne aufzufallen, in das hiesige „Modezentrum “ der etwas anderen Art gepasst. In meiner Anstalt habe ich immer noch eklatante Anpassungsprobleme und wage es nicht,t vorzupreschen. Gebe hier immer noch die spießig, biedere Hausfrau, Mutter, den Fußballgott liebende Rentnerin.
Und was wird nicht gegeben???