Vollmond oder irgendwas fehlt immer

Heute Abend schmiegt sich der Mond so wunderschön an eine rosa Wolke, es sieht aus, als wären sie verliebt und könnten sich nur kurz für diesen Augenblick sehen und treffen. Fast genau diesen Mond haben wir auch gestern Abend an der Piazza Navona gesehen, als wir dort gegessen haben. Das war übrigens wirklich ein Erlebnis, von dem wir auch heute noch zehren konnten. Uns war allen übel, weil leider die Lage nicht immer positiv mit der Essensqualität korreliert. Laut einem alten römischen Sprichwort ist das völlig normal: Qualche cosa mancha sempre, irgendwas fehlt immer. Wie wahr das ist, weiß ich, seit ich vor 15 Jahren hierher gezogen bin. Und das Hundsgemeine daran ist, dass es immer das Unerwartete ist.
Als wir vor elf Jahren vollständig renoviert haben, so vollständig, dass mein Mann mich sogar nach Deutschland verschickt hatte, damit ich niemanden umbringe, haben wir bei allem allerhöchsten Wert auf Qualität gelegt. Mein Mann ist kein Schwabe, schmerzfrei und anders als ich. Dementsprechend wurde die Ausstattung gewählt. Nun braucht man aber keineswegs meinen, dass das vor Schaden bewahrt. Im Gegenteil, die Schäden sind subtiler. Mal geht der Ventilator in der dazugehörigen Lampe einfach so an oder es gibt wilde Lichtblitze im Gästezimmer, was die angenehmen Nebenwirkungen hat, dass besagte Gäste am Folgetag ausgesprochen zahm und scheu im Umgang mit Alkohol sind oder die Lampenabdeckung im Gästezimmer wählt den Moment, in dem jemand unter ihr liegt und schlägt mit lautem Knall aufs Parkett.
Es kann auch sein, dass das Wasser auf einmal keinen Druck mehr aufbaut und der Oleander vor sich hin kümmert und das alles nur, weil der Hauptschalter neben der Spülmaschine einen Wackler hat. Dieser Schalter hatte im Vorfeld schon öfter für Aufregung gesorgt, weil man ihn nicht seiner Funktion zuordnen konnte und das ein oder andere Mal beim Spülmaschine einräumen dran gestoßen war und verärgert und verstört war, weil kein Wasser mehr da war.
Langer Rede, kurzer Sinn, verliebter Mond hin, verliebter Mond her: schöne Dinge sind unter anderem deshalb schön, weil sie gefährdet sind oder weil drohendes Unheil über ihnen weilt. Ich geh jetzt raus, den Mond anschauen, ab morgen, 3.40 Uhr wird er schon wieder kleiner.

4 thoughts on “Vollmond oder irgendwas fehlt immer

  1. Das kann nur der Vollmond sein, denn sonst würde meine Tastatur fehlerfrei funktionieren und nicht alle Anfangsbuchstaben verdoppeln.
    Wir alten erfahrenen Weidegänger wissen, was wir vom Mond zu halten haben. Meistens nichts. Ich liebe ihn trotzdem, denn er verspricht daß der menschliche Körper sich genau wie seine Kugel verhalten wird, nämlich in den kommenden zwei Wochen immer weiter abzunehmen. Beim Mond stimmt’s, bei mir hat es noch nie gestimmt, zur Zeit nehme ich mit oder ohne Mond ab und zu. Der Mond ist zu beeindruckend, als daß man die Erwartungnen, die man mit ihm verknüpft, auch umsetzen könnte. Er ist so schön, so magisch, er lockt und verspricht und ist immer da und wird noch da sein wenn wir alle irgendwo hin gegangen sind. Ich mag ihn gerne, und bei Neumond fehlt er mir!

    • Ich hab ja dem Mond bislang nur sehr wenig zugeschrieben und bin im Allgemeinen gut damit gefahren. Schön ist er schon, am meisten, wenn er so ein kugeliger Moppel ist. Schade, dass das bei Menschen nicht immer so ist.

  2. War gerade im Wald, um eine Runde mit dem Hund zu gehen und weil man da so schön entspannen kann. Dachte ich, konnte aber vor lauter Vögelgeschrei, die sich wohl um die ersten Nüsse oder letzten Beeren stritten, kaum einen klaren Gedanken fassen. So kam ich auf die liebe Bloggerin. Vögel sind ja auch bei ihr immer Thema, also langer Rede…….der Mond fiehl mir da ein und ich dachte, wie schön es wäre, auf der Terrasse in Rom bei einem Glas Wein nach einer üppigen Portion Nudeln über alte Zeiten zu plaudern und den Mond dabei zu betrachten. Das löste in mir eine Zufriedenheit und Ruhe aus, dass ich dann doch entspannt nach Hause kam.

    • Ach, das ist aber schön! Ich sitze in der Tat gerade jetzt bei einem Glas Wein auf der Terrasse und den Blogbeitrag habe ich zunächst bei dem ohrenbetäubenden Grillengeschrei in den Pinien begonnen, aber das war so laut, dass auch ich keinen klaren Gedanken fassen konnte und rein musste. Wenn es nicht arg unrealistisch in dieser Höhe wäre, könnte ich mir jetzt auch die Ponys am Zaun vorstellen….

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