Jetzt ist der tasmasnische Fastrekordhalter geschoren und unter all der Pracht kommt ein mageres Kerlchen mit rosa Stellen und ein paar Restzotteln heraus. Am liebsten würde ich ihn hier zu mir unter die besagte Decke nehmen. Jahrelang ist er als stattlicher Wollkerl durch die Gegend gestapft, unnahbar, ehrurchtgebietend. Und dann das. Wenn er sich beim Trinken in Bächen und Gewässern gespiegelt hat, hat er vielleicht so manches Mal gedacht, ich bin schon ein Kerl, mein lieber Mann, da soll mir ruhig mal einer blöd kommen, geht’s nur her. Alles aus der Sicherheit seiner knapp 24 Kilo schweren Knautschzone heraus. An kritischen Tagen grübelte er vielleicht, ob es nicht besser sei, auf ein paar Butterblumen zu verzichten und lieber nur Klee oder gar Gras zu nagen. Obwohl, er ist ein männliches Schaf, da denkt man bestimmt auch mit hundert Kilo noch, haut schon, alles Muskeln, no problemo.
Von kräftigen Menschen sagt man ja gerne, es sei ein Dünner drin, der raus will, aber ob das immer so ist? Und auch bei Schafen? Ist schon ein schöner Schutzwall bis zum Innersten. Gibt viele solche Schutzwälle. Häuser, Autos, teure Marken, viel Schmuck, all das soll schützen, was sonst nackt und bloß läge. Denkt man. Oft schaut die Welt dann sogar noch mehr hin und der Wunsch nach Schur kommt auf. Fade graue Schafe leben da viel sicherer. Denen will keiner an die Wolle.
Dritter Versuch, den Preis der Wolligkeit zu beantworten. Und auch der wird einem nicht leichtgemacht. Man möchte eigentlich kein fades graues Schaf sein, lieber ein Prunkschaf! Aber wenn dann so ein Mickerling rauskommt, nachdem man seiner Schutzhülle beraubt wurde, muss das Thema überdacht werden. Das war aber in den vergangenen dreißig Jahren meine Aussage, ich sehe angezogen besser aus als nackt! Wir alle verstecken uns hinter irgendwas, wie die sehr verehrte Bloggerin richtig feststellte. Ich finde das rücksichtsvoll und sehr angebracht. Oder empfindet jemand den Anblick von Nackten als Bereicherung? Bei fast allen ist es schöner und besser mit ganz viel Wolle außenrum, am besten noch eingefärbt. Man friert auch nicht so leicht in diesem Sommer.
Das ist wohl wahr. Habe gelesen, dass es in der Tat einer der kältesten, nassesten und dunkelsten Sommer war. Es gibt übrigens eine ganze Reihe Ergebnisse, wenn man eingibt „Nackt gut aussehen“. Scheint einen Nerv zu treffen. Derweil sollte es doch so sein, dass wenn man schon mal nackt ist, das ist, weil man so gemocht wird, wie man ist. Mickrig oder wollig oder grau.